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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ihrem Finger und schickte einen lautlosen Ruf hinaus. Ein Dutzend Vögel flatterten von den kahlen Winterbäumen auf, an deren Äste sie sich wie unheildrohende Blätter geklammert hatten.
    Sie steckte die Rose in das Türschloß. Soweit zu Haught, der sich einbildete, seine Herrin wäre schwachsinnig geworden und brauche Rat; und der seine Anweisungen nur noch lässig befolgte.
    Auch diese Rose hatte Dornen.
    Es war Mittag, und Straton begab sich wieder auf die Straße — unauffällig oder zumindest so weit verkleidet, daß die, die ihn trotzdem erkannten, davon Abstand nahmen, ihn anzusprechen. Den Braunen ließ er im Stall. Er ging zu Fuß. Zunächst schaute er sich hinter einer Schenke um, wo an einer Wand Kreidezeichen darauf hindeuten würden, wenn es eine Botschaft gab. Nichts. Also hatte ein Spitzel versagt, und das wiederum bedeutete, daß es zwei weiteren entlang der Verbindung nicht besser ergangenen war.
    Aber in Freistatt blieb es ungewöhnlich ruhig — wenn man an das Gemetzel dachte, das in der Kaserne auf der Abwindseite stattgefunden hatte. Aber vielleicht war das der Grund.
    Er machte sich Sorgen, aber er leistete sich an einem Stand etwas Heißes zu trinken und sah zu, wie ein paar Straßenjungen mit Abfall spielten. Dann spazierte er die Straße hoch, durch einen Kontrollpunkt ins Viertel der Blauen, und mußte sogleich um einen Karren herumgehen. Ein Esel war mitten auf der Straße verreckt. Die Gerber aus der Schlachthofgegend bemühten sich, ihn auf den Karren zu laden, mit mehr Hilfe der Straßenbengel, als ihnen lieb war. Einer stach dem Gerberpferd unbemerkt in die Flanke, daß es durchging.
    Strat wich aus, spürte wie er angerempelt wurde, und wirbelte herum. Sofort griff er nach einem Arm, der sich hastig zurückzog — sein Herz pochte, seine Beine setzten sich in Bewegung, noch ehe er überlegen konnte, doch er gab die Verfolgung nach zwei Schritten auf. Der Dieb hatte Pech gehabt, sein Beutel war unberührt. Doch er dachte, wie leicht es ein Messer hätte sein können — der Rankaner, der neben dem Esel auf dem Pflaster aufschlug, und das Ilsiger Lumpenpack, das sich vor Lachen überschlug.
    Oder sich vorsichtshalber lieber rasch zurückzog.
    Ihm war plötzlich kalt, wie er so dastand: der Dieb auf der Flucht, die Passanten, die ihn neugierig musterten, vielleicht einen Fremden sahen, ein wenig zu groß und ein wenig zu blond, um an dieser Straßenecke, so tief in der unteren Stadt herumzustehen. Ein Schlachtfeld hatte seine Schrecken: Lärm und Staub und Wahnsinn; doch dieser tägliche Gang durch die Straßen voller heimlicher, abschätzender Blicke, wo er auffiel wie eine Hure auf einem Ball in der oberen Stadt ...
    ... die anderen waren hier in der Überzahl. Er war hier verdammt allein. Ein Rankaner gehörte in die obere Stadt.
    ... in den Sonnenschein ...
    ...an die Spitze von Armeen ...
    »Psst!«
    Er drehte sich erschrocken um, sah das blinzelnde Auge eines lockenköpfigen Jungen, das auffordernde Zucken seines Kopfes in Richtung Gasse, wo sich Gerber und Neugierige um den verreckten Esel scharten. Komm mit, sagte die Geste eindringlich.
    Er erstarrte. Das war keiner ihrer gewöhnlichen Verbindungsleute. Es war jemand, der ihn kannte. Oder der ihn nur als Rankaner, als Zielscheibe, kannte. Und jedes Opfer würde das Ansehen irgend so eines Verrückten der Todestrupps heben, der sich mit ein bißchen Ruhm schmücken wollte.
    Dazu genügte jeder Rankaner, jeder Beysiber, jeder aus der oberen Stadt.
    Er schritt weiter die Straße entlang, bahnte sich einen Weg durch die Menge und ignorierte die Aufforderung. Das war keine Situation, die ihm gefiel — die vielen Leute, die gegen ihn drängten, ihn schoben und stießen. Aber es gab nur einen Weg aus dieser Straße hinaus.
    Wieder zupfte etwas an seinem Gürtel. Er langte danach, drehte sich um und wurde langsamer in der Menge, als seine Hand sich schützend um den Beutel legte.
    Da war noch eine Hand, um sein Handgelenk. Er blickte auf und in ein dunkles Gesicht mit Bartstoppeln, tiefliegenden Augen unter dunklem Haar und einer Mütze, die schon bessere Jahre gesehen hatte.
    Vis.
    Mradhon Vis blickte ihn auffordernd an und bahnte sich seitwärts einen Weg durch die Menge zur Gasse. Straton folgte ihm und verfluchte sich für seine Torheit. Das war ein Nisiagent, eine Falkenmaske, ein Mann, der mehr als einen Grund hatte, ihn nicht zu mögen. Und er war ein Mann, der schon des öfteren Aufträge für ihn erledigt hatte.
    Vis

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