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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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wie du willst«, log ich mit gespieltem Verständnis. »Das Problem ist der Boss. Du weißt, wie die ticken, diese Scheißsüditaliener, wenn einer nicht zahlt, sehen sie rot. Er schickt dir die Rumänen, und die brechen dir Arme und Beine. So funktioniert das.«
    »Hilf mir, bitte«, jammerte er verzweifelt.
    »In einer Woche verdoppelt sich die Summe. Du kennst die Regeln. Du bist kein kleiner Junge mehr.«
    »Hilf mir, wir sind doch Freunde.«
    Ich tat so, als würde ich Flora erst jetzt bemerken. »Wer ist die schöne Dame?«
    »Meine Frau«, antwortete er überrascht.
    Ich packte ihn am Arm und drückte brutal zu. »Dann weißt du, unter welchen Bedingungen ich dir helfen kann.«
    Ich ließ locker und ging.
    An diesem Abend ließ sich der Schuhhändler nicht im Blue Sky blicken. Ein paar Tage später, als ich morgens um vier das Lokal verließ, blinkte ein Wagen auf. Ich ging hin. Es war Floras Hyundai-Coupe. Sie ließ die Scheibe hinunter.
    »Ich fahre hinter dir her«, sagte sie ohne jede Emotion.
    Zu Hause bat ich sie, es sich im Wohnzimmer bequem zu machen. Sie zog die Pelzjacke aus. »Fickst du mich hier oder im Bett?«, fragte sie ätzend.
    »Verschwinde«, gab ich zurück. »Sag deinem Mann, morgen sind die vierzig Millionen fällig, oder die Rumänen kommen. In den Laden. Dann weiß der ganze Ort, wie er das Geld verhurt.«
    Sie hob resigniert die Arme. »Entschuldigung.«
    Die Puppe ließ sich also zähmen. Ich beschloss, sie noch ein bisschen zappeln zu lassen, und setzte sie vor die Tür.
    Zwanzig Minuten ließ ich sie in der Kälte stehen. Sie bewegte sich nicht von der Stelle, sondern klingelte unentwegt.
    »Hau ab«, rief ich durch die Sprechanlage.
    »Lass mich rein. Sonst sieht mich noch wer.«
    Ich drückte auf den Türöffner und ging zum Sofa. Als sie eintrat, bedeutete ich ihr, sich neben mich zu legen. Ich streichelte ihr mit dem Handrücken das Gesicht, dann griff ich ihr unter den kurzen Lederrock und spielte mit dem Bund der Nylonstrümpfe.
    »Du hast dich zurechtgemacht wie eine Nutte«, lachte ich, um sie zu beleidigen.
    Sie senkte den Kopf. »Weil ich es muss, um den Laden und unseren Ruf zu retten. Meinen und den von meinem Mann, dem Arschloch. Übrigens, wie lang soll das hier gehen?«
    »Bis dein Mann seine Rechnung beglichen hat. Ohne Zinsen natürlich. Die Zinsen zahlst du.«
    »Unter einer Bedingung: Mein Mann betritt euren Laden nie wieder.«
    »In Ordnung.« Das war mir nur recht. Natürlich durfte ich nicht riskieren, dass der Bursche zugekokst und besoffen anfing, die Geschichte mit seinen Schulden rumzuerzählen. Mein Chef würde das sofort erfahren.
    Ich näherte mich ihr, um sie zu küssen.
    Sie schob mich weg. »Nein, keine Küsse.«
    Ihre Weigerung erregte mich nur noch mehr. Ich zwang sie, mir in die Augen zu sehen. »Jetzt werden wir beiden knutschen wie zwei Teenies bei ihrem ersten Mal, sonst ist der Handel geplatzt.«
     
    Die Sache mit Flora ließ mich unkonzentriert werden. Sobald ich an sie dachte, bekam ich einen Ständer, und wenn ich es nicht mehr bis nachts aushielt, ging ich in der Mittagspause in den Laden, wartete, bis die Angestellten weg waren, und legte Flora im Lager zwischen den aufgestapelten Schuhkartons flach.
    Als zwei Rumäninnen neu ins Blue Sky kamen, machte ich mir nicht viele Gedanken und verlangte auch von ihnen meinen Anteil. Logischerweise erzählten sie das sofort den beiden Gorillas. Am Feierabend kam der Boss lächelnd zu mir und bat mich, mal ins Büro zu kommen. Die Rumänen brachen mir den linken Arm. Der Knochen knackte wie ein trockener Ast, es tat unerträglich weh. Ich kotzte auf die Auslegeware. Dafür kassierte ich noch einen Faustschlag auf den Bruch. Dann setzten sie mich in einen Sessel vor den Boss.
    »Zugegeben, das hast du raffiniert angestellt.« Er betrachtete die Nägel seiner kleinen Finger. »Intelligente Menschen verdienen Respekt. Darum hab ich meinen Männern gesagt, sie sollen dir nur ein bisschen wehtun. Die Mädchen verdienen eigentlich wirklich genug. Du steckst ab sofort das Geld von jeder zehnten Separeenummer ein, aber für die Kasse. Wenn ich dich noch einmal dabei erwische, dass du etwas veruntreust, landest du unter der Erde. Die Jungs können tüchtig graben.«
    Ich sah die beiden Gorillas an. Erst würden sie mich zu Tode prügeln, dann die Schaufeln aus dem Kofferraum holen.
    »In Ordnung. Wird gemacht«, versprach ich, erleichtert, dass er von der Erpressung des Schuhhändlers nichts zu wissen

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