Asche zu Asche
einen Teil der Vertäfelung. „Fertig?“
Max nahm Bellas Hand und drückte sie. „Ich liebe dich.“
„Das habe ich dir schon die ganze Zeit gesagt.“ Sie lächelte ihn an. „Wir kommen durch. Es ist nicht unser Schicksal, heute zu sterben.“
„Gut. Dann machen wir sie jetzt fertig.“
Ziggy drückte die Täfelung beiseite, und sie begann, sich zu bewegen.
26. KAPITEL
Das Grab
Am Ende sind wir in den Untergrund gegangen. Wortwörtlich.
Wir sind nur kurz in der Wohnung vorbeigefahren, wo Nathan Blut und Waffen holte, dann nahm er mich mit nach unten in den Buchladen. Er hängte ein Schild „Wegen Renovierung geschlossen“ an die Tür und schloss uns ein. Dann begann er, den Tresen zu verschieben. Ich fragte mich, was er vorhatte, aber ich war immer noch wie in Trance und konnte mich nicht aufraffen zu sprechen.
Der Tresen, von dem ich immer angenommen hatte, dass er am Boden festgeschraubt sei, ließ sich nur mit einiger Mühe bewegen, aber Nathan schaffte es. Darunter verbarg eine Falltür eine schmale Holztreppe, die in einen Raum unter den Keller führte.
Es war das, was ich unter dem Begriff Michigan-Keller kannte. Es war ein Raum, der aus einem Lehmboden bestand und dessen raue Wände aus Backsteinen und Zement gemauert waren. Dort unten befanden sich ein Schlafsack, ein Wassertank, eine Campinglaterne und ein Spülstein, der eine einzige Leitung nach oben hatte, die in den Boden des Erdgeschosses führte. Nathan entrollte den Schlafsack und half mir hinein. Ich konnte sofort die Feuchtigkeit spüren, die mir vom Boden in die Knochen kroch. Er ging die Stufen hinauf. Dann hörte ich, wie er den Tresen zurück an seinen alten Platz schob, um das Loch wieder zu verbergen, bevor er die Falltür wieder hinter uns schloss.
„Erst mal geht das hier so“, sagte er und ging schneller die Treppe hinunter, als er es getan hätte, wenn sie nicht so steil gewesen wäre. „Max ist unterwegs, und wir haben genugBlut für ein paar Tage. Und jeder, der in den Laden kommt, wird wahrscheinlich nicht …“ Er redete nicht weiter, als er mich ansah. Dann fluchte er.
Ich ahnte, was er wahrscheinlich sah. Meine Augen waren fiebrig und glänzten, während ich ins Nichts starrte. Er dachte wohl, ich hätte den Verstand verloren. Aber ich war bei Bewusstsein. Ich sah alles, nahm alles wahr, was um mich herum passierte. Ich wusste, wenn sich der Souleater wieder erholte, würde er uns nachstellen. Ich konnte mich nur nicht aufraffen, mir meinen Tod nicht zu wünschen. Meine Verzweiflung war so groß, dass ich Nathan nicht sagen konnte, er sollte sich nicht um mich kümmern, er sollte nur sich selbst retten.
Aber ich hörte seine Gedanken und seinen Zorn. Er war mir böse, dass ich um Cyrus trauerte. Er war wütend auf sich selbst, dass er mir böse war, und er hatte Angst davor, entdeckt zu werden. Wenn ich schlafe, dann kann ich nicht denken. Und dann kann er uns nicht finden.
Also kroch er zu mir in den Schlafsack und drückte mich an sich, auch wenn ich vermutlich schon die Temperatur des Fußbodens angenommen hatte. So lagen wir da im Dunklen, vermutlich einige Tage lang. Nathan hatte Angst, die Lampe anzumachen, vielleicht würde das Licht uns verraten, wenn es durch die Ritzen im Fußboden schien. Er sprach kaum mit mir, außer wenn er mir Blut anbot, was ich ablehnte. Zweimal wachten wir auf, weil wir von oben Schritte und Stimmen hörten. Vor lauter Angst rührte sich Nathan neben mir nicht. Wir lauschten auf die Geräusche, die die Eindringlinge machten, als sie Bücherregale und Tische umstürzten, während sie nach uns suchten.
Aber dieses Eingeschlossensein war gut für mich. Es gab nichts anderes, auf das ich mich konzentrieren musste. Nichts konnte mich von meinem Kummer ablenken. Deshalbdurchlebte ich diese Phase schnell. Ich sprach nicht mit Nathan – ich konnte ihn nicht um Verständnis bitten – aber ich sprach in Gedanken mit mir selbst. Ich begann zu begreifen, warum ich nicht sprechen konnte. Es war für mich kein Gefängnis, sondern Erholung. Ich wäre sowieso nicht in der Lage gewesen, meinen Schmerz in Worte zu fassen. Ich brachte mir bei, den Verlustschmerz zu vergessen und mich daran zu erinnern, Cyrus zu lieben. Es war ebenso wichtig, den Hass nicht zu vergessen, den ich ihm gegenüber gespürt hatte, als er mein Schöpfer gewesen war. Ich versuchte, meinen Kummer in Relation zu sehen. Ich hatte ihn geliebt, aber ich konnte ihn nicht trennen von dem Ungeheuer, das mich erschaffen
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