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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Zeitungen konnten wir entnehmen, dass er allabendlich dort vorbeikam. Wir hatten das einfach nicht kontrolliert, waren zu beschäftigt damit, in der Kneipe mit den Aktionen anderer anzugeben. Nach einer halben Stunde auf der Wache beschloss ein Mädchen, mit dem ich seit ein paar Wochen ging, auszusagen und unsere Namen zu verraten. Wir mussten in aller Eile über die französische Grenze. Als wir dann ein Jahr später in Paris erfuhren, dass wir zu einer Haftstrafe verurteilt waren, sahen wir einander in die Augen und beschlossen, Helden zu spielen. Nur war der Dschungel eine andere Nummer als das Quartier Latin, er war nicht Bergamo und auch nicht Mailand. Und wenn der Feind dich fasste, steckte er dich nicht in den Bau, sondern zog dir bei lebendigem Leibe das Fell über den Kopf. Bei unserer Ankunft waren wir voller Begeisterung und gesundem revolutionärem Eifer, aber nach einer Woche hatten wir begriffen, dass das Leben bei der Guerilla die Hölle war. Glücklicherweise wurden wir nie an vorderster Front eingesetzt. Zum direkten Kampf mit den Rangern der Diktatur und ihren amerikanischen Ausbildern fehlte uns der Mumm, anders als den schweigsamen Indios. Die lächelten nie. Sie lebten und starben unbewegten Gesichts. Mein Freund war mit der Zeit durchgedreht. Er hatte angefangen zu trinken und mit den Soldaten, die unsere Einheit bei ihren Hinterhalten gefangen nahm, seine seltsamen Spielchen zu treiben. Ich hatte ihn gewarnt, dass man in dieser Gegend kein Verständnis für gewisse Schwächen hatte, aber er hörte auf niemanden mehr. Er verbrachte die Tage wie ein Roboter in Erwartung der Nacht.
    Ich nutzte die Ankunft eines Trupps von Fernsehleuten aus Spanien, um Comandante Cayetano, den gefährlichen Kämpfen und der gerechten Sache, die mir mittlerweile scheißegal war, zu entkommen. Eine kurzbeinige, dickärschige Journalistin hatte ein Auge auf mich geworfen. Ich gab ihr das Gefühl, ein berauschendes Abenteuer mit einem der letzten Kämpfer der Internationalen Brigaden zu erleben. Nach ein paar leidenschaftlichen Nächten erwirkte sie beim Comandante, dass er mich als ihren Assistenten bei den Interviews abstellte. Ich floh zu Fuß über die Grenze nach Costa Rica, nachdem ich versprochen hatte, zu ihr nach Madrid zu kommen. Aber ich hatte keine Papiere, und mit der Aussicht auf Lebenslänglich nach Europa zurückzukehren, schien mir immer noch ein zu großes und sinnloses Risiko. Lieber suchte ich mir eine Arbeit am Strand. Investoren aus Europa, vor allem aus Italien, hatten angefangen, an der wunderschönen, unversehrten Küste Hotels hochzuziehen. Es gab keine Verträge, keinerlei Bodennutzungspläne, und die Frage der Baugenehmigung wurde mit einem schlichten Schmiergeldsystem geregelt. Vom Paradies auf Erden zum Paradies aus Beton. Neben Italienisch sprach ich Spanisch und kam mit Französisch sehr gut zurecht. Eine italienische Hotelbesitzerin stellte mich als Barkeeper ein, eine stinkreiche Vierzigerin, sie lebte getrennt, hatte keine Kinder. Eine geschäftstüchtige Mailänderin. Eine von denen, die wissen, woran sie mit einem sind. Als ich mich vorstellte, musterte sie mich von oben bis unten. Der Anblick schien ihr zu gefallen, aber dumm war sie nicht. Sie sagte mir ins Gesicht, ich sei eindeutig ein Terrorist auf der Flucht. Einer von diesen Idioten, die ihr Auto abgefackelt hatten, um mitten in Mailand eine Barrikade zu errichten. Sie wusste noch das Datum. Ich auch. Drei Tage des Zorns, die ganze Stadt stank nach Benzin und Tränengas, zwei Tote, Varalli und Zibecchi. Ich tischte ihr eine kitschige, aber glaubwürdige Story auf. Sie schärfte mir ein, mich unauffällig zu verhalten; die costa-ricanische Polizei hatte keinerlei Sympathien für politische Flüchtlinge. Verglichen mit dem Dschungel, erschien mir dieser Ort wirklich wie das Paradies, und zum ersten Mal seit meiner Flucht plante ich, Wurzeln zu schlagen. Mein Schicksal allerdings lag in den Händen der Chefin; nach Feierabend in ihr Bett zu schlüpfen, schien mir die beste Methode, um die Situation unter Kontrolle zu halten. Sie hieß Elsa und war nicht übel. Klar, am Strand liefen viel schönere und jüngere Frauen herum, aber ich war nicht in der Position, mir solchen Luxus zu erlauben. Sie war ziemlich kompliziert und ließ sich vor dem ersten Kuss zwei Monate umwerben. Sie glaubte nicht daran, dass meine Liebe echt war, und auch fast nichts von dem, was ich ihr erzählte. Es fiel mir nicht schwer zu lügen, es machte mir

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