Armum, Kerle, Liebe 1 - Lutz ist schwul (Amrum und die Liebe) (German Edition)
ja klar.“
„Wieso?“ I ch wende mich ihr jetzt ganz zu.
Die Blondine steckt in hautengen Jeans. Ihr Oberteil verdient den Namen kaum, dafür ist es zu klein. Es verdeckt nur das Notwendigste. Was das ist? Nun, es ist eine Art Schal, der links und rechts über ihre Brüste läuft, mehr nicht.
„Tante Elvira ist bekannt dafür, nur die schärfsten Hengste zu beherbergen“, klärt sie mich auf.
„Witzig. Dann bin ich wohl ein Fehlgriff“, sage ich mit einem unfrohen Lächeln.
„Oh Mann, du musst mal lockerer werden .“ Blondie blinzelt und dreht sich um. Über die Schulter ruft sie ein ‚man sieht sich auf der Insel‘, dann verschwindet sie zwischen den anderen Passagieren.
Ich atme auf und wende mich wieder der Aussicht zu. Amrum ist inzwischen deutlich zu erkennen. Ich betrachte die grösser werdenden Häuser und sauge die frische Luft tief in meine Lunge. Urlaub, zwei Wochen Zeit zum Lesen und ausspannen. Spazierengehen, gut essen und einfach mal die Seele baumeln lassen.
Mit dem Bus fahre ich vom Anleger bis zur ‚Blauen Maus‘, wo ich anhand der Anfahrt sskizze schnell den richtigen Weg finde. Meinen Koffer hinter mir herziehend laufe ich durch eine kleine Seitenstraße gleich hinter der Kneipe und atme den Kiefernduft ein. Nach wenigen Metern biege ich links ab und finde mich vor der Pension wieder. Ein langgestrecktes Gebäude im Friesenstil, wahrscheinlich schon fast hundert Jahre alt, liegt vor mir. Der Garten wirkt gewollt verwildert. In den Beeten vor dem Haus blüht eine Vielfalt bunter Blumen, Bäume beschatten die Fenster. Ich entdecke einen Strandkorb, den ich mir gleich als Platz für nächtliche Sternbetrachtungen vormerke.
Langsam laufe ich auf die Haustür zu, die aufgestoßen wird bevor ich sie erreicht habe. Eine kleine Frau mit grauen Löckchen und einem strahlenden Lächeln erscheint und wischt sich die Hände an ihrer Schürze ab.
„Lutz Schlachtermann?“, ruft sie mir entgegen.
„Ja, der bin ich.“ Ich lächle die Dame an, ich kann gar nicht anders.
„Willkommen .“ Ich werde an einen mütterlichen Busen gedrückt und gleich darauf in einen dämmrigen Flur geschoben. „Ich bin Elvira. Dein Zimmer ist oben, geh schon mal die Treppe rauf, ich komm gleich nach.“
Die Begrüßung irritiert mich etwas, aber sie gefällt mir. Mein Freund Lars hat mir diese Pension ausdrücklich empfohlen. Ich weiß um die Dinge, die sich hier in der Vergangenheit abgespielt haben. Paare haben sich hier gefunden, auch Lars hat hier seine große Liebe entdeckt. Ob ich auch darauf aus bin? Klar, ich habe Hoffnung, aber natürlich ist es Unsinn, diese an einem Gebäude festzumachen. Langsam steige ich die Stufen hinauf und bleibe in einem langen Gang stehen. Hier gibt es nur ein Fenster, das spärliches Licht hereinlässt.
„So .“ Elvira erscheint schnaufend hinter mir und öffnet eine Tür zu meiner Rechten. „Das ist dein Zimmer. Abendessen um sechs, Frühstück zwischen acht und zehn. Ich bin in der Küche, immer der Nase nach, wenn du Fragen hast.“
Die kleine Frau streicht mir sanft über den Arm, blinzelt und geht zurück zur Treppe. Dort bleibt sie stehen und überlegt kurz.
„Die Haustür ist immer offen“, sagt si e und lächelt mich an. „Ob du dein Zimmer abschließt bleibt dir überlassen, der Schlüssel steckt. Wir sind hier nicht ängstlich. Geklaut wird auch selten.“
„Okay, danke .“ Ich und gucke zu, wie sie vorsichtig die Treppe hinabgeht.
Sie muss wohl fast siebzig sein, dem Grau ihrer Haare und den vielen Falten nach zu urteilen. Dennoch hat sie eine erfrischende Art, die sie jünger wirken lässt. Ich rolle den Koffer in das Zimmer und gucke mich um.
Rosen. Das ist das erste, was mich fast erschlägt. Beim zweiten Blick wird es besser. Ein breites Bett, ein Stuhl, ein Schreibtisch. An der Wand hängt ein großer Spiegel, daneben steht ein Schrank. Eine Tür gleich hinten neben dem Fenster scheint ins Bad zu führen. Ich schaue mich um, packe dann meinen Koffer aus und werfe einen Blick aus dem Fenster. Der Garten und die Straße sind von hier aus gut zu sehen. Ich habe noch eine halbe Stunde bis zum Abendessen und setze mich auf den Stuhl, um in Ruhe den Ausblick zu genießen .
Das Geräusch des sich nähernden Motorrades höre ich schon von weitem. Das Dröhnen der schweren Maschine zerreißt die Stille und gleich darauf sehe ich, wie ein schwarzgekleideter Kerl das Ungetüm vor dem Grundstück abbremst. Unvermittelt erstirbt der Lärm, der Mann
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