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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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dämpfte. Dann drang eine Stimme an Ohren, die genug Struktur gewonnen hatten, um sie wahrzunehmen.
    »Sie sollten mich jetzt hören können, Rahil Tennerit.«
    Der wiederauferstandene Rahil wollte sprechen, und er sprach: »Dies ist nicht normal.«
    »Nein.«
    Weitere Nervenverbindungen entstanden, und er begann, Teile seines Körpers zu spüren. Ein leichtes Stechen ging von ihnen aus, fast unangenehm. Die psychische Taubheit blieb, wie eine Mauer, hinter der die mit dem Namen verbundenen Erinnerungen auf der Lauer lagen. Ayyad hatte angeboten, sie ihm zu nehmen und durch etwas anderes zu ersetzen, durch eine falsche Vergangenheit ohne Schmerz. Rahil hatte abgelehnt, weil er nicht auf einen wichtigen Teil seines Lebens verzichten wollte.
    »Sind Sie der Schmied?«, fragte Rahil. »Was ist geschehen?«
    »Der Schmied ist tot«, kam die Stimme aus dem scheinbaren Nichts, das Rahil umgab. »Wie alle anderen Besatzungsmitglieder der Station. Übrig sind nur ich und der Wartende an Bord des Schiffes. Dies ist ein Notfall. Der Uterus, in dem Sie sich befinden, arbeitet im beschleunigten Modus. Ich bedauere die Unannehmlichkeiten für Sie.«
    In den Zehenspitzen – Rahil vermutete zumindest, dass es die Zehenspitzen waren – brannte ein Feuer. Er versuchte Einzelheiten seiner Umgebung zu erkennen, konnte aber nicht einmal feststellen, ob seine Augen geöffnet waren oder ob er in dieser Phase der Wiederherstellung bereits funktionierende Augen hatte. Um ihn herum blieb alles grauschwarz, und er hörte seinen Herzschlag – das Herz schlug, er fühlte es! – wie das Pochen eines mechanischen Metronoms.
    »Wir müssen uns beeilen«, fuhr die Stimme fort. »Der Angreifer könnte zurückkehren.« Es folgte eine kurze Pause. »Viel leicht befindet er sich noch immer an Bord. Sie müssen so schnell wie möglich in den Einsatz zurückkehren.«
    »Was ist geschehen?«, wiederholte Rahil mit etwas mehr Nachdruck. »Und wer sind Sie?«
    »Ich bin der Kurator dieser Ägide-Station, die sich in der Nähe von Ganska befindet. Hilfe ist unterwegs, aber vielleicht trifft sie nicht rechtzeitig vor der nächsten Aktion des Angreifers ein. Deshalb erleben Sie diese Phase bei Bewusstsein; so können wir auf die Weckphase verzichten. Ich habe den Dämpfer aktiviert, um Ihnen Desorientierung zu ersparen.«
    Der Dämpfer des Uterus mochte die Erinnerungen in Schach halten, mit denen Rahil seit Jahrzehnten rang, und vielleicht bewahrte er ihn in dieser Phase auch vor geistiger Zersplitterung, die so stark werden konnte, dass sie ein Trauma hinterließ. Aber etwas anderes war ebenso tief in ihm verwurzelt wie die Erinnerungen, etwas, an dem er sich all die Jahre festgehalten hatte: die Pflicht, der Dienst für die Ägide, die feste Entschlossenheit, den Gefallenen Welten dabei zu helfen, einen besseren Weg in die Zukunft zu finden und das zu vermeiden, was er damals, als Kind, im Dutzend erlebt hatte. In gewisser Weise war es dieser Dienst, der ihm seine Identität verlieh, und dass er sich hier befand, in diesem Uterus, in dieser Bioschmiede, offenbar unter ganz besonderen Umständen, bedeutete vielleicht …
    »Wie bin ich ums Leben gekommen?«, fragte er das grauschwarze Nichts. Das Brennen in seinen Zehenspitzen wanderte, etwas weniger heiß, nach oben, erreichte Schienbeine und Knie.
    »Das wissen wir nicht. Alles deutet darauf hin, dass Sie ermordet worden sind und Ihr Tod mit dem Artefakt in Zusammenhang steht.«
    »Ich bin auf Heraklon ums Leben gekommen?«
    »Ja.«
    »Bevor ich meinen Auftrag erfüllen konnte?«
    »Ja.«
    Da war die Furcht, trotz des Dämpfers, und die Antworten des Stationskurators schienen sie zu bestätigen. »Habe ich … versagt?«
    »Niemand zweifelt daran, dass Sie Ihr Bestes gegeben haben.«
    »Aber vielleicht war es nicht gut genug.«
    Wieder folgte eine kurze Pause, und Rahil fragte sich, ob sie objektiver oder subjektiver Natur war. Ich darf nicht versagen, dachte er. Er hatte einmal versagt, vor vielen Jahren, fast vor einem Jahrhundert, und auch Ayyad hatte ihn nicht von der Bürde der Schuld befreien können. Sie lastete auf seiner Seele, schwer wie ein Berg, solange er keine Rüstung trug, und auch wenn Ayyad von »Überkompensation« gesprochen hatte: Der feste Wille, seiner Verantwortung als Missionar der Ägide gerecht zu werden und alle seine Aufträge erfolgreich abzuschließen, gab ihm die Kraft, dem Druck standzuhalten, mit ihm fertigzuwerden.
    »Ich registriere eine starke emotionale Reaktion«,

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