Verfluchte Fesseln
1.
„ Sehr
geehrte Kundinnen und Kunden! Unser Haus schließt in zehn
Minuten. Bitte begeben Sie sich zu den Kassen. Wir bedanken uns für
Ihren Einkauf und wünschen Ihnen einen angenehmen Heimweg!“
Das
war die allabendliche Banddurchsage des Einkaufszentrums, wohin
Robert Hässler schnell noch gefahren war, um ein paar Sachen
einzukaufen. Um ein Haar hätte er vergessen, dass Samstag war,
und dass seine Kumpane seit Urzeiten heute Abend zu ihm zum
Kartenspielen kamen. Bier war vorhanden, und so packte er im
Schnelldurchgang die üblichen Getränke, Wodka und
Weinbrand, in den Warenkorb. Er war gerade dabei, noch Chips,
Erdnüsse und Käsecräcker in den Wagen zu werfen, als ihn die samtweiche Lautsprecherstimme an
die Uhrzeit erinnerte.
Mann,
um acht wollten die Jungs bei ihm sein! Das würde er nicht
schaffen. Auf dem Weg zur Kasse rief er Gunnar an, der heute dran
war, die anderen abzuholen und anschließend abgefüllt
wieder zu Hause abzusetzen. Derjenige, der fuhr, trank natürlich
nichts, aber wenn er es dann doch tat, fuhren alle im Taxi heim.
„ Ja,
alles klar! Wir warten so lange auf dich. Aber beeil dich!“,
grunzte Gunnar in sein Handy, gar nicht erfreut über die
Unpünktlichkeit seines Kumpels.
Robert
war kurz vor der Kasse, als sein Blick auf einen wunderschönen,
runden Po fiel. Er gehörte einer außerordentlich hübschen,
dunkelhaarigen Frau, Anfang dreißig, die ihr volles Hinterteil
mit viel Grazie und Eleganz Richtung Kasse schaukelte. Robert
überholte forsch ein älteres Ehepaar und sortierte sich
sich hinter der ihn faszinierenden Frau an der Kasse ein. Wie er
jetzt leider feststellen musste, war sie nicht allein. Ein großer,
etwas griesgrämig dreinblickender Mann, er stand schon hinter
den Kassen, warf ihr ein paar Worte zu, die Robert zwar nicht
verstand, aber die Frau nickte ihm zu.
Sie
musste sich weit über den Einkaufswagen beugen, um ihren Einkauf
auf das Kassenband zu legen, und Robert nutzte schamlos die
Gelegenheit, ihr frech in den Ausschnitt ihres Pullis zu glotzen.
Wow, dachte er, das sind doch mal hübsche, große Dinger.
Genau so, wie ich sie liebe!
Als
ob er es laut ausgesprochen hätte, blickte die Dame plötzlich
zu ihm auf und lächelte ihn zwar verlegen, aber doch freundlich
an. Robert lächelte ebenso freundlich zurück. Er versuchte
sogar, etwas Bewunderung in seinen Blick zu legen, war sich aber
nicht sicher, ob ihm das auch geglückt war.
Robert
fand, dass die Kassiererin die Waren viel zu schnell über den
Scanner zog. Darüber ärgerte er sich jedesmal, wenn er
einkaufen ging und nicht einmal mit dem Einpacken nach kam. Er war
sicher, dass Kassiererinnen so etwas mit Absicht machten, allein, um
Kunden zu drangsalieren. Dieses Mal hatte er zwar keine Probleme mit
diesem sadistischen Pack, aber die Frau, die er so gern noch ein
wenig betrachtet hätte, war viel zu schnell fertig. Sie zahlte
und verschwand im Gefolge ihres Mannes, der es nicht für nötig
hielt, ihr die volle Tragetasche abzunehmen.
Was
für ein Arschloch, dachte Robert. Seine Hoffnung, sie würde
sich vielleicht noch einmal zu ihm umdrehen, wurde leider nicht
erfüllt. So schnell es ging, stopfte er seine Einkäufe in
eine Plastiktüte und lief hinaus auf den Parkplatz.
Die
Superfrau war jedoch nicht mehr zu sehen. Enttäuscht schlug er
den Weg zu seinem BMW ein. Und plötzlich, eine Reihe vor ihm,
sah er das seltsame Paar, dass seiner Meinung nach überhaupt
nicht zusammen passte, wieder. Der Mann nestelte seinen Autoschlüssel
aus der Hosentasche, und dabei fiel etwas auf den Boden, dass Robert
für ein Feuerzeug hielt. Warum, wusste er nicht, aber rief
nicht, hallo, Sie haben da was verloren. Er wartete, bis der Mann
losgefahren war und ging die paar Schritte hinüber, um das
Fundstück aufzuheben.
Zu
seiner Überraschung war es jedoch gar kein Feuerzeug, sondern
ein USB-Stick! Ohne groß darüber nachzudenken, schwang er
sich in sein Auto und fuhr den beiden nach, ohne sich über den
Grund im Klaren zu sein.
Der
Feierabendverkehr hielt sich in Grenzen, und so war es nicht
schwierig, dem Paar zu folgen, ohne zu dicht aufzufahren. Er dachte
über den Stick nach. Was mochte sich wohl darauf befinden?
Vielleicht etwas Privates, dachte er, vielleicht sogar etwas sehr
Privates? Und Robert malte sich aus, was es wohl alles sein könnte.
Auf jeden Fall beschloss er, den Stick erst einmal zu behalten und
dem Wagen weiter zu folgen, um zu sehen, wo die Leute wohnten. Aber
je länger er
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