Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Einwände gegen meine Ernennung. Noch in der Woche meiner Rückkehr aus Ynys Trebes, als ich erst seit zwei Tage auf Gyllads Hof war, erhob ein Onkel von ihr, ein Christ, bei Nabur, dem christlichen Magistraten in Durnovaria, Einspruch gegen meine Ernennung und behauptete, Gyllads Vater habe ihm vor seinem Tod die Vormundschaft versprochen. Mir gelang es nur, Arthurs Geschenk zu behalten, indem ich meine Speerkämpfer rings um das Gerichtsgebäude
    Aufstellung nehmen ließ. Sie erschienen in voller Kriegsrüstung und mit frisch geschärften Speerspitzen, und erst ihre Gegenwart veranlaßte den Onkel und seine Parteigänger dazu, die Klage nicht weiter zu verfolgen. Die Stadtwache wurde zwar gerufen, aber ein einziger Blick auf meine alten Kämpen genügte, um die Männer davon zu überzeugen, daß sie sich besser anderswo betätigen sollten. Nabur beschwerte sich zwar über heimkehrende Soldaten, die in einer friedlichen Stadt Schlägereien anzetteln wollten, doch als meine Gegner nicht vor Gericht erschienen, entschied er den Fall zu meinen Gusten. Später hörte ich, der Onkel habe Nabur bereits für ein gegenteiliges Urteil bezahlt, und es sei ihm nicht gelungen, sich das Geld von ihm zurückzuholen. Ich ernannte Llystan, einen meiner Männer, der bei einer der Schlachten in Benoics Wäldern einen Fuß verlören hatte, zu Gyllads Verwalter, und sowohl er als auch die Erbin und ihr Besitz gediehen.
    In der Woche darauf ließ Arthur mich zu sich kommen. Ich traf ihn in der Halle des Palastes an, wo er mit Guinevere das Mittagsmahl einnahm. Er befahl, ein Liegesofa und weitere Speisen für mich zu bringen. Im Innenhof draußen drängten sich die Bittsteller. »Der arme Arthur«, bemerkte Guinevere,
    »da kommt er einmal nach Hause, und schon beklagt sich jedermann oder bittet um eine Herabsetzung der Pacht. Warum gehen sie nicht zu den Beamten?«
    »Weil sie nicht reich genug sind, sie zu bestechen«, erklärte Arthur.
    »Oder mächtig genug, um das Gerichtsgebäude mit
    Eisenhelmkriegern zu umstellen?« entgegnete Guinevere, lächelte aber dabei, um mir zu zeigen, daß sie diese Handlungsweise keineswegs mißbilligte. Natürlich nicht, denn sie war eine eingeschworene Feindin Naburs, des Anführers der Christenpartei im Reich.
    »Eine spontane Hilfestellung meiner Männer«, behauptete ich milde, und Arthur lachte.
    Es war eine fröhliche Mahlzeit. Ich war nur selten mit Arthur und Guinevere allein, wenn es sich jedoch ergab, fiel mir stets auf, wie glücklich sie ihn machte. Sie besaß einen beißenden Humor, der ihm persönlich fehlte, den er aber mochte. Sie setzte ihn sehr behutsam ein, weil sie wußte, daß es ihm so lieber war. Sie schmeichelte Arthur, war ihm aber auch eine gute Ratgeberin. Da Arthur immer sofort das Beste von einem Menschen dachte, brauchte er Guineveres Skepsis, um diesen Optimismus zu zügeln. Sie wirkte nicht älter als das letzte Mal, als ich ihr nahe gewesen war, obwohl in diesen hellgrünen Jägerinnenaugen jetzt vielleicht eine neue Klugheit stand. Für eine Schwangerschaft vermochte ich bei ihr keinerlei Anzeichen zu entdecken: Das hellgrüne Gewand lag flach über ihrem Bauch, und um ihre Taille hing wie ein loser Gürtel eine Schnur mit Goldquasten. Um den Hals trug sie ihr Zeichen, den mondgekrönten Hirsch, darüber die sächsische Kette mit den schweren Sonnenstrahlen, die Arthur ihr aus Durocobrivis geschickt hatte. Als ich sie ihr überreichte, hatte sie sich über die Halskette lustig gemacht, nun aber trug sie sie voll Stolz.
    Die Gespräche bei jenem Mittagsmahl waren zumeist leichter Natur. Arthur wollte wissen, warum die Amseln und Drosseln im Sommer aufhörten zu singen, doch darauf wußten wir ebensowenig eine Antwort wie auf die Frage, wohin die Schwalben im Winter zogen, obwohl mir Merlin einmal erklärt hatte, sie zögen sich in eine große Höhle in der nördlichen Wildnis zurück, wo sie in riesigen Federhaufen bis in den Frühling hinein schliefen. Als Guinevere mich über Merlin auszufragen begann, versicherte ich ihr auf mein Leben, daß
    der Druide tatsächlich nach Britannien zurückgekehrt sei. »Er ist zur Toteninsel gegangen«, sagte ich.
    »Er ist was?« fragte Arthur entsetzt.
    Ich erklärte die Sache mit Nimue und vergaß auch nicht, mich bei Guinevere dafür zu bedanken, daß sie sich bemüht hatte, meine Freundin vor Sansums Rache zu retten.
    »Die arme Nimue«, sagte Guinevere. »Aber sie ist ein recht wilder Mensch, nicht wahr? Ich mochte sie, aber

Weitere Kostenlose Bücher