Aschenpummel (German Edition)
Armen und fügte hinzu: »Das kann dann so aussehen, als würde ich winken.«
»Ja, so sieht es in der Tat aus.«
»Naja, jedenfalls freue ich mich auf Samstag. Freue mich sehr darauf, Ihre Nichte kennenzulernen.«
»Ich freue mich auch, Frau Kis.«
Geigespielende Engel waren im Anflug, ein wohliges Prickeln lief über meinen Rücken und Be-De steckte den Kopf aus dem Schuhladen.
»Teeeddy, hör endlich auf zu flirten und schieb deinen dicken Hintern ins Geschäft!«
»Wie kannst du vor anderen Leuten dicker Hintern zu mir sagen!«
»Du hast selbst gesagt, dass du einen dicken Hintern hast. Außerdem waren eh keine Leute auf der Straße.«
»Der Herr Nemeth war da!«
»Der Herr wer ? Dieser Buchmann, dieser einäugige?«
»Sag nie wieder dicker Hintern zu mir.«
»Ich hab dich nicht so genannt, ich hab nur gesagt, dass du den dicken Hintern endlich reinhieven sollst.«
»Reinhieven?«
»Was kann ich dafür, dass er dick ist!«
»Du kannst dir deine Scheißehrlichkeit sonst wo hinschieben, Be-De !«
»Hast du grad Bidet zu mir gesagt? Weißt du überhaupt, was ein Bidet ist?«
»Natürlich weiß ich das. In ein Bidet kann ich meinen fetten Hintern quetschen!«
»Jetzt krieg dich mal wieder ein!«
»Krieg du dich wieder ein, Be-De !«
»Wenn du noch einmal Bidet zu mir sagst, kündige ich.«
»Wenn du noch einmal fetter Hintern zu mir sagst, kündige ich .«
Danach kehrte Waffenstillstand ein, kündigen wollten wir beide nicht. Zwei Stunden lang redeten wir kein Wort miteinander, ich bediente zwei Kunden in der Zeit und Bonnie-Denise drei. Der fette Hintern nagte an mir. Was widersinnig war. Besser wäre gewesen, an dem fetten Hintern wäre genagt worden. Als die kleine Melli – vorne eine Eistüte, hinten die Mama – hereingetänzelt kam, überließ ich sie Be-De und flüchtete auf die Straße. Batman war ein guter Zuhörer, und er versuchte sein Bestes, mein Leid mit einem kräftigen Zungenschlecken quer über meine Brille wegzuwischen.
»Dir ist es egal, wie ich ausschaue, gell. Du bist der Einzige, dem das wirklich egal ist.« Ich sage ja, im Selbstmitleid war ich ganz groß. Mit einem Ruck stand ich auf. Batman schnüffelte an meinen Waden. Ich winkte ihm zum Abschied zu und marschierte schnurstracks um die Ecke und in die Apotheke hinein.
»Abführtabletten«, schnaufte ich grantig, was der Pharmazeutin gegenüber unfair war, denn sie konnte ja weder etwas für meine Misere noch dafür, dass sie selbst hübsch und dünn war.
Sie legte ihren Porzellanpüppchenkopf schief, deutete ein gekünsteltes Lächeln an. »Was haben Sie denn für Beschwerden?«
»Was glauben Sie?«, erwiderte ich und kam mir unsinnigerweise verdammt cool dabei vor.
Die Dame holte ein kleines grünes Döschen aus einer Lade und musterte mich ernst. Erst meine Mimik, dann meine Hüften. »Sie wissen schon, dass Abführmittel bei längerfristiger Anwendung die Darmflora schädigen und außerdem ein Gewöhnungseffekt einsetzt. Nehmen Sie auf keinen Fall mehr als zwei Stück, vor dem Schlafengehen. Sollten die Beschwerden anhalten, müssen Sie einen Arzt aufsuchen.« So, wie sie mich angesehen und außerdem das Wort Beschwerden betont hatte, musste ich annehmen, dass sie mir etwas unterstellte. Zum Beispiel absichtlich Durchfall herbeiführen, um schneller abzunehmen, oder irgend so etwas absolut Abwegiges. Augenblicklich brannten meine Wangen und meine Hände zitterten, als ich das Wechselgeld entgegennahm. Als ich die Apotheke verließ, kam ich mir vor wie ein Junkie, der vor der Polizei flüchtete.
Die Beute in meiner Faust versteckt, kehrte ich ins Schuh-Bi zurück. Be-De war eifrig damit beschäftigt, Mellis Mama Erziehungstipps zu geben, während Melli selber Turnübungen auf meinem Hocker vollführte, so dass ich ungestört hinter den Vorhang schleichen konnte.
Wenn Sie vor dem Schlafengehen 1–2 Dragees einnehmen, tritt die Wirkung nach etwa 10 (8–12) Stunden ein. Am nächsten Morgen können Sie mit einer oder zwei weichen Stuhlentleerungen rechnen.
Aha. Ich sah auf die Uhr. Kurz vor eins. In acht Stunden war es neun. Da sollte ich zu Hause sein. Doch, was wenn die Wirkung erst nach zwölf Stunden einsetzte? Und ich im Schlaf überrascht wurde? Die Sache musste also beschleunigt werden. Kurz entschlossen öffnete ich die Dose und schüttete mir drei Dingelchen auf die Hand. Ich schluckte sie trocken runter. Und dann noch drei. Eine normale Darmentleerung würde nicht reichen, ich musste schließlich
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