Arschloch!
Käsestangen und einer ganzen Menge Alkohol nichts zu mir genommen habe. Ich hatte mir schon so schöne Ausreden einfallen lassen, falls es jemandem aufgefallen wäre. Zum Beispiel: „Dann bleibt mehr für die Gäste übrig!“ oder „Der Adel speist nicht mit dem Pöbel.“
Ich werfe einen Blick ins Tiefkühlfach, finde zwei Pizzen und habe einen Einfall. Mit den beiden Pizzen in den Händen geht es rüber ins Wohnzimmer. Ich lege die Kartons auf meinen schwarzen Couchtisch, drehe die Musik leiser und rufe:
„Ich habe gerade zwei Pizzen gefunden! Die Auktion läuft! Wer bietet?“
„Was sind das für Pizzen?“, frag Thomas.
„Die eine mit Salami und Peperoni. Die andere mit Thunfisch!“, sage ich und halte die Kartons in die Höhe.
„Geil!“, sagt Thomas. Ich gehe zu Michael rüber und reiche ihm meine Kamera.
„Hier! Film mich mal bei der Auktion!“
„Okay! Mach‘ ich!“
Nach ein paar Sekunden gibt er mir das Okay.
„Das Mindestgebot liegt bei drei Euro.“
„Ich biete fünf für die Salami Pizza!“, ruft Peter.
„Höre ich weitere Gebote?“
„Sieben!“, ruft mir der Kerl zu, der mit Yasmin gekommen ist.
„Neun!“, wirft Daniela ein. Nur so zum Spaß, wie sich einen Augenblick später herausstellt. Sie wollte mal einfach so mit bieten. Inzwischen ist sie total besoffen. Ein anderer Gast bietet großzügige 22 Euro. Ein Raunen geht durch mein Wohnzimmer. 22 Euro sind geboten. Höre ich mehr, höre ich mehr, mehr? Nein. Die Thunfisch Pizza geht an einen Freund von Michael, der die Idee der Spendenparty genial findet und der Ansicht ist, er würde der Welt was Gutes tun. Er bezahlt 22 Euro für eine schnöde Tiefkühlpizza. Und dann starte ich die nächste Auktion. 9, 12, 17, 27, 27, 27. Die Salami Peperoni Pizza scheint beliebter zu sein. Ich warte ein paar Sekunden, schaue mich in der Runde der Anwesenden um und zähle laut. Eins, Zwei, doch anstatt Drei zu sagen, schreie ich: „Einhundert Euro!“ und hole das Geld, die beiden 50 Euro Scheine, aus meinem Portemonnaie. Thomas ist ein bisschen baff. Alle sind das. Mit so viel Engagement hat niemand gerechnet.
„Und all das wird gespendet!“, rufe ich durch mein Wohnzimmer, so laut, dass jeder es mitbekommt. Manche klatschen Beifall, ich fühle mich wie Bob Geldof und Michael, der Gute, zeichnet alles mit meiner Kamera auf.
Kurz nachdem ich die Pizzen in den Ofen geschoben habe, steht mein Chef auf dem roten Teppich und präsentiert sich in einem wunderschönen schwarzen Nadelstreifenanzug. Ich schüttele seine Hand, was hat dieser Mann doch für einen festen Händedruck, dann frage ich ihn, ob ich ein Foto machen darf.
„Selbstverständlich!“, antwortet er und stellt sich in Pose, als sei er es gewohnt fotografiert zu werden. Ich schieße ein paar Bilder. Eins mit seiner Sekretärin Yasmin, die ihn mit einem Glas Prosecco in der Hand begrüßt. Eins, auf dem ich ihn per Handschlag begrüße und bei dem ich mir so vorkomme wie ein Politiker beim Staatsbesuch, denn der Handschlag dauert mehrere Sekunden, da Yasmin, angetrunken wie sie ist, Probleme hat, den Auslöser zu finden. Ich führe ihn ins Wohnzimmer. Er sagt kurz >hallo< und >wie geht‘s< und die meisten Anwesenden sind, genau wie ich, überrascht über sein Erscheinen. Er schüttelt ein paar Hände und fragt nach dem Buffet.
Ich führe ihn in die Küche und als er vor dem Tisch steht, reicht er mir einen 50 Euro Schein. „Stimmt so!“
„Einen Moment, bitte!“, rufe ich, ohne den Schein anzunehmen, laufe schnell rüber ins Wohnzimmer und besorge mir die Kamera, die Michael immer noch in den Händen hält. Ich nehme sie ihm ab und keine zehn Sekunden später filme ich meinen Chef beim Einwurf des Geldes. Einen Augenblick später schnappt er sich die letzten Scheiben vom Baguette, ein bisschen Zaziki und ein großes Glas der leckeren Bowle.
„Guten Appetit“, wünsche ich ihm. „Nehmen Sie sich so viel Sie wollen!“
„Danke! Das ist eine wirklich tolle Idee! Ich habe zwar schon etwas gespendet, aber das war nicht so schön wie hier!“, sagt er und deutet auf die Kokosnüsse, die ebenfalls auf dem Buffettisch stehen. Er klopft mir auf die Schulter und nimmt sich noch ein paar Käsestangen.
„Das Zaziki ist nach einem Rezept meiner Mutter.“
Ich gehe rüber in mein Wohnzimmer, schnappe mir mein iPod und starte den Megahit von Juli, den ich mir kurz vor der Party, während ich die Palmen aufstellte, aus dem Internet geladen habe.
„Das ist die
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