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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Leichte Wellen schlugen gegen den Bug der Garbe . Das Licht der tief stehenden Sonne glitzerte auf den Wellen des Flusses. Fahs war auf ihrer Seite. Er hatte den Südwind geschickt, und der schob sie langsam, aber stetig den Dhanis hinauf. Mehitu blickte zum Himmel. Rosafarbene Wolken schmückten den hohen Abendhimmel. Das Wetter würde sich halten. Unter Deck knarrten die Riemen, die Ruderer legten sich mächtig ins Zeug. Er lauschte auf ihren Takt. Fahs ’ Wind mochte helfen, aber es waren immer noch Menschen, die den schweren Teil der Arbeit zu erledigen hatten. Mehitu blickte zurück und sah die Schiffe, die ihnen folgten. Sechs, mit der Garbe sieben. Sie hatten kein einziges verloren. Auch auf den anderen Schiffen tauchten die Männer die Ruderblätter kraftvoll ins Wasser und stemmten sich gegen die Strömung. Es waren gute Leute, sie ruderten gleichmäßig, obwohl die Trommeln schweigen mussten. Es ging langsam voran. Mehitu betrachtete das Ufer. Hinter dem dichten Schilf lag der Treidelpfad. Er seufzte. Es ging ihm gegen den Strich, seine Leute an die Ruder zu setzen, aber Treideln war natürlich nicht möglich. Es war ihr Glück, dass Fahs ihnen den Südwind geschickt hatte, denn so waren sie nicht auf Zugtiere angewiesen. Zugtiere, die sie gar nicht hatten, wie Mehitu in Gedanken ergänzte. Er spuckte schnell über die Schulter ins Wasser. Er war abergläubisch und wollte den Wind nicht beschreien, auch nicht in Gedanken. Sapi, der vorne im Bug Ausschau hielt, ließ einen leisen Pfiff hören und winkte ihn heran. Mehitu trat nach vorne. Da trieb etwas auf sie zu. Es war ein
Leichnam, ein Krieger in leichtem Lederpanzer. Er trieb kopfunter in der Strömung.
    »Serkesch«, meinte Sapi.
    Mehitu nickte. Der Tote konnte noch nicht lange im Fluss sein. Die Echsen hatten ihn noch nicht entdeckt. Er sah dem toten Körper nach, der sich langsam in den Strudeln drehte, die die Ruderer erzeugten. Mehitu runzelte die Stirn. Ihm war, als würden die letzten Segel etwas zurückfallen. Er war nicht nur der Elepu dieses Schiffes, er war der Bel Elepai, der Führer dieser Flotte, und es war seine Aufgabe, die Schiffe zusammenzuhalten. Noch war der Abstand nicht besorgniserregend, doch er wollte ihn im Auge behalten.
    »Dem da haben sie die Kehle durchgeschnitten«, sagte Sapi.
    Mehitu wusste einen Augenblick nicht, wovon der Mann sprach, dann entdeckte er den zweiten Toten, der durch den Bug der Garbe zur Seite gedrückt wurde und zwischen Rumpf und Ruderblättern flussabwärts trieb. Es schien noch Blut aus der Wunde zu flie ßen. Er konnte wirklich noch nicht lange tot sein. Waren sie zu schnell? Er suchte das Ufer ab. Irgendwo dort im Schilf warteten die Wachposten der Serkesch. Und hinter ihnen schlichen die nackten Füße der Hattu lautlos durchs Schilf. Der Bel Elepai beglückwünschte sich noch einmal zu seinem Einfall, die Krieger an Land zu senden. Bis jetzt schienen sie jeden Posten beseitigt zu haben, bevor er Alarm schlagen konnte. Er blickte noch einmal zum Himmel. Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden. Bald würde die Nacht ihren schützenden Mantel über sie ausbreiten, und spätestens bei Anbruch des Tages würden sie Ulbai erreicht haben – wenn alles glattging. Mehitu seufzte. Das dichte Grün am Ufer versank allmählich im Zwielicht. Der Treidelpfad würde bald enden. Das westliche Ufer des Weißen Dhanis war ein schmaler Streifen Land, der sich vom Meer bis beinahe nach Ulbai hinauf zog. Ein Geschenk der Götter an die Seefahrer, denn
wie ein natürlicher Damm sorgte er dafür, dass der Fluss seinen Lauf hielt. Jenseits dieses langen Streifens erstreckte sich nur noch der endlose Sumpf mit seinen ungezählten kleinen Wasserarmen und Tümpeln. Die Akkesch hatten schon vor langer Zeit die Lücken in diesem Damm geschlossen und den Treidelpfad angelegt. Zwei Dörfer lebten davon, dass sie die Ochsen bereit hielten, die in großen Gespannen die schweren Frachtschiffe den Fluss hinaufschleppten. Das Dorf im Süden hatten die Serkesch zu Beginn der Belagerung niedergebrannt und die Ochsen geschlachtet. Das Dorf im Norden hielten sie besetzt. Sie hatten es befestigt und versuchten, von dort aus die Verbindung der Stadt zum Meer abzuschneiden. Mehitu nickte grimmig. Sie mussten dicht an diesem Lager des Feindes vorüber. So fest würden selbst die Serkesch nicht schlafen, dass sieben Schiffe unbemerkt vorbeischlüpfen konnten. Und die Hattu mussten die Seilsperren kappen, die der Feind über den Fluss

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