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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schwertstreiche beherrsche, würde einen solchen Wüterich leicht besiegen. »Ich war betrunken«, gestand er mir, »als Octha der Sachse mir das Bein abschlug. Aber jetzt schneller, Jungchen, schneller! Dein Schwert muß
    sie verwirren! Schneller!« Er war mir ein guter Lehrer, und die ersten, die das zu spüren bekamen, waren die Söhne der Mönche in der unteren Siedlung von Ynys Wydryn. Sie haßten uns privilegierte Kinder des Tor, denn wir faulenzten, während sie arbeiten mußten, und liefen frei herum, während sie schufteten; deshalb jagten sie aus Rache hinter uns her und versuchten uns zu verprügeln. Eines Tages nahm ich meinen Übungsstock mit ins Dorf und schlug drei Christen damit blutig. Ich war schon immer groß für mein Alter gewesen, und die Götter hatten mich so stark wie einen Ochsen gemacht, deswegen schrieb ich ihnen meinen Sieg zu, obwohl Hywel mir dafür eine Tracht Prügel verabreichte. Die Privilegierten, sagte er, dürften Untergeordnete niemals ausnutzen, aber ich glaube, daß er trotzdem hoch erfreut war, denn am folgenden Tag nahm er mich mit auf die Jagd, und ich durfte mit dem Speer eines Mannes meinen ersten Keiler töten. Das geschah in einem nebligen Dickicht am Cam-Fluß, und ich war gerade erst zwölf Sommer alt. Hywel schmierte mir das Blut des Keilers ins Gesicht, schenkte mir die Hauer, die ich als Halskette tragen sollte, und schaffte den Kadaver sodann in seinen Mithrastempel, wo er den Veteranen, die den Gott der Krieger verehrten, ein üppiges Festmahl spendierte. Ich selbst durfte an diesem Festmahl nicht teilnehmen, doch eines Tages, versicherte mir Hywel, sobald mir ein Bart gewachsen sei und ich in der Schlacht meinen ersten Sachsen erschlagen habe, werde er mich in die Mysterien des Mithraskultes einführen.
    Drei Jahre später träumte ich noch immer davon, Sachsen zu töten. Manche mögen es seltsam finden, daß ich, ein junger Sachse mit sachsenfarbenem Haar, so sehr darauf versessen war, den Briten meine Loyalität zu beweisen, aber ich war seit frühester Kindheit unter Briten aufgewachsen, und meine Freunde und Vorlieben, meine Alltagssprache, meine Erzählungen, Feindgefühle und Träume waren britisch. Auch war meine Haar-und Hautfarbe nicht außergewöhnlich. Die Römer hatten alle möglichen fremdartigen Menschen in Britannien zurückgelassen. Der verrückte Pellinore hatte mir sogar einmal von zwei Brüdern erzählt, die so schwarz wie Kohle waren, und bis ich Sagramor kennenlernte, Arthurs numidischen Befehlshaber, war ich überzeugt, daß er in seinem Irrsinn dumme Märchen zusammenspann.
    Sobald Mordred und seine Mutter bei uns eintrafen, wurde es eng auf dem Tor, denn Norwenna brachte nicht nur ihre Damen mit, sondern auch eine Truppe Krieger, die das Leben des Prinzen schützen sollten. Wir schliefen zu viert oder fünft in einer Hütte, und von uns allen war es nur Nimue und Morgan erlaubt, die inneren Gemächer der Burg zu betreten, denn das war Merlins eigenes Reich, und Nimue war die einzige, die dort sogar schlafen durfte. Norwenna wohnte mit ihrem Hofstaat in der großen Halle, die mit dem Rauch zweier Feuer erfüllt war, die Tag und Nacht brannten. Diese Halle wurde von zwanzig Eichenpfosten gestützt, die Wände bestanden aus mit Lehm beworfenem Weidengeflecht, das Dach aus Stroh. Der Boden war nichts als gestampfte Erde, dicht mit Binsenbüscheln bedeckt, die zuweilen Feuer fingen und Panik auslösten, bis die Flammen ausgetreten waren. Merlins Gemächer waren durch eine Innenwand aus
    Lehmgeflecht, die nur von einer einzigen, kleinen Holztür durchbrochen wurde, von der Halle getrennt. Wie wir wußten, schlief, studierte und träumte Merlin in diesen Gemächern, die in einen Holzturm auf dem höchsten Punkt des Tor mündeten. Was in diesem Turm geschah, war für alle außer Merlin, Morgan und Nimue ein Geheimnis, und von den dreien wollte keiner etwas davon verraten, obwohl das Landvolk, das Merlins Turm aus meilenweiter Entfernung sehen konnte, Stein und Bein schwor, dort seien Schätze gehortet, die aus den Grabhügeln des Alten Volkes stammten.
    Mordreds Leibwache wurde von einem Christen namens Ligessac befehligt, einem hochgewachsenen, mageren, habgierigen Mann, der besonders gut mit Pfeil und Bogen umgehen konnte. Wenn er nüchtern war - was selten vorkam , konnte er einen Zweig auf fünfzig Schritt Entfernung spalten. Er lehrte mich einiges von seiner Kunst, wurde der Gesellschaft eines Knaben aber schnell müde und zog es vor, sich

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