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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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er war ein sehr guter Mensch. Heute behauptet Sansum, die Tatsache, daß er gut war, würde nicht verhindern, daß seine Seele in der Hölle schmore. In jenem Sommer aber, als ich eben erst aus Benoic zurückgekommen war, schienen unsere Seelen alle zur Verdammnis verurteilt zu sein. Die Ernte hatte gerade erst begonnen, sobald sie jedoch eingefahren war, würde Gorfyddyd angreifen.

VIERTER TEIL

    Die Toteninsel

    Igraine wollte unbedingt Ceinwyns Brosche sehen. Sie hielt sie gegen das Fenster, drehte und wendete sie und betrachtete die verschlungenen Muster. Deutlich erkannte ich die Begierde in ihren Augen. »Ihr habt viele, die weit schöner sind«, mahnte ich sie behutsam.
    »Aber keine, die eine solche Geschichte hat«, gab sie zurück und hielt die Brosche probeweise an ihren Busen.
    »Meine Geschichte, liebste Königin«, sagte ich tadelnd, »nicht die Eure.«
    Sie lächelte. »Aber wie habt Ihr doch geschrieben? Ich würde, wäre ich wirklich so gutherzig, wie Ihr glaubt, gewiß gestatten, daß Ihr sie behaltet.«
    »Habe ich das geschrieben?«
    »Weil Ihr wußtet, daß Ihr mich so dazu bringen könnt, sie Euch zurückzugeben. Ihr seid ein listiger alter Mann, Bruder Derfel.« Sie bot mir die Brosche auf ihrer Handfläche dar, schloß aber die Finger über dem Gold, bevor ich sie mir nehmen konnte. »Wird sie eines Tages mir gehören?«
    »Euch allein, liebste Lady. Das verspreche ich Euch.«
    Dennoch hielt sie sie weiter fest. »Und Ihr werdet nicht zulassen, daß Bischof Sansum sie sich nimmt?«
    »Niemals!« versicherte ich ihr energisch.
    Daraufhin ließ sie die Brosche in meine Hand fallen. »Habt Ihr sie wirklich unter Eurem Brustpanzer getragen?«
    »Immer«, antwortete ich und verstaute die Brosche sicher unter meiner Kutte.
    »Armes Ynys Trebes.« Sie saß wie immer an ihrem Platz auf meiner Fensterbank, von wo aus sie das Dinnewrac-Tal bis zum fernen Fluß, der vom Frühsommerregen angeschwollen war, überblicken konnte. Versuchte sie sich vorzustellen, wie die fränkischen Eindringlinge die Furt durchschritten und die Hänge heraufgeschwärmt kamen? »Was ist aus Leanor geworden?« wollte sie wissen. Diese Frage überraschte mich.
    »Der Harfenistin? Sie ist gestorben.«
    »Nein! Aber ich dachte, Ihr hättet erzählt, sie hätte aus Ynys Trebes fliehen können?«
    Ich nickte. »Das stimmt, aber in ihrem ersten Winter in Britannien wurde sie krank und starb. Legte sich einfach hin und starb.«
    »Und was ist mit Eurer Frau?«
    »Mit meiner?«
    »In Ynys Trebes. Ihr sagtet, Galahad habe Leanor gehabt, ihr anderen Männer aber hättet ebenfalls Frauen gehabt. Wer also war die Eure? Und was ist aus ihr geworden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ach, Derfel! Sie muß Euch doch etwas bedeutet haben!«
    Ich seufzte. »Sie war die Tochter eines Fischers. Ihr Name war Pellcyn, aber alle nannten sie Puss. Ihr Ehemann war ertrunken - ein Jahr bevor ich sie kennenlernte. Sie hatte ein Baby, eine kleine Tochter, und als Culhwch unsere Überlebenden zum Boot hinunterführte, stürzte Puss vom Klippenpfad ab. Weil sie ihr Baby auf dem Arm hielt und sich nicht an den Felsen festhalten konnte. Es herrschte Chaos, und alle flohen in panischer Hast. Niemand trug die Schuld an ihrem Tod.« Obwohl Pellcyn, wie ich oft dachte, am Leben geblieben wäre, wenn ich bei ihr gewesen wäre. Sie war ein kräftiges Mädchen mit strahlenden Augen, das gern lachte und ein unstillbares Verlangen nach harter Arbeit hatte. Eine gute Frau. Hätte ich ihr jedoch das Leben gerettet, hätte Merlin sterben müssen. Das Schicksal ist unerbittlich.
    Igraine muß denselben Gedanken gehabt haben. »Ich wünschte, ich hätte Merlin kennengelernt«, sagte sie sehnsüchtig.
    »Ihr hättet ihm gefallen«, gab ich zurück. »Er mochte hübsche Frauen.«
    »Aber das tat Lancelot doch auch, nicht wahr?« fragte sie schnell.
    »Aber ja!«
    »Keine Knaben?«
    »Keine Knaben.«
    Igraine lachte. An diesem Tag trug sie ein besticktes Kleid aus blaugefärbtem Leinen, das zu ihrer hellen Haut und ihren dunklen Haaren paßte. Zwei goldene Torques lagen um ihren Hals, und an ihrem schlanken Handgelenk klirrten zahllose Armreifen. Sie stank nach Kot, eine Tatsache, die ich diplomatisch ignorierte, denn mir war klar, daß sie einen Beutel mit dem ersten Stuhlgang eines Neugeborenen bei sich tragen mußte, ein uraltes Mittel gegen Unfruchtbarkeit. Arme Igraine. »Ihr habt Lancelot gehaßt?« fragte sie mich plötzlich anklagend.
    »Von ganzem Herzen.«
    »Das ist

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