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Aschenpummel (German Edition)

Aschenpummel (German Edition)

Titel: Aschenpummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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abnehmen dabei.
    Als Be-De fünf Minuten später ihre Sachen gepackt hatte und gehen wollte, traf sie an der Tür auf Vanessa.
    »Teddy, deine Freundin ist da«, war das Letzte, was ich an dem Tag von ihr hörte.
    »Zickenkrieg?«, fragte Vanessa, während sie die Luft neben meinen Wangen küsste.
    »So was in der Art«, antwortete ich und stellte erstaunt fest, dass ich plötzlich Schuldgefühle Be-De gegenüber hatte. Schließlich war sie seit zwei Jahren so etwas wie meine beste Freundin. Dass ich jetzt drauf und dran war, mit meiner neuen Freundin Vanessa über sie zu reden, womöglich zu stänkern, gefiel mir nicht.
    »Tja, daran wirst du dich gewöhnen müssen«, orakelte Vanessa.
    »Wie meinst du das?«
    Sie setzte sich auf das Ledersofa, schlug die Beine übereinander und rückte sich die Sonnenbrille am Scheitel zurecht. »Wie eine hängengebliebene Schallplatte«, sagte sie dann.
    »Meinst du mich damit?«, fragte ich unsicher.
    Sie lachte. »Nein, die Musik. Jedes Mal, wenn ich hier reinkomme, läuft ›Girl from Ipanema‹.«
    Ich lauschte. Tatsächlich. Was hatte Sinatra nur für einen Narren an Vanessa gefressen? Doch sollte er ruhig weiter das Ipanema-Girl aus ihr machen, solange nur mir »My Way« blieb.
    Ich setzte mich neben sie.
    »Was hast du vorhin gemeint? Dass ich mich daran gewöhnen muss …«
    »Teddy, du reifst soeben zum Schwan, merkst du das nicht? Vor drei Tagen warst du noch eine Ente, aber dieses Stadium hast du nun überwunden. Dein Gesicht hat sich verändert. Als hättest du neue Erfahrungen gemacht. Bereichernde Erfahrungen. Jede Frau macht diese Metamorphose im Laufe ihres Lebens durch. Manche früher, manche später, manche nur zum Teil und manche in voller Pracht. Zu denen gehörst du, Teddy. Und deine kleine Kollegin anscheinend nicht.«
    Ich runzelte die Stirn.
    Vanessa beugte sich vertraulich zu mir. »Du reifst, du reifst, das traurige Gänseblümchen metamorphosiert zur prachtvollen Pfingstrose, verstehst du mich?«
    Ich verstand, dass sie mir damit ein unheimlich tolles Kompliment gemacht hatte, auch wenn ich bezweifelte, dass ein Gänseblümchen sich zur Pfingstrose auswachsen konnte, aber ich war keine Botanikerin und daher nickte ich dankbar.
    »Vielleicht ist es ja auch so, dass du einen besonders faszinierenden Mann kennengelernt hast? Kann das sein?«, wollte Vanessa wissen.
    »Ich … ich, dein Chef, der Dr. Strohmann, er gibt mir Fahrstunden ab heute Abend.« Warum erzählte ich ausgerechnet Vanessa davon? Wo sie Strohmann doch gut kannte! Und warum um Himmels willen redete ich überhaupt vom Zahnarzt?
    Vanessa hingegen schien ganz entzückt, aus meinem Mund von ihrem Chef zu hören. »Ach, er ist ja so nett. Und ein wahres Bild von einem Mann.«
    »Und seid ihr beide … ich meine –« Was ging mich das an? Das sollte mich gar nicht interessieren!
    »Gott, nein, das würde ich nie. Er ist mein Chef, das ist alles. Aber natürlich ist er außerdem noch ein faszinierender, vertrauenswürdiger Mann. Nicht mein Typ, aber an deiner Stelle wäre ich durchaus interessiert.«
    »Was sollte er schon an mir finden?«
    »Teddy, du metamorphosierst gerade, verstehst du nicht? Das spüren die Männer, das wollen die Männer.« Sie tätschelte meinen Arm. »Und jetzt zeig mir ein bisschen deinen Laden, ja? Mich würde zu sehr interessieren, was sich hinter dem Vorhang verbirgt.«
    Die Frau der schnellen Themenwechsel. Ich hätte viel lieber weiter über meine wundersame Reifung geredet und vielleicht auch ein bisschen über den Zahnarzt, wollte aber nach den vielen aufbauenden Dingen, die sie zu mir gesagt hatte, nicht undankbar erscheinen. Also führte ich sie nach hinten, wo sie auf der Stelle begann, die Schuhschachteln zu inspizieren.
    »Das müssen ja Tausende sein«, flüsterte sie ehrfürchtig. »Und du weißt bei jeder Schachtel, was drinnen ist?«
    »Nun ja, eher nicht, nein. Links hinten haben wir die Kinderschuhe, davor die Herrenschuhe und auf der rechten Seite die Damenschuhe. Und aus diesen drei Gruppen sind dann noch mal alle in Untergruppen geteilt. Sportschuhe, Sandalen, Halbschuhe, Schnürschuhe, Stiefel, Hauspatschen –«
    »Und ist auch noch was aus früheren Saisons dabei?«
    »Ja natürlich, wir machen zwar einmal im Jahr Inventur, sind aber immer nur zu zweit dabei. Und viel Zeit ist nie dafür. In die untersten Schachteln hat vermutlich seit Jahren kein Mensch geschaut.«
    Vanessa umarmte mich.
    »Ach, ich wünschte, ich dürfte das. Schuhe sind

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