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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Mauer, der uns für den Rest der Belagerung als Unterkunft dienen sollte. Galahad, der sich inzwischen als Ehren-Dumnonier betrachtete, war bei uns, und gemeinsam versuchten wir, die Franken zu zählen, die nach einem weiteren Versuch, den Pfad durch das Watt zu finden, vor der kommenden Flut zurückwichen. Die Barden, die von Ynys Trebes' Belagerung singen, behaupten, der Feind sei zahlreicher gewesen als die Sandkörner in der Bucht. Nun, ganz so viele waren es nicht, doch ihre Zahl war immerhin furchteinflößend. Alle fränkischen Kriegshorden im westlichen Gallien hatten sich zusammengetan, um Ynys Trebes, das Juwel Armoricas, zu erobern, in dem, wie gemunkelt wurde, die Schätze des gefallenen römischen Reiches aufgehäuft waren. Nach Galahads Schätzung standen uns dreitausend Franken gegenüber, ich schätzte sie eher auf zweitausend, während Lancelot steif und fest behauptete, es seien zehntausend. Doch jede dieser Schätzungen stand für eine enorme Menge.
    Die ersten Attacken brachten den Franken nichts als Unglück. Sie fanden einen Weg durch den Sand, griffen das Haupttor an und wurden blutig zurückgeschlagen. Am Tag darauf griffen sie dann unseren Teil der Mauer an und erhielten ebenfalls eine Abfuhr, nur daß sie diesmal zu lange verweilten, so daß ein Teil ihrer Truppen durch das steigende Wasser abgeschnitten wurde. Einige, die zum Festland zurückzuwaten versuchten, ertranken, andere, die sich auf den immer schmaler werdenden Streifen Sand vor unseren Mauern retteten, wurden bei einem Ausfall unserer Speerkämpfer abgeschlachtet, der von Bleiddig geführt wurde, dem Häuptling, der mich nach Benoic geholt hatte und jetzt Befehlshaber von Benoics Veteranen war. Bleiddigs Ausfall lief Lancelots Befehl, innerhalb der Stadtmauern zu bleiben, direkt zuwider, aber es gab so viele Tote, daß Lancelot vorgab, den Angriff selbst angeordnet zu haben. Später, nach Bleiddigs Tod, behauptete er sogar, den Ausfall persönlich angeführt zu haben. Die fili dichteten ein Lied darüber, wie Lancelot einen Damm aus toten Franken über die Bucht gebaut habe, in Wirklichkeit aber blieb der Prinz im Palast, während Bleiddig angriff. Noch tagelang danach trieben die Leichen der Frankenkrieger, von den Gezeiten getragen, um die Insel herum: fette Beute für die Möwen.
    Nun begannen die Franken einen eigenen Damm zu bauen. Sie fällten Hunderte von Bäumen, legten sie auf den Sand und beschwerten die Stämme dann mit dicken Steinen, die von Sklaven ans Wasser getragen wurden. Der Tidenhub in der weiten Bucht von Ynys Trebes war gewaltig, manchmal bis zu vierzig Fuß, daher wurde der Damm von den Strömungen zerrissen, so daß das Watt bei Ebbe mit Stämmen übersät war, aber die Franken schafften immer neue Bäume und Steine heran und verstopften damit die Lücken. Sie hatten Tausende von Sklaven gefangen und scherten sich nicht darum, wie viele beim Bau der neuen Straße umkamen. Unsere wenigen Boote fuhren immer noch zum Fischen hinaus, während andere von Broceliande Getreide
    heranschafften, aber die Franken ließen ihre eigenen Boote vom Festland auslaufen, und nachdem zwei unserer Fischerboote gekapert und die Besatzungen buchstäblich ausgeweidet worden waren, blieben unsere Schiffsführer zu Hause. Die Dichter, die oben auf dem Felsen mit ihren Speeren posierten, lebten von den reichen Vorräten des Palastes, während wir Krieger die Rankenfußkrebse von den Felsen kratzten, Miesmuscheln und Scheidenmuscheln aßen oder uns die Ratten kochten, die wir in unserem mit Fellen, Salz und Fässern voll Nägeln gefüllten Speicher fingen. Verhungern mußten wir nicht. Am Fuß des Felsens hatten wir Weidenreusen ausgelegt, die an den meisten Tagen ein paar kleine Fische einbrachten, obwohl die Franken bei Ebbe Stoßtrupps herüberschickten, um die Reusen zu zerstören. Bei Flut ruderten die Boote der Franken rund um die Insel, um auch jene Reusen herauszuziehen, die weiter entfernt gelegt worden waren. Die Bucht war so flach, daß die Feinde die Reusen sehen und mit ihren Speeren aufbrechen konnten. Einmal strandete ein Boot bei der Rückfahrt zum Festland und blieb, als das Wasser ablief, eine Viertelmeile von der Stadt entfernt liegen. Culhwch befahl einen Ausfall, woraufhin dreißig von uns an einigen Fischernetzen hinunterkletterten, die von der Mauerkrone herabhingen. Als wir uns näherten, ergriffen die zwölf Besatzungsmitglieder des Bootes die Flucht. Wir fanden in dem verlassenen Kahn ein Faß Salzfisch und

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