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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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stieg und sich in der Achse des Zylinders sammelte. Auf jedem einzelnen Dach stand eine Batterie von grellen Scheinwerfern, die direkt nach oben gerichtet waren. Ihre breiten Strahlen wurden im Dunst der Achsenregion gestreut, bevor sie eine Bodensektion genau über sich erhellten.
    Die steilen Endkappen des Zylinders waren bis auf vorspringende Träger glatt und moosbewachsen. Ein schmaler Laufsteg verlief durch die gesamte Achse des Zylinders – mit einer Ausnahme.
    »O mein Gott!« sagte Ione. »Kann das jeder sehen?«
    »Wir sehen es«, antwortete Syrinx.
    Genau im Zentrum des Zylinders, aufgehängt zwischen den Spitzen des Laufstegs, hing ein Bildnis des Schlafenden Gottes. Von Spitze zu Spitze maß es gut zweihundert Meter, und die ausgestellte zentrale Scheibe besaß einen Durchmesser von hundertfünfzig. Ursprünglich war die metallische Oberfläche wohl einmal metallisch glänzend gewesen, doch jetzt war sie von dicken Algenstreifen überwachsen, und brauner Schwamm sproß aus Rissen und Löchern. Beide Aufhängungspunkte waren überkrustet von Flechtenwuchs.
    Die Mosdva schenkten dem Bildnis keine Beachtung, während sie sich gequält durch die Straßen zwischen den Wohntürmen mühten. Die Luftfeuchtigkeit war extrem hoch, und jede Oberfläche war von kondensiertem Tau überzogen. Horizontale Rohre und Simse tropften ununterbrochen. Das ewige Tröpfeln klang wie ein leichter Regen.
    Tyrathca-Brüter (immer paarweise, wie Ione bemerkte) drängten sich auf jeder Kreuzung und unterhielten sich trompetend und pfeifend, während die ungewöhnliche Prozession tiefer und tiefer in den Zylinder vordrang. Nur wenige Angehörige von Vasallenkasten waren zu sehen, die meisten davon Soldaten. Bauern kümmerten sich mit langsamen, arthritischen Bewegungen um die Ranken, banden die neuen Triebe an den Spalieren fest und pflückten die reifen Trauben dunkelvioletter Früchte.
    Je weiter sie zwischen den Gebäuden hindurch ins Innere von Lalarin-MG vordrangen, desto klarer wurde das Bild, das Ione von der Tyrathca-Zivilisation gewann. Überall waren die Merkmale des gleichen lethargischen Zerfalls zu erkennen, der überall auf Tojolt-HI gegenwärtig schien. Ein paar Gebäude waren in gutem Zustand; eines oder zwei von ihnen sogar relativ neu, mit Ranken, die kaum bis zu den Fenstern des ersten Stockwerks reichten. Doch für jeden neuen Wohnturm gab es vier leerstehende. Selbst die Maschinen und Apparate, die aus den Wänden der bewohnten Türme ragten, waren längst nicht ausnahmslos funktionsfähig. Iones magnetische und infrarote Sensoren enthüllten, daß die Gehäuse inert waren und die gleiche Temperatur besaßen wie ihre Umgebung.
    »Sie stehen an der Grenze zwischen Stabilität und Stagnation«, stellte Ione fest. »Und langsam neigt sich die Waage zur falschen Seite.«
    »Es ist der biologische Aspekt«, sagte Ashly. »Es muß so sein. Es ist der eine entscheidende negative Faktor, der hier zum Tragen kommt. Sie müssen sich mit den anderen Enklaven mischen, neues Blut in die uralten Linien bringen, sonst sterben sie mit Sicherheit aus.«
    Schließlich erreichten sie einen runden Platz direkt unter dem Bildnis des Schlafenden Gottes. Er war mit Aluminiumkacheln gepflastert, die mit Quarz bestreut waren, um besseren Halt zu verleihen. Über ihnen baumelten lange Algenfäden vom Rand des Bildnisses, als hätte man ihm einen ausgefransten Rock angezogen. Wasser löste sich von den Rändern und segelte in einem weiten Bogen herab, um den gesamten Platz zu beregnen.
    Tyrathca-Brüter reihten sich an den Seiten der Aluminiumplatten, wo sie vor dem Tröpfeln geschützt waren. Sie saßen auf ihren Hinterläufen, die Antennen hoch aufgerichtet zwischen den zottigen Mähnen, die an ihren Rücken herabliefen.
    Auf ein einzelnes Pfeifsignal des Brüters hin blieben die Soldaten stehen. Quantook-LOU ließ sich augenblicklich niedersinken, bis er mit dem Bauch auf den Platten lag. Sein Atem ging extrem schnell.
    Ein Brüter erhob sich aus der Reihe von Tyrathca und kam zu den Serjeants hinüber. Wie es aussah, war er ein älterer Vertreter seiner Spezies. Sein Fell war bedeckt von grauen und weißen Flecken, schleimige Flüssigkeit sonderte sich aus den Augen ab, und er schien Mühe zu haben, den Blick zu fokussieren.
    »Ich bin Baulona-PWM. Meine Familie reguliert die Elektronik von Lalarin-MG. Die Mosdva kenne ich. Euch kenne ich nicht.«
    »Wir sind Menschen.«
    »Der Distributor der Ressourcen von den Mosdva behauptet, ihr

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