Armeen Der Nacht
anderen waren vielleicht völlig wahnsinnig. »Wir wollen das doch nicht komplizieren, Vis«, sagte Strat bedächtig. »Ich stehe nicht auf deiner Lohnliste, sondern du auf meiner. Dabei wollen wir es belassen. Bisher waren wir auf derselben Seite. Wenn sich etwas tut, bin ich ebenso interessiert daran wie du, es zu erfahren, und ich habe nichts gehört ... Uhhh!«
»Du bildest dir ein, du hättest noch das Sagen, eh?«
»Du kannst mich töten. Dann wirst du dafür bezahlen.«
Er hatte an den Heiligen Trupp gedacht. An Crit. Da sah er das Zucken von Vis' Gesichtsmuskeln, und er erinnerte sich, wer noch mit ihm abrechnen würde und wen Vis noch mehr fürchtete als Ranke.
»Du schmorst in deiner eigenen Hölle«, sagte Vis. »Ich will eine Antwort, ohne Umschweife. Steckt sie dahinter? Hält sie jetzt die Fäden in der Hand? Wo ist der Rest deiner Leute?«
Strat dachte rasch nach. Das Gemetzel in der Kaserne: der unverkennbare Beweis einer neuen Welle rankanischer Unternehmen unter jenen, die wußten, daß sie es nicht getan hatten. Und Vis war zumindest auf der rankanischen Lohnliste, nicht auf jener der Nisibisi. Vis und seine Leute haßten Roxane und ihre Leute. Das hatten sie gemein. »Ein paar des Heiligen Trupps sind hier«, antwortete Straton. »Sagen wir, wir haben dies und das auf den Straßen unterstützt. Genau wie ihr. Und wir möchten, daß diese Straße offenbleibt! Wenn ihr noch mehr Geld wollt, Vis, dann überlegt, was ihr tut. Ich weiß nicht, was sie vorhat, und ganz bestimmt werde ich es nicht ausplaudern, falls ich es herausfinde. Aber meine Leute haben deine in Ruhe gelassen, und keiner von meinen hat einen von deinen umgebracht. Steckt Jubal dahinter? Ist er es? Ist er der große Mann im Hintergrund? Oder ist es Walegrin?«
»Oh, wir sind noch gekauft«, antwortete Vis und nahm das Messer weg. »Von all den üblichen Seiten. Wenn ich ein Dummkopf wäre, würde ich jetzt eine persönliche Rechnung mit dir begleichen. Aber du bist nicht gezeichnet, und ich bin kein Dummkopf.« Wieder ein Wolfsgrinsen. »Du versprichst nichts und drohst nicht. Du willst nur weg von hier, ohne daß du viel sagst. Von meiner Seite war ich behilflich. Trotz so einiger Dinge. Ich sage dir jetzt — und ich verlange nichts dafür —, etwas ist im Gang! Schulden werden eingetrieben. In Abwind. Moruths Meute. Du verstehst doch?«
Moruth, der Bettlerkönig. Der alte Feind der Falkenmasken. Straton blickte Vis an und seine scheinbaren Ilsiger Begleiter, und er zählte zwei und zwei zusammen: Vis, bereit, sein regelmäßiges rankanisches Einkommen aufs Spiel zu setzen, Vis, der Auskunft weitergab, die gegen Moruth und seine Bettler gerichtet war. Das Ergebnis war Jubal. Ganz gewiß. Straton stieß langsam die Luft aus. »Sag Jubal, ich kümmere mich darum. Ich werde es herausfinden. Aber ich mache nicht seinen Laufburschen!«
»Du bist zu gescheit, Hurensohn!«
»Und du zu unüberlegt, Bastard. Das ist auch Jubal, wenn er sich einbildet, er hätte dich und deine Hundesöhne eingekauft. Wie viele sind noch in der Stadt? Du nützt die Lage, nicht wahr?«
»Genau wie du. Eine Menge von uns. Aber wir werden nicht wie die Hurensöhne in der Kaserne sterben. Ihr habt es jetzt mit etwas anderem zu tun.«
»Die Nisi hätten deine Därme gern als Bänder. Das weiß ich von meinen Spitzeln.« Strat grinste Vis betont ins Gesicht. Wir sind verdammt wenige. Zu uns gehören keine Bergnisi. Ich weiß, weshalb sie auf dich scharf sind, Vis. Doch davon wollen wir jetzt nicht reden. Vielleicht kann Jubal dich ohne Hilfe verstecken. Vielleicht wirst du feststellen, daß Ilsiger Geld dünner fließt. Sagen wir, du und deine feinen Freunde zieht euch jetzt zurück und dankt euren merkwürdigen Göttern, daß wir, du und ich, uns zu nichts Unüberlegtem haben hinreißen lassen. Und wir werden einander nicht mehr an Vergangenes erinnern.«
»Also führt nicht Ranke was im Schild?«
»Nein, nicht Ranke. Nicht wir. Nicht ihr. Was immer ins Rollen gekommen sein mag, es geht weder von euch noch von uns aus. Auch nicht von Jubal.«
»Ilsiger!« sagte Vis.
»Von den Ilsigern?« Befreit spuckte Straton vor Verblüffung aus. »Winder!« Er starrte den gesetzlosen Nisi an und besann sich der eigenartigen Stille auf den Straßen.
»Es sind die Ilsiger«, sagte Vis nun überzeugt. »Was sind unsere Leben noch wert, wenn sie zuschlagen, hm? Das sind eine Menge Messer!«
Weitere Boten waren unterwegs, die meisten schwarz und gefiedert.
Einer
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