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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wußte auch keine bessere Antwort als Arthur, und dessen Antwort lautete, zu hoffen und zu beten, daß der labile Frieden mit Aelle halten werde. Der Sachsenkönig war mit einer Wagenladung Gold gekauft worden, mehr konnte nun aber nicht bezahlt werden, denn es gab kein Gold mehr im Königreich. »Wir müssen einfach hoffen, daß Gereint ihn so lange aufhalten kann«, sagte Arthur, »bis wir Gorfyddyd geschlagen haben.« Er schob sein Liegesofa vom Tisch zurück und lächelte mir zu. »Ruht Euch bis nach Lugnasa aus, Lord Derfel«, riet er mir, »denn sobald die Ernte eingebracht ist, dürft Ihr mit mir gen Norden marschieren.«
    Er klatschte in die Hände, damit die Diener kamen, um die Reste der Mahlzeit abzuräumen und die wartenden Bittsteller einzulassen. Während die Diener flink ihrer Arbeit nachgingen, winkte mich Guinevere zu sich herüber. »Können wir miteinander reden?« fragte sie mich.
    »Aber gern, Lady.«
    Sie nahm die schwere Halskette ab und reichte sie einer Sklavin. Dann führte sie mich eine Steintreppe empor und durch eine Tür, die in einen Obstgarten führte, wo zwei ihrer großen Jagdhunde sie freudig begrüßten. Wespen summten um das Fallobst herum, und Guinevere befahl den Sklaven, die faulenden Früchte fortzuräumen, damit wir ungestört umherwandern konnten. Während ein Dutzend Sklaven die matschigen Früchte in ihre gerafften Gewänder sammelten, um dann, reichlich zerstochen, wieder davonzueilen und uns allein zu lassen, fütterte sie die Hunde mit den Resten des Hühnerfleischs vom Mittagstisch. Überall an den Mauern des Obstgartens waren Lauben aus Weidenzweigen aufgestellt worden, die für das große Fest Lugnasa mit Blumen dekoriert werden sollten. »Sieht hübsch aus…« - Guinevere meinte den Obstgarten - »aber ich wünschte, ich wäre in Lindinis.«
    »Nächstes Jahr, Lady«, tröstete ich sie.
    »Es wird dort nur noch Ruinen geben«, gab sie scharf zurück.
    »Habt Ihr noch nichts davon gehört? Gundleus hat Lindinis überfallen. Caer Cadarn hat er nicht erobert, aber meinen neuen Palast hat er in Schutt und Asche gelegt. Das war vor einem Jahr.« Sie verzog das Gesicht. »Ich hoffe nur, daß
    Ceinwyn ihn todunglücklich macht, aber das ist höchst unwahrscheinlich. Sie ist ein fades kleines Ding.« Die durch das Blätterdach dringenden Sonnenstrahlen ließen ihr rotes Haar aufleuchten und akzentuierten ihr schönes Gesicht.
    »Manchmal wünsche ich mir, ich wäre ein Mann«, sagte sie zu meiner Überraschung.
    »Tatsächlich?«
    »Wißt Ihr eigentlich, wie furchtbar es ist, auf Nachrichten zu warten?« fragte sie leidenschaftlich. »In zwei oder drei Wochen werdet Ihr alle nach Norden ziehen, und ab diesem Zeitpunkt werden wir nur herumsitzen und warten. Warten und warten. Wir werden warten müssen, bis wir erfahren, ob Aelle nun wortbrüchig geworden ist, bis wir erfahren, wie groß
    Gorfyddyds Armee wirklich ist.« Sie hielt einen Moment inne.
    »Worauf wartet Gorfyddyd noch? Warum greift er jetzt nicht an?«
    »Seine Landwehr muß die Ernte einbringen«, sagte ich.
    »Während der Ernte kommt alles andere zum Erliegen. Seine Männer wollen ihre Ernte in Sicherheit bringen, bevor sie kommen und die unsere rauben.«
    »Können wir sie aufhalten?« fragte sie mich unvermittelt.
    »Im Krieg, Lady«, gab ich zurück, »geht es nicht immer darum, was wir tun können, sondern was wir tun müssen. Wir müssen sie aufhalten.« Oder sterben, dachte ich grimmig. Wir legten ein paar Schritte schweigend zurück, während sie die aufgeregten Hunde zu ihren Füßen verscheuchte. »Wißt Ihr, was die Leute über Arthur sagen?« fragte sie mich schließlich.
    Ich nickte. »Daß es besser wäre, wenn er nach Broceliande fliehen und das Königreich Gorfyddyd überlassen würde. Der Krieg sei verloren, sagen sie.«
    Sie sah mich an, überwältigte mich mit ihren riesigen Augen. In diesem Moment, als ich so nahe bei ihr stand, allein mit ihr in diesem sonnenwarmen Garten und von ihrem zarten Duft umgeben, begriff ich, warum Arthur den Frieden seines Königreichs für diese Frau aufs Spiel gesetzt hatte. »Aber Ihr werdet für Arthur kämpfen?« fragte sie mich.
    »Bis zum Ende, Lady«, antwortete ich. »Und für Euch«, ergänzte ich unbeholfen.
    Sie lächelte. »Ich danke Euch.« Wir bogen um eine Ecke und schritten auf die kleine Quelle zu, die einem Felsen in der Ecke der römischen Mauer entsprang. Das Bächlein bewässerte den Obstgarten, und irgend jemand hatte Votivbänder in die

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