Asche der Welten
Schiff im Eis verankert hatte. »Die Vorräte einer Rettungskapsel reichen nur eine Woche, oder?«, fragte Nikko. »Kommt darauf an, wie viele Personen sich an Bord befanden«, sendete Crim mit dem Helmkommunikator, als sie aus der Luftschleuse traten. »Ich wäre sehr enttäuscht, wenn der Überlebende gestern gestorben ist, nur weil wir einen Tag zu spät dran sind.«
Sie eilten übers Eis. Nikko sah, wie es unter ihm aufglühte - jeder Schritt bewirkte eine Art Lumineszenz. Vor der Rettungskapsel blieb er stehen. »Sollen wir anklopfen?«
Die Unterkunft war zusammengeschustert worden, ohne dass ihr Baumeister auf glatte Kanten und dergleichen geachtet hatte. Die ästhetischen Aspekte ließen sehr zu wünschen übrig, aber die »Hütte« schien ihren Zweck zu erfüllen. Es erstaunte Nikko, dass eine solche Konstruktion luftdicht und stabil sein konnte. An bestimmten Stellen hatte sich Eis gebildet und formte zusätzliche Siegel.
Vielleicht war das die Antwort: Die Wentals hatten alles abgedichtet und den Schiffbrüchigen vielleicht auch mit der zum Überleben notwendigen Energie versorgt. »Hallo, Rettungskapsel«, sendete Crim. »Ist dort jemand?« Mit der behandschuhten Faust klopfte er an die Luke.
Der Eingang der Rettungskapsel war so klein, dass nur jeweils eine Person die Luftschleuse passieren konnte. Nikko machte den Anfang und hoffte, dass ihn im Innern der Kapsel keine Leiche erwartete.
Stattdessen sah er dort einen Alten mit Stoppelbart, zotteligem Haar und zerknitterter Kleidung. Der Mann grinste breit. »Wurde auch verdammt Zeit. Ich kann ein wenig Ge-Seilschaft gebrauchen, abgesehen von den blitzenden Lichtern.«
Nikko erkannte ihn. »Caleb Tamblyn?« Er klappte das Visier auf, roch den Gestank und rümpfte die Nase: Körpergeruch, abgestandene Luft und schlecht recycelte Abfallstoffe. Der alte Caleb bemerkte den Geruch vermutlich gar nicht mehr - er hatte ohnehin nie wie eine Rose geduftet. Die Lebenserhaltungssysteme der Rettungskapsel lagen vermutlich in den letzten Zügen.
Nikko trat zur Seite, damit auch sein Vater durch die Luftschleuse kommen konnte. Als Crim Tylar hinter seinem Sohn hereinkam, wurde es in der Kapsel ziemlich eng. »Wie lange sind Sie schon hier?«, fragte Nikko. »Etwa drei Wochen, wenn ich nicht die Übersicht verloren habe. Vielleicht vier.«
»Unmöglich«, sagte Crim. »Ihre Vorräte können nicht so lange gereicht haben.« Caleb schnaufte. »Jeder Roamer mit ein bisschen Grips kann Lösungen finden, und außerdem hatte ich ein wenig Hilfe von den Wentals. Sie gaben mir genug Energie, und das Essen habe ich mir gut eingeteilt. Inzwischen bin ich ziemlich hungrig. Haben Sie Nahrungspackungen in Ihrem Schiff?«
»Jede Menge«, sagte Nikko.
An Bord der Aquarius verschlang Caleb mehrere sich selbst erwärmende Rationen. Er erklärte, wie die Faeros seinen Wassertanker vernichtet hatten, wobei Denn Peroni ums Leben gekommen war. »Ich hätte nicht gedacht, dass jemand nach uns sucht, aber ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben.« Caleb zuckte mit den knochigen Schultern. »Zum Teufel mit den Faeros. Wir haben den Angriff in keiner Weise herausgefordert. Armer Denn ...«
Er hielt nach einer Koje Ausschau, um sich hinzulegen und zu schlafen, aber Crim gab ihm den guten Rat, die sanitären Einrichtungen des Schiffs zu benutzen und sich zu säubern. »Wir können Sie direkt nach Plumas bringen«, schlug Nikko vor. »Ich nehme an, Sie möchten zu den Wasserminen zurück.«
»Wynn und Torin stecken vermutlich bis über den Kopf in Arbeit und sind sauer auf mich, weil ich sie verlassen habe, aber ich hatte hier Zeit genug, über meinen Leitstern nachzudenken.« Caleb lehnte sich auf dem harten Passagiersitz zurück. »Dieser Krieg scheint mir viel wichtiger zu sein als das Wassergeschäft der Familie. Wenn ihr euch darauf vorbereitet, gegen die Faeros zu kämpfen, so helfe ich euch gern dabei.«
103 DEL KELLUM
In der größten Himmelsmine über Golgen wartete Del Kellum auf Kotto Okiah und seine Begleiter. Was auch immer den Ingenieur hierher führte, bestimmt war es eine interessante Sache. Kotto traf mit einem Roamer-Transporter ein, der für sein begrenztes Pilotengeschick ein wenig zu groß zu sein schien. Als Del Kellum erfuhr, dass Tasia Tamblyn an den Navigationskontrollen saß, erteilte er dem Schiff sofort Landeerlaubnis für das mittlere Deck. Er verließ den Kontrollraum, streifte eine dicke Jacke über - draußen war es kalt -und machte sich auf den Weg, um
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