Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Schätze des menschlichen Wissens, und wenn die Stadt fällt, wird die Kultur mit ihr fallen.« Anschließend erzählte er uns die Geschichte eines antiken Helden, der ein Labyrinth betreten hatte, um ein Ungeheuer zu töten, und einen Wollfaden hinter sich herzog, durch den er den Rückweg aus der Finsternis fand. »Meine Bibliothek«, erklärte er schließlich als Pointe seiner langen Erzählung, »ist dieser Faden. Verlieren wir ihn, meine Lords, verweilen wir in ewiger Finsternis. Deswegen bitte ich euch, flehe ich euch an: Kämpft!« Mit einem Lächeln hielt er inne. »Ich habe auch Hilfe angefordert. Schreiben sind nach Broceliande und an Arthur gegangen, und ich bin fest davon überzeugt, daß der Tag nicht mehr fern ist, da unser Horizont sich mit freundlichen Segeln füllt! Vergeßt nicht, daß
    Arthur durch einen Eid verpflichtet ist, uns zu helfen!«
    »Arthur«, unterbrach ihn Culhwch, »hat alle Hände voll mit den Sachsen zu tun.«
    »Ein Eid ist ein Eid!« entgegnete Ban vorwurfsvoll. Galahad erkundigte sich, ob wir selbst Ausfälle gegen die fränkischen Lager auf dem Festland zu führen gedächten. Wir könnten die Boote nehmen und östlich oder westlich ihrer Standorte landen, doch Lancelot hielt nichts von dieser Idee.
    »Wenn wir aus unseren Mauern hervorbrechen«, behauptete er, »gehen wir unter. So einfach ist das.«
    »Keine Ausfälle?« fragte Culhwch verächtlich.
    »Wenn wir die Mauern verlassen«, wiederholte Lancelot,
    »werden wir sterben. Euer Befehl ist eindeutig: Ihr bleibt innerhalb der Mauern!« Dann verkündete er, daß Benoics beste Krieger, einhundert Veteranen des Krieges auf dem Festland, das Haupttor bewachen würden. Wir fünfzig überlebende Dumnonier wurden der westlichen Mauer zugeteilt, während die Bürgerwehr der Stadt, verstärkt durch Flüchtlinge vom Festland, den Rest der Insel bewachen sollte. Lancelot selbst sollte mit einer Kompanie der weißbemantelten Palastwache die Reservetruppe bilden, die den Kampf vom Palast aus beobachten und überall dort eingreifen würde, wo Hilfe benötigt wurde.
    »Genausogut könnte man die Feen um Hilfe bitten«, grollte Culhwch.
    »Schon wieder ein Rülpser?« fragte Lancelot.
    »Das kommt von dem vielen Fisch, den ich essen muß, Lord Prinz«, antwortete Culhwch.
    König Ban forderte uns auf, seine Bibliothek zu besichtigen, bevor wir gingen; möglicherweise wollte er uns mit dem hohen Wert der Manuskripte beeindrucken, die wir verteidigen sollten. Die meisten der Männer, die an diesem Kriegsrat teilgenommen hatten, drängten sich hinein und bestaunten offenen Mundes die Fächer voller Schriftrollen, um anschließend die barbusige Harfenistin anzustarren, die im Vorzimmer der Bibliothek spielte. Galahad und ich verweilten ein wenig länger zwischen den Büchern, wo der bucklige Pater Celwin noch immer über seinen uralten Tisch gebeugt saß und versuchte, seine graue Katze daran zu hindern, mit seinem Gänsekiel zu spielen. »Arbeitet Ihr noch immer an der Flügelspanne der Engel, Pater?« fragte ich ihn.
    »Irgend jemand muß es tun«, gab er zurück. Dann wandte er sich um und starrte mich finster mit seinem einen Auge an.
    »Wer seid Ihr?«
    »Derfel, Pater, Derfel aus Dumnonia. Wir haben uns vor zwei Jahren kennengelernt. Ich bin überrascht, daß Ihr noch immer hier seid.«
    »Eure Überraschung interessiert mich nicht, Derfel aus Dumnonia. Außerdem war ich für eine Weile verreist. Nach Rom. Dreckige Stadt. Ich dachte, die Vandalen hätten da aufgeräumt, aber es wimmelt dort noch immer von Priestern mit ihren fetten, kleinen Ganymeds. Deswegen bin ich zurückgekommen. Bans Harfenistinnen sind weitaus hübscher als die Lustknaben der Römer.« Damit warf er mir einen nicht unfreundlichen Blick zu. »Macht Ihr Euch Sorgen um meine Sicherheit, Derfel aus Dumnonia?«
    Das konnte ich kaum verneinen, obwohl ich versucht war, es zu tun. »Es ist meine Aufgabe, Menschenleben zu
    beschützen«, erklärte ich eher hochtrabend. »Auch das Eure, Pater.«
    »Dann gebe ich mein Leben in Eure Hände, Derfel aus Dumnonia«, sagte er. Damit wandte er sein häßliches Gesicht wieder dem Tisch zu und schob die Katze aus der Nähe seines Federkiels. »Ich vertraue mein Leben Eurem Gewissen an, Derfel aus Dumnonia, und nun geht hin und kämpft und laßt mich allein, damit ich etwas Nützliches tun kann.«
    Ich hatte den Priester noch nach Rom fragen wollen, aber er winkte meine Fragen ab, also begab ich mich in den Speicher an der westlichen

Weitere Kostenlose Bücher