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Aschenpummel (German Edition)

Aschenpummel (German Edition)

Titel: Aschenpummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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umzuknöcheln? Ich jaulte auf und riss die Arme zur Seite, um das Gleichgewicht zu halten. Wenigstens ein gelungener Telemark.
    Strohmann sah sehr besorgt drein. »Haben Sie sich was getan, Teddy? Lassen Sie mal sehen.«
    Und ehe ich es verhindern konnte, kniete er schon vor mir, das Gesicht auf Höhe meiner Lenden, und ich schickte innerliche Stoßgebete zum Himmel, dass die Hitze mich nicht in irgendeiner Form stinken ließ. Er tastete an meinem Knöchel herum, der eigentlich gar nicht wehtat.
    »Kommen Sie, Teddy, wir müssen ihn kühlen.« Er richtete sich auf. »Sie haben doch wohl fließendes Wasser da hinten?«
    Ich hatte das Gefühl, ihm für seine Mühe zumindest ein Humpeln zu schulden, und so hüpfte ich an seinem Arm zum Klo.
    Im Stillen dankte ich Be-De dafür, dass sie auf einem WC-Erfrischer bestanden hatte, so stank es einfach nur penetrant nach Zitrone in dem engen Raum, und das war sehr gut so. Der Zahnarzt klappte den Klodeckel runter und setzte sich drauf. Mir bedeutete er, mich ans Waschbecken zu lehnen.
    In der nächsten Sekunde lag mein linkes Bein auf seinem Schoß und Strohmann begann – meine Wade zu massieren. Danke, lieber Gott, dass ich einmal nicht zu faul gewesen war, mir die Beine zu rasieren. Strohmann war sehr vertieft in seine Arbeit, und mir fiel auf, wie männlich seine Hände aussahen, lange schlanke Finger, unter deren Haut die Adern durchschimmerten und auf deren Knöcheln kleine Härchen saßen.
    Ich schluckte, viel zu laut und viel zu trocken. »Sollten wir nicht Wasser auf … auf den Knöchel tun?«, fragte ich und hatte sofort meine Mutter im Ohr: Tun tut man nicht.
    »Wasser … jaaa«, gurrte der Zahnarzt. Es klang wie: »Zieh dich aus und lass es uns tun.« Ruhig bleiben. Das bildete ich mir alles nur ein, das bildete ich mir alles nur ein. Er benetzte meinen Knöchel mit kaltem Wasser. Seine Hose wurde etwas nass dabei, und ich musste ihn mir plötzlich nackt vorstellen. Was war bloß los mit mir? Nur weil der Mann so verdammt gut aussah, dass man sich ihm einfach an den Hals werfen musste? Ich wollte doch den Piraten! Als der Zahnarzt meinen Fuß losließ und sanft zurück auf den Boden stellte, war mir komplett schwarz vor Augen. Wie sollte ich heute Abend noch Auto fahren lernen?
    Ich lernte es auch nicht an diesem Abend.

14
    Nachdem ich das Schuh-Bi abgeschlossen hatte, führte mich der Doktor auf die andere Straßenseite, wo er den Peugeot geparkt hatte. Als wir an der Tierhandlung vorbeikamen, hüpfte Batman an mir hoch. Ich tätschelte seinen Kopf.
    »Oh, der Hund mag Sie«, stellte Strohmann fest.
    Ich nickte stolz. »Ja, wir sind ganz dicke Freunde – äh, also ganz feste … gute Freunde. Nicht wahr, Batman? Das sind wir, ja, das sind wir.« Batman schnüffelte an meinen Waden.
    »Na dann, mein Süßer«, säuselte ich, »bis morgen!«
    Doch Batman schnüffelte weiter. Und plötzlich versenkte er seine Schnauze zwischen meinen Beinen, als hätte ich dort seinen Futternapf versteckt. Ich stieß ein gequältes Lachen aus und versuchte Batmans Kopf zurückzuschieben und gleichzeitig so auszusehen, als wäre mir das Ganze überhaupt nicht peinlich.
    Der Zahnarzt fixierte angestrengt einen Punkt über meinem Kopf: »Ich kannte auch mal einen Hund«, begann er, während ich Batmans Kopf mit beiden Händen packte und schnell feststellen musste, dass das geliebte Hundsvieh mir kräftemäßig weit überlegen war. Aus den Augenwinkeln sah ich Strohmanns Blick nach unten schweifen und gleich darauf wieder nach oben schnellen.
    »Der Hund, den ich da kannte, der hatte die Angewohnheit, jedes Bein, das er sah, anzu-, er … er glaubte wohl, dass das jeweilige Bein eine attraktive Hundedame ist. Ähm, was ich damit sagen will, ist, dass Hunde, also die Spezies Hund an sich manchmal ein durchaus eigenartiges Verhalten an den Tag legen kann, das wir Menschen, historisch gesehen und vor allem auch medizinisch gesprochen …«
    In dem Moment zog Batman seinen Kopf zurück, ich war frei. Der Zahnarzt unterbrach sich in der Sekunde und deutete nach links. »Da steht der Wagen.«
    Der Peugeot war schwarz, was ich gar nicht glauben konnte. Ich in einem coolen, schwarzen Auto?
    »Leider hat er keine Klimaanlage, aber die könnte man jederzeit einbauen lassen«, erklärte Strohmann, während wir uns auf die Sitze zwängten, er auf die Fahrerseite, ich daneben. Klimaanlage, wer brauchte denn so was? Der Peugeot hatte etwas viel Besseres.
    »Da sind ja elektrische

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