Asche der Welten
Zurückhaltung befohlen. »Willkommen im Flüsterpalast, Estarra.«
Peter vermutete, dass Basil ihr nur unter strengen Auflagen gestattet hatte, an diesem Bankett teilzunehmen. Estarra musterte ihre Schwester und hätte sich gern mit ihr unterhalten, begriff aber, dass sie wahrscheinlich keine Gelegenheit dazu bekommen würde. Der stellvertretende Vorsitzende Cain saß auf der anderen Seite und blieb stumm.
Zusammen mit Estarra ging Peter zum Kopf des breiten Tisches, wo Rory saß. »Sie brauchen dort nicht allein zu bleiben, Rory. Mit diesen beiden Stühlen hier können wir drei nebeneinandersitzen, als Gleichrangige.« Er warf Basil ein kaltes Lächeln zu. »Im Geiste der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts.« Peters Protokollbeamte rückten rasch die Stühle zurecht, während Sarein den Blick abwandte, vielleicht um ein verlegenes Lächeln zu verbergen. Estarra und Peter nahmen neben Rory Platz, der sich vermutlich an ebenso strenge Regeln halten musste wie Sarein.
OX blieb in der Nähe von Peter, als die einzelnen Gänge des opulenten Banketts serviert wurden: eine Vorspeise nach der anderen, prächtige Salate, Getränke, die den Mund auf neue Geschmacksvarianten vorbereiteten, zartes Fleisch und so weiter. Unauffällig analysierte der Lehrer-Kompi alle Speisen und Getränke, suchte dabei nach Giften, Halluzinogenen und anderen gefährlichen Substanzen. Die Bediensteten brachten die Speisen auf großen Gemeinschaftstabletts, was bedeutete: Wenn es irgendwo Gift gab, so bekam König Rory ebenfalls eine Dosis ab. Allerdings traute Peter es dem Vorsitzenden durchaus zu, dass er Rory vor dem Bankett ein Gegenmittel verabreicht hatte, damit er tödliche Dosen vertrug. Andererseits: Basil musste damit rechnen, dass Peter an alle Möglichkeiten dachte und besondere Vorsicht walten ließ.
Peter fragte sich noch immer nach dem Grund von Basils Einladung. Sollte er nur Gelegenheit bekommen, Rory aus der Nähe zu sehen? Der junge Mann sah tatsächlich wie sein Bruder aus. Peter nutzte jede Gelegenheit, ihn zu mustern, einen Eindruck von Erscheinungsbild und Gebaren zu gewinnen. Er konnte nicht wirklich sicher sein ...
Während der Mahlzeit führte Rory eine oberflächliche Konversation, wich allen wichtigen Fragen aus und verriet nichts von seiner Vergangenheit. Er versuchte auch nicht, Peter davon zu überzeugen, sein Bruder zu sein - und gerade damit wirkte er sehr überzeugend. Wenn dies ein Trick gewesen wäre, hätte Basil den Hochstapler mit zahlreichen kleinen Details vorbereitet. Peter ließ einige sorgfältig verschleierte Hinweise über sein altes Familienleben fallen, in der Hoffnung, dass Rory - wenn er wirklich sein Bruder war - darauf einging. Aber der junge König reagierte nicht.
Sarein erkundigte sich nach dem kleinen Reynald, und Estarra gab ihr bereitwillig Auskunft. »Ich hoffe, ich kann ihn eines Tages sehen«, sagte Sarein, und dann schwieg sie wieder, als hätte sie schon zu viel gesagt.
Peter wandte sich kühl an den Vorsitzenden. »Stimmt es, dass Sie Ihr Büro aus dem Verwaltungszentrum der Hanse in einen unterirdischen Bunker verlegt haben? Verkriechen Sie sich während der größten Krise der Erde?«
Basils Züge verhärteten sich. »Das deuten Sie falsch. Ich habe es für klug gehalten, eine zweite Kommandozentrale einzurichten. Unterdessen bleibt König Rory hier im Flüsterpalast und kann jederzeit in der Öffentlichkeit auftreten, wenn das erforderlich sein sollte.«
»Sie halten den Flüsterpalast also für sicher?« Peter wollte mit einer Hand winken, eine Geste, die dem Palast um sie herum galt, aber sein Ärmel blieb an einem silbernen Löffel hängen und stieß ihn vom Tisch. Peter versuchte, ihn aufzufangen, doch er fiel zu Boden. Diese kleine Tollpatschigkeit minderte die Bedeutung seiner Frage. OX bückte sich und hob den Löffel auf.
Basil lächelte. »Sind Sie nervös, Peter?«
»Nur ungeschickt.« Er achtete darauf, dass die Imager sein selbstironisches Lächeln einfingen, und mit den nächsten Worten überraschte er den Vorsitzenden. »Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, ganz offiziell um die Freilassung von Patrick Fitzpatrick und seiner Frau zu ersuchen. Sie sind Bürger der Konföderation.«
Basil sah aus, als hätte er etwas Klebriges und Unangenehmes verschluckt. »Ihnen wird Aufwiegelung zur Last gelegt. Das ist ein sehr schweres Verbrechen, insbesondere in so ernsten Zeiten. Die Hanse wird keine Nachsicht üben.«
»Ja, wir haben gesehen, was Sie
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