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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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war ein trunkener Tor und Arthur der wahre Sieger gewesen, und dennoch hatte Uther ihn übers Meer zurückgeschickt. Beide Männer waren Uthers Söhne, aber Mordred war der geliebte Erbe, während Arthur ein Emporkömmling und Bastard war. Allerdings vermochte Arthurs Verbannung nicht zu verhindern, daß jeder einzelne Dumnonier in diesem Bastard die größte Hoffnung des Landes sah: den jungen Krieger jenseits der Meere, der uns vor den Sachsen retten und die Verlorenen Lande von Lloegyr zurückerobern würde.
    Die zweite Hälfte des Winters war mild. Zwar wurden hinter dem Erdwall, der die Landbrücke von Ynys Wydryn schützte, Wölfe gesichtet, doch keiner kam dicht an den Tor heran. Trotzdem fertigten einige der jüngeren Kinder Wolfszauber an, die sie in der Hoffnung, die Tiere würden über die Palisade springen und sich den Zwerg als Mahlzeit holen, hinter Druidans Hütte vergruben. Doch ihre Zauber wirkten nicht, und als der Winter den Rückzug antrat, begannen wir uns alle auf das große Frühlingsfest Beltane mit seinen lodernden Feuern und mitternächtlichen Festgelagen vorzubereiten. Aber dann gab es auf dem Tor eine noch größere Aufregung.
    Gundleus von Siluria kam.
    Zunächst erschien Bischof Bedwin. Er war der Berater, dem Uther das größte Vertrauen schenkte, und seine Ankunft versprach Abwechslung. Norwennas Dienerschaft wurde aus der Halle geschickt, und auf den Binsen wurden Webteppiche ausgebreitet, ein sicheres Zeichen dafür, daß eine wichtige Persönlichkeit kommen würde. Wir alle glaubten, es müsse Uther selbst sein, aber das Banner, das eine Woche vor Beltane auf der Landbrücke auftauchte, zeigte Gundleus'
    Fuchs, nicht Uthers Drachen. Es war ein strahlender Morgen, als ich zusah, wie die Reiter am Fuß des Tor absaßen. Der Wind ließ ihre Umhänge wehen und zerrte an ihrem ausgefransten Banner, auf dem ich den verhaßten Fuchskopf sah, bei dessen Anblick ich wütend aufschrie und das Zeichen zum Schutz gegen das Böse machte.
    »Was ist?« erkundigte sich Nimue, die neben mir auf der östlichen Wachplattform stand.
    »Das ist Gundleus' Banner!« gab ich zurück. Ich sah die Überraschung in Nimues Blick, denn Gundleus war König von Siluria und mit König Gorfyddyd von Powys, Dumnonias eingeschworenem Feind, verbündet.
    »Bist du sicher?« fragte mich Nimue.
    »Er hat meine Mutter mitgenommen«, sagte ich, »und mich hat sein Druide in die Todesgrube geworfen.« Ich spuckte über die Palisade in Richtung auf die etwa zwölf Männer, die sich aufgemacht hatten, den Tor zu Fuß zu erklimmen, weil er für die Pferde zu steil war. Und dort, mitten unter ihnen, war Tanaburs, Gundleus' Druide und mein böser Geist: ein hochgewachsener, alter Mann mit geflochtenem Bart und langem Weißhaar, das auf der Vorderhälfte des Schädels zu der von Druiden und Christenpriestern übernommenen Tonsur geschoren war. Auf halber Höhe des Berges warf er seinen Umhang ab und begann für den Fall, daß Merlin Geister zur Bewachung des Eingangstores hinterlassen hatte, einen Tanz, der sie schützen sollte. Als Nimue sah, wie der Alte an dem steilen Hang unsicher auf einem Bein zu hüpfen begann, spuckte sie in den Wind und lief zu Merlins Gemächern hinüber. Ich lief ihr nach, aber sie stieß mich von sich und sagte, ich könne die Gefahr nicht einschätzen.
    »Gefahr?« fragte ich, aber sie war schon fort. Mir schien keine Gefahr zu bestehen, denn Bedwin hatte befohlen, das Landtor weit zu öffnen, und war nun damit beschäftigt, aus dem erregten Chaos auf dem Gipfel des Tor eine angemessene Begrüßung zu organisieren. Morgan war an jenem Tag nicht da, weil sie im Traumtempel in den östlichen Bergen Träume deuten mußte, doch alle anderen auf dem Tor eilten herbei, um die Besucher zu empfangen. Druidan und Ligessac ließen ihre Wachen antreten, der nackte Pellinore heulte die Wolken an, Guendoloen spie Bischof Bedwin zahnlose Flüche entgegen, und ein Dutzend Kinder balgten sich um den Platz mit dem besten Blick auf die Besucher. Der Empfang hätte würdevoll ausfallen sollen, aber Lunete, ein irisches Findlingsmädchen, das etwa ein Jahr jünger als Nimue war, ließ eine Horde von Druidans Schweinen los, so daß
    Tanaburs, der als erster das Palisadentor passierte, von einem quiekenden Tohuwabohu begrüßt wurde.
    Ein paar in Panik geratene Ferkel konnten einen Druiden jedoch nicht erschüttern. Tanaburs, der in ein schmutziges, graues, mit Hasen und Halbmonden besticktes Gewand gehüllt war, stand

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