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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ihrer improvisierten Kapelle geholt und erhielten Befehl, auf alle Wälle brennende Holzscheite zu tragen und die Scheite dort mit Holz und Flechtwerk aus den Hütten an der Nordwand der Burg aufzuschichten. Die Feuer knisterten, dann flammten sie hoch in die Nacht hinein. Rauch hing in der Luft und bildete ein Schutzdach, das die bösen Geister täuschte und von dem Ort fernhielt, an dem eine Prinzessin und ihr Kind im Sterben lagen. Wir Kinder liefen mit den Kesseln um die Wälle herum und hämmerten unablässig auf sie ein, um die bösen Geister durch den gräßlichen Lärm noch mehr zu verwirren. »Schreit!«
    befahl ich den Kindern von Ynys Wydryn, und immer mehr kamen aus den Hütten der Burg, um unseren Lärm zu verstärken. Die Wachen schlugen mit den Speerschäften auf ihre Schilde, und die Priester warfen immer wieder Scheite auf die zwölf Holzstöße, während wir anderen mit lautem Geschrei die bösen Geister herausforderten, die durch die Nacht herbeigeflogen kamen, um Norwennas Geburtswehen mit einem Fluch zu belegen.
    Morgan, Sebile, Nimue und ein kleines Mädchen begaben sich in die Halle. Norwenna schrie, doch ob sie gegen die Ankunft von Merlins Frauen protestierte oder weil das widerspenstige Kind ihr den Körper zerriß, war nicht zu erkennen. Weitere Schreie ertönten, als Morgan die christlichen Helferinnen hinauswies. Sie schleuderte die beiden Kreuze in den Schnee und warf eine Handvoll Beifuß, das Kraut der Frauen, ins Feuer. Wie Nimue mir später erzählte, hatten sie Eisenklumpen in das feuchte Bett gelegt, um die bösen Geister zu vertreiben, die sich dort bereits befanden, und sieben Adlersteine um den Kopf der Leidenden arrangiert, um die guten Geister von den Göttern herabzurufen.
    Sebile, Morgans Sklavin, befestigte einen Birkenzweig über der Tür der Halle und schwenkte einen weiteren über dem Körper der Gebärenden, die sich in furchtbarem Schmerz hin und her warf. Nimue kauerte in der Türöffnung nieder und urinierte auf die Schwelle, um die bösen Feen der Halle fernzuhalten; dann fing sie etwas Urin mit den Händen auf und trug ihn zu Norwennas Bett, wo sie als weitere
    Vorsichtsmaßnahme das Stroh damit benetzte, auf daß die Seele des Kindes nicht im Moment der Geburt gestohlen wurde. Morgan, deren Goldmaske im Flammenschein glänzte, schob Norwennas Hände fort, damit sie einen Talisman aus seltenem Bernstein zwischen die Brüste der Prinzessin legen konnte. Das kleine Mädchen, eins von Merlins Findelkindern, wartete angsterfüllt am Fuß des Bettes.
    Der Rauch von den frisch entzündeten Feuern verbarg die Sterne. In den Wäldern am Fuß von Caer Cadarn begannen Wesen zu heulen, die der Lärm, der über ihnen ausgebrochen war, geweckt hatte, während Großkönig Uther zum
    untergehenden Mond aufblickte und betete, er möge Morgan nicht zu spät geholt haben. Morgan war Uthers Tochter, das erste von vier illegitimen Kindern, die der Großkönig mit Igraine von Gwynedd gezeugt hatte. Uther wäre es zweifellos lieber gewesen, wenn Merlin selbst gekommen wäre, aber Merlin war schon seit Monaten fort, ins Nichts
    hineingegangen, war, wie es uns zuweilen schien, auf immer verschwunden, und Morgan, die bei Merlin gelernt hatte, mußte nun seinen Platz einnehmen in dieser eisigen Nacht, in der wir mit Töpfen klapperten und schrien, bis wir heiser waren, um die böswilligen Unholde von Caer Cadarn fernzuhalten. Selbst Großkönig Uther beteiligte sich an dem Lärm, obwohl das Geräusch, mit dem er seinen Stab auf den Rand der Brustwehr stieß, kaum wahrzunehmen war. Bischof Bedwin lag betend auf den Knien, während seine Frau, die man aus dem Kreißraum verstoßen hatte, weinte und klagte und den Christengott anrief, er möge den heidnischen Hexen vergeben.
    Aber die Zauberkraft wirkte, denn es wurde ein Kind geboren. Der Schrei, den Norwenna im Augenblick der Geburt ausstieß, klang schlimmer als alles, was vorangegangen war. Es war der Schrei eines Tieres in äußerster Qual, eine Klage, furchtbar genug, um die ganze Nacht zum Schluchzen zu bringen. Wie Nimue mir später erzählte, hatte Morgan diesen Schmerz ausgelöst, indem sie ihre Hand in den Geburtskanal schob und das Kind mit brutaler Gewalt ans Licht der Welt zerrte. Mit dem Blut seiner gequälten Mutter bedeckt, kam das Kind endlich hervor, und Morgan rief dem erschrockenen Mädchen zu, es zu nehmen, während sie selbst die Nabelschnur abband und durchbiß. Es war wichtig, daß das Neugeborene von einer Jungfrau

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