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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Besser geht es nicht.«
    »Ich muß mich bei Euch entschuldigen, Sir, denn ich habe mich verschätzt. Ich hatte Euch für gefährlich gehalten. Jetzt sehe ich, daß Ihr nur ein kleiner Geist seid. Unserem Herrn Jesus Christus wurden sämtliche Königreiche dieser Welt angeboten, und er hat abgelehnt. Ich glaube doch, daß ich dem Verlangen widerstehen kann, die Frau eines anderen zu begehren und ein schönes Leben zu führen. Wißt ihr denn nicht, daß wir in diesem verhexten Zustand alles selbst erschaffen können, was wir uns wünschen? Ihr könnt mir nichts anbieten, das auch nur den geringsten Wert hätte, und eure Drohungen sind nichts als leere Worte.«
    »Leere Worte!« fauchte Quinn wutschnaubend. »Er kommt wirklich. Mein Gott, nicht deiner. Wenn du mir nicht glaubst, dann frag doch die Geister. Sie können hören, wie Seine dunklen Engel herannahen. Seine Nacht wird fallen. Und das ist ein neues Wunder.«
    »Der Tag folgt auf die Nacht, so war es und so wird es immer sein, Amen.«
    Quinn schob sich vom Altar herab und richtete sich wieder auf. Er hielt einen Erinnerungslöscher vor Fletchers Gesicht. »Also gut, der Spaß ist vorbei, Arschloch. Sag mir, was das ist.«
    »Das weiß ich nicht, Sir.«
    »Du hast aber ziemlich freizügig damit um dich geschossen, wie? Galt das mir? Ist das der Grund, warum die Superbullen dich auf die Erde gelassen haben? Hast du vielleicht versucht, mich aufzuspüren?« Quinn winkte nach hinten.
    Frenkel trat in Fletchers Sichtfeld und legte Billy-Joes Körper zu ihm auf den Altar. Der Kopf des jungen Mannes hing schlaff herab. Seine Augen standen weit offen und starrten ins Leere, doch er atmete noch.
    »Wir haben ihn so am Fuß des Archway Towers gefunden«, sagte Quinn. »Der große schwarze Typ hat ihn mit einem dieser Dinger beschossen, bevor meine Leute ihn ausschalten konnten. Ich kann ja verstehen, daß sie nach einer Waffe suchen, die Possessoren aus ihren Körpern vertreibt. Bestimmt arbeitet jeder beschissene Wissenschaftler in der Konföderation daran. Aber das hier ist ein wenig zuviel des Guten, meinst du nicht? Billy-Joe war nicht besessen, und trotzdem hat dieses Ding seine Seele ausgelöscht.« Quinn grinste und entblößte spitze Fänge, die sich in weiße Lippen preßten, als er die Sorge in Fletchers Bewußtsein spürte. »Oder ist dieses Ding für mehr gedacht? Hm? Diese Superbullen spielen mit den höchsten Einsätzen, die es überhaupt gibt. Sie wissen, daß ich einfach in einem anderen Körper zurückkehren kann, und der ganze Kreuzzug beginnt von vorn. Weil ich nicht sterben kann, oder? Wir sind alle unsterblich geworden.«
    Fletchers Gesicht verwandelte sich in eine Maske starrköpfiger Entschlossenheit.
    »Ah«, sagte Quinn leise. Er hielt die Waffe hoch und betrachtete sie mit neuem Respekt. »Wir wollen ein kleines Experiment versuchen, ja?« Er bewegte die Hand über Billy-Joe und öffnete mit seiner energistischen Macht einen Weg zum Jenseits. Eine Seele mühte sich hindurch und fuhr in Billy-Joes Körper. Er richtete sich auf, atmete tief durch und blickte begeistert um sich.
    »Das ist ja wunderbar!« rief Quinn begeistert. »Keine Anstrengungen, kein Schmerz. Wir können den ganzen Prozeß um ein Vielfaches beschleunigen.« Er grinste auf Fletcher herab. »Weißt du was? In den falschen Händen kann dieses nette Spielzeug, das du mir da mitgebracht hast, ziemlich gefährlich werden.«
     
    Die Mietskaserne in der Halton Road bestand aus drei billigen Appartementtürmen, die ursprünglich für die Armen und Alten gedacht waren. Ein Drittel der Bewohner fiel immer noch in diese Kategorie, der Rest arbeitete schwarz am Staat vorbei oder lebte von Sozialhilfe und verbrachte seine Tage mit billigen Stim-Programmen und selbstgebastelten Drogen. Das Leben hielt keine anderen Annehmlichkeiten für sie bereit.
    Der Boden zwischen den Betontürmen war ein Betonhof, mit Reihen kleiner Garagen. Verblassende weiße Linien markierten Baseball- und Footballfelder, deren Körbe und Torstangen schon vor Jahrzehnten ausgerissen oder abgeknickt worden waren. Trotz seiner klassisch-erodierten städtischen Atmosphäre war es die perfekte Lage für Die Disco Am Ende Der Welt.
    Andy hatte seit Sonnenuntergang auf dem ausgetretenen Betonboden getanzt und sich in den allgemeinen Wahnsinn ergeben. Von allen Bewohnern Londons hatten diejenigen, die in Häusern wie seiner Mietskaserne lebten, am wenigsten zu verlieren, wenn die Besessenen aus der Dunkelheit marschiert

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