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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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daran, die Wohnung ein wenig zu untersuchen.
    Alles in allem war sie auffallend leer und unpersönlich. Auf dem Sekretär fanden sich ein paar kleine Bücher mit Wahrscheinlichkeitstabellen, wie sie Spieler verwenden. Sie behandelten verschiedene Pokerspiele und Backgammon. Da sie offensichtlich auf Polnisch geschrieben waren, nutzten sie mir wenig. Ich machte mir aber eine Gedankennotiz, mir ein deutsches Exemplar für Backgammon aufzutreiben. Ansonsten waren da noch Werbeschreiben und vier Briefe von Banken. Die meisten Laden waren ebenso leer wie der kleine Tresor im Geheimfach. Im Schrank nur ein paar Anzüge, Hemden und anderes Kleinzeug.
    Danach machte ich mich daran, den Mann zu untersuchen. Seine Taschen waren leer. Sein Feuerzeug, selbstredend Dupont 6284 in Gold, lag auf dem Tisch, neben mehreren leeren und halb vollen Zigarettenschachteln. Marlboro und chinesische Lungentorpedos, deren Tabak so schwarz war wie die Nacht. Allein die Brieftasche, in der sich Visitenkarten, ein Ausweis, sein Handy und ein paar Euro in bar fanden, war interessant. Den Namen auf dem Ausweis merkte ich mir, der Mann hieß Mirko Slupetzky. Die Visitenkarten notierte ich mir in mein Notizbuch, in griechischer Schrift. Direkt neben ein paar Stichworten zu einer philologischen Analyse, das würde keinem auffallen. Sein Handy hätte mich sehr interessiert, aber es war ausgeschaltet und ich kannte seinen Code nicht. Ich steckte es trotzdem ein, vielleicht fand sich ja ein Weg, an den Dateninhalt zu kommen. Außerdem hatte ich noch nie ein iPhone in der Hand gehalten.
    Das MacBook Air ließ ich in meine Tasche gleiten, mitsamt den dazugehörigen Kabeln. Auf der Festplatte war sicher etwas zu finden. Schließlich ging ich mit den beiden Gläsern, die Lippenstiftspuren aufwiesen, in die Küche und putzte sie sauber, worauf ich sie ins Regal zurückstellte. Dann machte ich schnell das Bett und wischte über einen Großteil der glatten Flächen, es musste ja niemand wissen, dass sich die kleine Benzpilotin in der Wohnung aufgehalten hatte. Da ich mir um die Patronenhülsen keine Sorgen zu machen brauchte, schließlich war ein Revolver benutzt worden, war ich gerade dabei, mich wieder hinaus zu schleichen, als mir die beiden Schlüsselbunde neben der Türe auffielen. Ich sah sie schnell durch und nahm dann den mit den Ersatzschlüsseln. Einen für die Haus- und Wohnungstüre, einen für den Postkasten und einen für das Auto des Toten, einen Skoda. Sachte lehnte ich die Tür wieder an und schlich hinunter, und als ich meine eigene Wohnungstür hinter mir schloss, lehnte ich mich dagegen und atmete mehrmals tief durch.
    Es war still in der Wohnung, dunkel und wohlig warm. Bevor der angenehme Teil des Abends beginnen konnte, musste ich schnell den elektronischen Schließfachschlüssel verschwinden lassen und die Handschuhe, die ich oben getragen hatte, verbrennen. Der billige Kunststoff verglühte rückstandslos, nur die Schlüsselkarte stellte mich vor ein Problem. Schließlich ließ ich sie einfach ins Altpapier gleiten. Zwischen den Seiten einer uralten Ausgabe der New York Review of Books war sie bis morgen sicher, falls ich bis dahin Besuch bekommen sollte.
    Danach entledigte ich mich meiner kalten, nassen Kleider und zog die Haussachen an, die ich klugerweise winters immer über die Heizung hänge. Schließlich ließ ich mich auf die Couch sinken und holte die Wellnessutensilien hervor. Ich hatte zwar den ganzen Tag nichts gegessen und durch die Taxifahrten auch noch das letzte Geld verbraucht, aber dafür hatte ich zu kiffen wie ein Weltmeister.
    Sorgfältig faltete ich den Umschlag einer Philologenzeitschrift und riss ein rechteckiges Stück ab. Eine der kurzen Kanten knickte ich und rollte das Ganze ein. Mit viel Kraft und Geschick hielt der Filter seine Form und ich nahm mir zwei lange Papierchen aus der Schachtel. Ich leckte die gummierte Seite des einen an und fügte beide zu einem L zusammen. Danach zerkleinerte ich eine der Dolden und mischte die kleinen, harzig duftenden Freunde mit Shaq. Nachdem ich den Filter eingesetzt hatte, würzte ich nach Herzenslust und rollte das hauchzarte Papier. Es knisterte verlockend wie das Geschenkpapier früher zu Weihnachten, der Duft stieg mir in die Nase, mein Mund wurde trocken und meine Finger schweißnass vor Vorfreude.
    Schließlich legte ich mein Kunstwerk vor mich auf den Tisch, dimmte das Licht und sorgte für Musik. Ich kramte im Regal und holte eine Scheibe heraus, zog sie

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