Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Arthur ihm geschenkt hatte, sein Schwert Tanlladwyr, »Strahlender Töter«. Sein Helm war schwarz und von den ausgebreiteten Schwingen eines Seeadlers gekrönt. »Damit er schnell davonfliegen kann«, bemerkte Cavan, mein kritischer Ire, ironisch. Lancelot berief einen Kriegsrat ein, der in dem hohen, luftigen Raum neben Bans Bibliothek zusammentrat. Es herrschte Ebbe, und das Meer hatte sich von den Sandbänken der Bucht zurückgezogen, wo sich die Franken in mehreren Gruppen einen sicheren Weg zur Stadt hinüber zu suchen begannen. Galahad hatte überall in der Bucht falsche Markierungen setzen lassen, um den Feind in den Treibsand oder auf die festen Sandbänke zu locken, die als erste abgeschnitten werden würden, wenn die Flut zurückkehrte und die Bucht überschwemmte. Mit dem Rücken zu den Feinden erklärte uns Lancelot seine Strategie. Sein Vater saß an seiner einen Seite, seine Mutter an der anderen, und beide bestätigten zufrieden nickend die Weisheiten, die ihr Sohn von sich gab.
    Die Verteidigung von Ynys Trebes sei ganz einfach, verkündete Lancelot. Wir müßten nur die Mauern der Insel halten. Sonst nichts. Die Franken besäßen nur wenige Boote, und da sie nicht fliegen könnten, müßten sie zu Fuß nach Ynys Trebes gelangen, aber das sei ein Marsch, den sie nur bei Ebbe antreten könnten, und nur falls sie einen sicheren Weg übers Watt gefunden hätten. Wenn sie die Stadt erreichten, wären sie müde und nicht mehr in der Lage, die Steinmauern zu erklimmen. »Haltet die Mauern«, sagte Lancelot, »und wir werden sicher sein. Versorgt werden können wir durch Boote. Ynys Trebes wird niemals fallen!«
    »Sehr richtig!« sagte König Ban, vom Optimismus seines Sohnes angesteckt.
    »Wieviel haben wir noch zu essen?« Es war Culhwch, der grollend diese Frage stellte.
    Lancelot warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Das Meer«, erklärte er, »ist voller Fische. Das sind diese glänzenden Dinger, Lord Culhwch, mit Flossen und Schwänzen. Man kann sie essen.«
    »Das wußte ich nicht«, gab Culhwch mit steinerner Miene zurück, »ich war zu sehr damit beschäftigt, Franken zu töten.«
    Leises Lachen lief durch die Reihen der Krieger, die zu der Besprechung geladen waren. Ungefähr zwölf von ihnen hatten, genau wie wir, auf dem Festland gekämpft, die übrigen aber waren Freunde von Prinz Lancelot und erst vor kurzem anläßlich dieser Belagerung zu Hauptleuten befördert worden. Bors, Lancelots Cousin, war Benoics Champion und befehligte die Palastgarde. Wenigstens er hatte einige Kämpfe hinter sich und einen gewissen Ruf als Krieger errungen, obwohl er nun, da er in seiner römischen Uniform und mit dem schwarzen Haar, das er wie sein Cousin Lancelot mit Öl flach an den Schädel geklebt hatte, eher ein wenig lahm wirkte.
    »Wie viele Speere haben wir?« erkundigte ich mich. Bis dahin hatte mich Lancelot ignoriert, aber ich wußte, daß er unseren Zusammenstoß von vor zwei Jahren nicht vergessen hatte. Dennoch lächelte er über meine Frage. »Wir haben vierhundertzwanzig Mann unter Waffen, und jeder von ihnen besitzt einen Speer. Könnt Ihr Euch die Antwort ausrechnen?«
    Ich erwiderte sein öliges Lächeln. »Speere brechen, Lord Prinz, und Männer, die die Mauern verteidigen, werfen Speere wie bei der Jagd. Wenn unsere vierhundertzwanzig Speere geworfen sind - was sollen wir dann werfen?«
    »Poeten«, knurrte Culhwch - zum Glück so leise, daß Ban es nicht hörte.
    »Es gibt Ersatzspeere«, antwortete Lancelot hochnäsig, »und überdies können wir die Speere benutzen, die von den Franken zu uns herübergeworfen werden.«
    »Poeten, eindeutig«, sagte Culhwch.
    »Ihr habt etwas gesagt, Lord Culhwch?« fragte Lancelot.
    »Nur gerülpst, Lord Prinz. Aber solange ich Eure geschätzte Aufmerksamkeit besitze - haben wir Bogenschützen?«
    »Ein paar.«
    »Viele?«
    »Zehn.«
    »Die Götter mögen uns helfen«, sagte Culhwch und rutschte in seinem Sessel nach unten. Er haßte Sessel.
    Nun meldete sich Elaine zu Wort und erinnerte uns daran, daß
    die Insel Frauen, Kinder und die größten Dichter der Welt beherberge. »Die Sicherheit der fili liegt in euren Händen«, mahnte sie uns, »und ihr wißt, was ihnen zustoßen wird, wenn ihr versagt.« Ich versetzte Culhwch einen Tritt, damit er keine unpassende Bemerkung machte.
    Ban erhob sich und deutete auf seine Bibliothek.
    »Siebentausendachthundertunddreiundvierzig Manuskripte liegen dort«, erklärte er feierlich, »die zusammengetragenen

Weitere Kostenlose Bücher