Arschloch!
perfekte Welle, das ist der perfekte Tag“
30.01.2005
Mit Hilfe der Infrarot-Fernbedienung versuche ich die DVD zu starten, doch leider sind die Batterien leer und ich muss noch mal aus dem angenehm temperierten Wasser steigen. Ich laufe rüber zum DVD Player, tätige die Play Taste, hüpfe wieder zurück in die Wanne und schalte die Whirlpoolfunktion ein. Dann muss ich die Lautstärke ein bisschen aufdrehen, sonst höre ich nichts. Es ist schön, dass wenigstens die Fernbedienung des Fernsehers einwandfrei funktioniert. Der Film beginnt und während des Vorspanns muss ich immer wieder furzen, aber zwischen den ganzen Luftblasen, die herrlich nach oben sprudeln, fällt das kaum auf. Für ein paar Sekunden riecht es zwar nach verfaulten Eiern, aber von der Optik her gleicht es einem Werbespot für ein Schaumbad.
Als ich aus meinem Bad gehe, fällt mein Blick auf Pissflecken, die ein Gast hinterlassen hat. Ich muss meine Putze Mounia heute noch unbedingt anrufen. Sie soll einen Tag früher kommen als sonst. Gleich morgen, um den Dreck der Party so schnell wie möglich wegzumachen.
Ich laufe rüber in mein Schlafzimmer, vorbei an leeren Bierflaschen, vollen Aschenbechern, ein paar kaputten Sektgläser und Flyern, die irgendein Gast mitgebracht und verteilt hat. Ein paar ausgetretene Zigaretten liegen auf dem Laminat. Meine Gäste haben sich wie Schweine benommen. Es sieht so aus wie an einer Strandbar in Thailand. Einen Tag nach der Flutwelle. Schrecklich, und das nicht einmal vor der eigenen Haustür, sondern in den eigenen vier Wänden. Ich schnappe mir mein Handy und versuche mehrmals Mounia zu erreichen. Aber sie nimmt nicht ab, obwohl ich es bei jedem der fünf Anrufe zwischen zwanzig und dreißig Mal klingeln lasse. Schließlich spreche ich ihr auf die Mailbox. So kann ich doch nicht leben! Das ist doch kein Zustand. Der einzig sichere Ort ist mein Schlafzimmer und deswegen verbringe ich den Nachmittag im Bett vor meinem Fernseher. Um diese Uhrzeit laufen ein paar Tierreportagen. Afrikanische Zwergigel, Lemminge, Wickelbären, persische Rennmäuse und Akazienratten sind mir nach vielen Stunden nicht mehr fremd.
Nach langem hin-und herzappen fällt mir ein, was ich noch unbedingt tun muss. Ich schalte den Fernseher aus, schleiche in mein Wohnzimmer, setze mich unter meine Palme, auf mein schwarzes Ledersofa und zähle in aller Ruhe das Geld. Es befinden sich 493,76 Euro und ein paar alte Münzen in der Spardose. D-Mark, Schilling, Lire und sogar Franc, die nichts mehr wert sind, außer man spendet sie für ein Kinderdorf. Da hat sich wohl einer meiner Gäste einen Scherz erlaubt. So ein unverschämter Sack.
Ich verstaue die Scheine in meinem Portemonnaie. Das Kleingeld stecke ich in mein Sparschwein. Ich fahre meinen Laptop hoch, scanne eine alte Spendenquittung meiner Mutter ein und bearbeite sie mit Photoshop. Nach kurzer Zeit sieht die Quittung aus wie neu und ist auf meinen Namen ausgestellt. Ich trage 700 Euro, dann 750 Euro und letztendlich 999 Euro als Spendenbetrag ein, weil es so einfach besser aussieht, drucke die Datei auf höchster Qualität aus, unterschreibe mit dem Namen >Schwerdtfeger<, knicke das Blatt zweimal und schiebe es in einen weißen Briefumschlag, den ein von mir erstelltes Logo eines karitativen Vereins ziert. Nachdem der Umschlag verklebt und in meiner Bag verstaut ist, lade ich den Film und die Fotos von gestern Abend auf die Festplatte, verschicke ein paar Aufnahmen via Rundmail an meine Mitarbeiter und werfe einen kurzen Blick auf das Gefilmte. Ich beginne, das Material zurechtschneiden, doch plötzlich, wie aus heiterem Himmel, macht mein Laptop nicht mehr mit. Er stürzt ab und als ich ihn wieder hochfahre, mute ich ihm nur noch prozessorverdauliche Brocken zu. Chat. Das sollte er ja wohl noch hinkriegen. Ich starte den Internet Explorer und als ich auf meiner Communityseite ankomme, sehe ich, dass Daniela online ist.
james bond 0007: 19.47.12
hallo verehrte miss honey!!
honey rider: 19.47.34
oh, james. ich muss Ihnen mitteilen, was ich erlebt habe. es war wundervoll. ich habe mich prächtig amüsiert. gestern abend fand eine spendengala statt. nur das nobelste volk war anwesend. handverlesen, modisch gekleidet und scheinheilig. ich habe mich sehr gepflegt unterhalten können. und das essen war vorzüglich. der gastgeber hat sich nicht lumpen lassen, das muss man ihm schon lassen. es gab sogar cocktails ohne crush-eis!! ein traum!
james bond 0007: 19.48.03
eine
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