Armageddon 06 - Der nackte Gott
Ihnen den Antrieb überlassen, ja«, sagte Ione. »Wir kennen Ihre Geschichte, und wir wissen von dem Konflikt zwischen Ihren beiden Rassen. Wir werden nicht zulassen, daß dieser Konflikt erneut ausbricht und andere Spezies hineingerissen werden. Es gibt genügend Raum in dieser Galaxis für Tyrathca und Mosdva, um friedlich zu koexistieren. Es wird sein wie der Separationsvertrag, den Sie hier ausgehandelt haben, aber in einem viel größeren Maßstab.«
»Hier haben wir Waffen, mit denen wir die Mosdva zwingen können, sich an den Vertrag zu halten«, sagte Baulona-PWM. »Was hindert sie daran, die Vereinbarung zu achten, wenn sie den Überlichtantrieb erst haben und wissen, wo unsere neuen Welten liegen? Mit diesem Antrieb werden sie Tojolt-HI verlassen. Unsere Waffen bedeuten nichts mehr. Sie werden alle Tyrathca von Mastrit-PJ vernichten. Sie werden alle neuen Welten der Tyrathca zerstören.«
»Ihr seid es, die zerstören«, sagte Quantook-LOU. »Wir erbauen.«
»Mosdva halten sich nicht an Verträge. Du hast deine Soldaten gegen Lalarin-MG gesandt. Sie sind hier. Wir werden unsere Waffen gegen ganz Tojolt-HI richten.«
»Könnt ihr das bestätigen?« fragte Ione die Besatzung der Lady Macbeth.
»Wir fangen ein paar Bewegungen von Mosdva auf der Dunkelseite auf«, sagte Joshua. »Sieht so aus, als würden sie in die Röhren um den Knoten herum eindringen.«
»Wie viele?«
»Einige hundert. Eine starke Infrarotsignatur.«
»Stammt sie vielleicht von den Zügen?«
»Nein. Es dauert noch fünfzehn oder zwanzig Minuten, bis der erste von ihnen eintrifft.«
»Das sind keine Soldaten von Anthi-CL«, sagte Quantook-LOU. »Sie gehören zu den Dominien, die ebenfalls Anspruch auf den Antrieb der Menschen erheben. Ich werde mit den Tyrathca verhandeln, und ich werde einen Vertrag mit ihnen abschließen. Sie nicht. Gib mir die Informationen. Sobald ich den Antrieb habe, müssen sie sich von Lalarin-MG zurückziehen.«
»Sie sollen sich jetzt zurückziehen«, entgegnete Baulona-PWM. »Sobald sie gegangen sind, werde ich mit dir verhandeln.«
»Ich kann aber erst mit den anderen Dominien verhandeln, wenn ich die Informationen besitze.«
»Ich gebe dir die Informationen erst, wenn du sie weggeschickt hast.«
Auf der Brücke der Lady Macbeth hämmerte Joshua mit der Faust auf die Armlehne. »Meine Güte! Was stimmt nur nicht mit diesen Spinnern?«
»Zwanzigtausend Jahre Haß und Zwietracht sind beiden ins Blut übergegangen«, antwortete Samuel. »Sie können einander nicht vertrauen, nicht mehr.«
»Dann müssen wir diesen toten Punkt eben aufbrechen.«
»Dazu wird allmählich die Zeit zu knapp«, mischte sich Liol ein. »Die Sonnenschaufel hat soeben ihren Bremsschub verringert.«
»Verdammter Mist«, murmelte Joshua. Er wußte, was das bedeutete. Der Bordrechner übertrug den neuen Bahnvektor des riesigen Schiffs in seine neurale Nanonik. Mit einem verringerten Bremsschub konnte die Sonnenschaufel ihre Geschwindigkeit nicht rechtzeitig genug neutralisieren, um neben der Lady Macbeth in zwanzig Kilometern Höhe über Tojolt-HI anzuhalten. Nach den neuen Werten würde sie erst einen Kilometer vor der Dunkelseite zum Stehen kommen, unmittelbar über dem Knoten, in dem Lalarin-MG lag. Und die Schaufel näherte sich mit dem Fusionsantrieb voran; die sonnenheißen Abgasströme würden durch die Tyrathca-Enklave schneiden wie ein heißes Messer durch Butter und den gesamten Knoten verdampfen. Und sie würden die Lady Macbeth ungemütlich nah passieren.
»Ich denke, wir müssen von jetzt an eine etwas aktivere Haltung einnehmen«, sagte Joshua zu seiner Brückenbesatzung. Er richtete die Hauptantenne der Lady Macbeth auf die Sonnenschaufel. »Achtung, Sonnenschaufel! Ihr gegenwärtiger Kurs führt zur Zerstörung von Lalarin-MG. Mitglieder meiner Besatzung befinden sich gegenwärtig innerhalb dieses Dominions. Erhöhen Sie unverzüglich Ihren Bremsschub.«
»Josh, dieses Ding ist mehr als vier Kilometer groß!« sagte Liol. »Das ist kein Schiff, das ist ein Berg. Selbst wenn du es mit Atomwaffen beschießt, reißen seine Trümmer diesen Teil von Tojolt-HI in Stücke! Wahrscheinlich richtest du auf diese Weise sogar noch mehr Schaden an.«
»Ich dachte, ich hätte euch erzählt, wie ich im Ruinenring mit Neeves und Sipika fertiggeworden bin?«
»Oh?« sagte Ashly trocken. »Das war eine wahre Geschichte?«
Joshua bedachte ihn mit einem verletzten Blick.
»Keine Antwort von der Sonnenschaufel«, sagte Liol.
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