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Asche zu Asche

Asche zu Asche

Titel: Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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mich. „Lass mich raus!“
    Er antwortete nicht.
    „Nathan, lass mich zu ihm! Er wird da draußen sterben!“ „Lass ihn verbrennen!“ Ich hörte die Dielen knarren, als sich Nathan mit dem Rücken gegen die Tür setzte.
    Nie in meinem Leben hatte ich mich so hilflos gefühlt wie in diesem Moment. Es war ein schrecklicher Gedanke für mich, dass mir die Hände gebunden waren, während draußen mein Zögling hilflos auf der Straße lag. Meine Frustration brach aus mir heraus, indem ich Nathan furchtbar beschimpfte – er empfinde nichts für mich, er sei nicht in der Lage, sich um einen Menschen zu kümmern, er würde Cyrus so sterben lassen wie Ziggy und Marianne.
    Auch wenn ich wusste, dass meine Worte uns beidenschaden würden, konnte ich nichts dagegen tun, dass ich sie aussprach. Ich konnte noch nicht einmal die Kraft aufbringen, mich dafür zu entschuldigen, was ich gesagt hatte. Bis zu diesem Moment glaubte ich, die Macht der Blutsbande verstanden zu haben. Aber ich hatte sie extrem unterschätzt. Ich musste mir eingestehen, dass ich meine Beziehung zu meinem Schöpfer zerstörte, indem ich versuchte, meinen Zögling zu beschützen. Und es gab für mich keinen Zweifel mehr, dass diese Zerstörung vollständig sein würde.
    Auf der anderen Seite der Tür blieb Nathan still, aber ich konnte spüren, wie wütend er war, während ich ihm einen letzten bösartigen Stoß versetzte. Ich hatte keine Kraft mehr. Also legte ich mich auf den Boden und schlief ein, wachte immer wieder auf, um kurz darauf wegzudösen. Schließlich wachte ich ganz auf und bemerkte, wie viel Zeit verstrichen war. Die Tür stand offen. Nathan war verschwunden.
    Draußen war es immer noch dunkel. Ich sah auf die Uhr in der Küche: Bis zum Sonnenaufgang würde es nicht mehr lange dauern. Es gab noch eine Chance für Cyrus. Ich riss die Wohnungstür auf und wollte gerade die Treppe hinunterstürmen, als ich die Notiz las, die auf der Fußmatte lag: „Sieh in deinem Zimmer nach.“
    Sonst stand dort nichts, weder eine Erklärung, wo sich Nathan aufhielt, noch was er vorhatte. Ich ging zu meinem Zimmer. Die Tür stand offen. Cyrus lag im Bett, auf dem zerwühlten Bettzeug, seine blutige Kleidung klebte zerknittert an seinem Körper. Sein Gesicht war sauber gewischt, aber es war klar, dass die Wunden, die ihm Nathan zugefügt hatte, länger als einen Tag würden heilen müssen.
    Das hatte Nathan getan. Er hatte es getan, um mir zu schaden und um Cyrus zu verletzen. Er hatte es getan, um sein Bedürfnis nach Rache zu befriedigen. Seine Rache war reiner Selbstzweck gewesen. Er hatte nicht überlegt, was siefür uns bedeuten würde. Ich war zwischen Zorn und Bewunderung hin- und hergerissen. Ich wartete schon lange darauf, dass Nathan einmal seinen selbstzerstörerischen Neigungen, die er so lange unterdrückt hatte, nachgeben würde. Mir tat es nur leid, dass mein Zögling darunter leiden sollte.
    Mir tut es nur leid, dass er nicht an der Ecke darauf wartet, bis die Sonne aufgeht, damit sie ihn zu Cornflakes verbrennt. Er hat keine moralischen Maßstäbe.
    Cyrus öffnete ein geschwollenes Auge, um seinen Gedanken mit einem entsprechenden sarkastischen Zwinkern zu unterstreichen, aber diese winzige Bewegung ließ ihn schon aufjammern. Er war so mitleiderregend, ich konnte nicht anders, als ihn zu bedauern.
    Eine Stimme in mir gab ihm recht, denn ich war Cyrus’ Schöpferin. Eine zweite sagte mir, es sollte mir leidtun, was ich zu Nathan gesagt hatte. Aber ich konnte an nichts anderes denken, als dass Nathan mich von meinem Zögling getrennt hatte. Und wie würde er sich fühlen, wenn mich jemand zusammenschlagen und auf dem Bürgersteig sterben lassen würde? Ich schlüpfte zwischen Tür und Bett und kniete mich neben Cyrus.
    Ich will dein Mitleid nicht. Wieder hörte ich seine Stimme in meinem Kopf.
    Ich zog ihm Schuhe und Strümpfe aus, und dankbar bewegte er die Zehen. „Das weiß ich doch“, sagte ich lächelnd. „Aber du bist mein Zögling. Ich muss auf dich aufpassen.“
    Er streckte die Hand nach seinem Hosenschlitz aus, aber ich schob sie beiseite, um seine Hose für ihn aufzumachen. „Ich kümmere mich um dich, okay?“
    Danke. Bevor er sich in die Kissen sinken ließ, nahm er kurz meine Hand. Ich glaubte, dass er wieder ohnmächtig geworden war.
    Ich zog ihm die Sachen aus, die steif waren durch das getrockneteBlut, und zog die Decke über uns beide, während ich mich zu ihm in das schmale Bett legte. Zärtlich küsste ich ihn auf

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