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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Bohnen zum Frühstück, Lord Bischof«, antwortete ich ihm. »Bitte, verzeiht.«
    »Ich frage mich, wie Ihr seine Nähe ertragen könnt«, wandte Sansum sich an Igraine. »Aber solltet Ihr nicht in der Kapelle sein, meine Lady? Und um ein Baby beten? War das nicht Euer Anliegen?«
    »Das Eure ist es bestimmt nicht«, gab Igraine schnippisch zurück. »Wenn Ihr es unbedingt wissen wollt, mein Lord Bischof, wir haben über die Gleichnisse unseres Heilands gesprochen. Habt Ihr uns nicht einmal über das Kamel und das Nadelöhr gepredigt?«
    Sansum knurrte etwas und versuchte, mir über die Schulter zu blicken. »Und was, übelriechender Bruder Derfel, ist das sächsische Wort für Kamel?«
    »Nwylle«, antwortete ich.
    Als Igraine laut auflachte, funkelte Sansum sie wütend an.
    »Meine Lady findet das Wort unseres gesegneten Herrn lächerlich?«
    »Ich bin einfach froh, hier sein zu dürfen«, entgegnete Igraine demütig, »aber ich würde furchtbar gern erfahren, was ein Kamel ist.«
    »Das weiß doch jeder!« sagte Sansum geringschätzig. »Ein Kamel ist ein Fisch, ein großer Fisch! Ähnlich dem Lachs«, setzte er geschickt hinzu, »den Euer Gemahl zuweilen die Güte hat, uns armen Mönchen zukommen zu lassen.«
    »Mit dem nächsten Bündel Pergamente für Derfel«, versprach Igraine, »werde ich ihn bitten, Euch mehr davon zu schicken, und ich weiß, daß er die Häute bald schicken wird, denn dieses sächsische Evangelium liegt dem König sehr am Herzen.«
    »Wirklich?« fragte Sansum mißtrauisch.
    »Sehr, mein Lord Bischof«, versicherte Igraine energisch. Sie ist ein kluges Mädchen, sehr klug und außerdem schön. König Brochvael ist ein Tor, wenn er sich neben seiner Königin eine Geliebte hält, aber die Männer sind, was Frauen betrifft, schon immer Toren gewesen. Oder wenigstens einige, und der größte von ihnen war vermutlich Arthur. Der geliebte Arthur, mein Lord, mein Geschenkgeber, der großzügigste aller Menschen, dessen Geschichte ich hier erzähle.

    Es war seltsam, wieder zu Hause zu sein, vor allem, da ich gar kein Zuhause hatte. Ich besaß zwar ein paar goldene Torques und kleinere Schmuckstücke, die ich aber bis auf Ceinwyns Brosche verkauft hatte, damit meine Männer wenigstens während der ersten Tage nach ihrer Rückkehr in die Heimat etwas zu essen hatten. Meine übrigen Habseligkeiten waren alle in Ynys Trebes geblieben und nunmehr Teil der Beute irgendeines Franken. Ich war arm, heimatlos, hatte nichts mehr, was ich meinen Männern hätte schenken können, hatte nicht einmal eine Halle, in der ich sie bewirten konnte, aber das verziehen sie mir. Es waren gute Männer und auf meinen Dienst eingeschworen. Wie ich hatten sie, als Ynys Trebes fiel, alles zurücklassen müssen, was sie nicht tragen konnten. Wie ich waren sie arm, doch keiner von ihnen beschwerte sich. Cavan sagte schlicht, ein Soldat müsse seine Verluste wegstecken können wie seine Beute - leicht. Issa, ein Bauernjunge und außerordentlich guter Speerkämpfer, wollte mir einen schmalen Goldtorques zurückgeben, den ich ihm geschenkt hatte. Es sei nicht recht, behauptete er, daß ein Speerkämpfer einen Goldtorques trage, sein Hauptmann dagegen nichts. Da ich ihn aber nicht annehmen wollte, schenkte Issa ihn als Pfand seiner Liebe dem Mädchen, das er aus Benoic mitgebracht hatte und das ihm bereits am nächsten Tag mit einem Wanderpriester und seiner Gruppe von Huren davonlief. Das ganze Land wimmelte von diesen reisenden Christen - Missionare nannten sie sich -, und fast alle hatten einen Troß Anhängerinnen bei sich, die ihnen angeblich bei den christlichen Ritualen helfen sollten, die aber, wie gemunkelt wurde, aller Wahrscheinlichkeit nach nur dazu da waren, Männer zu verführen und zu der neuen Religion zu bekehren.
    Arthur übergab mir ein Anwesen gleich nördlich von Durnovaria: nicht für mich selbst, denn es gehörte einer Erbin namens Gyllad, einer Waise, aber Arthur ernannte mich zu ihrem Protektor - eine Position, die gewöhnlich darauf hinauslief, daß das Kind ruiniert, der Protektor aber reich wurde. Gyllad war erst knapp acht Jahre alt, aber wenn ich gewollt hätte, hätte ich sie entweder heiraten und anschließend ihren Besitz verkaufen oder sie mit einem Mann verheiraten können, der bereit war, außer dem Ackerland auch noch die Braut zu kaufen; statt dessen lebte ich, wie Arthur es beabsichtigt hatte, von Gyllads Pachteinnahmen und ließ sie unbehelligt heranwachsen. Dennoch erhoben ihre Verwandten

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