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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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der anderen Seite – auf der anderen Seite der Mauer.
    »Sonja?«, fragte ich.
    »Alles okay. Aber wer von euch beiden war zuerst dort oben?«
    Ich hob die Achseln.
    »Aha, das alte Spiel. Ein Rabe hackt dem anderen kein Auge aus.«
    »Krähe«, erwiderte ich, »es heißt Krähe.« Und dann: »Wo ist Nikolaj?«
    »Hier!« Plötzlich stand er neben mir. Ein Sanitäter ver suchte hektisch, eine harmlose Blutung an seiner Stirn zu stoppen, während sie mich in den Krankenwagen scho ben. Nikolaj weigerte sich, in den zweiten Krankenwagen zu steigen. Stattdessen nahm er neben mir Platz.
    »Du siehst wirklich scheiße aus«, murmelte ich.
    »Vielleicht kriegen wir ein Doppelzimmer im Kranken haus.«
    Am Ende der Liege, auf die man mich, eingehüllt in De cken, gelegt hatte, saß ein Sanitäter und ließ Nikolaj nicht aus den Augen, der eine Kompresse auf die Wunde presste.
    »Warum warst du überhaupt hier?«, fragte ich, während er neben mir saß und meine Hand hielt. Jawohl, er hielt meine Hand.
    »Weil du mich gebraucht hast.« Er machte dieses Män nergesicht, als wären es die Jungs, die uns permanent ret ten müssten.
    »Ich wäre nicht gefallen«, erklärte ich.
    »Sah aber ganz danach aus.«
    »Aber woher wusstest du, was passiert ist?«
    »Von Indi. Sobald er hörte, dass Sonja verschwunden war, ist er zu mir ins Krankenhaus gekommen.«
    »Das gibt Probleme«, mischte sich der Sanitäter ein. »Man haut nicht einfach aus einem Krankenhaus ab!«
    »Nein«, erwiderte Nikolaj, »nur Weicheier bleiben im Bett, wenn die Kacke am Dampfen ist.«
    »Sei lieber vorsichtig, sonst unterbreche ich eure Liebes schwüre.«
    Ich musste grinsen, aber im nächsten Moment wollte ich endlich alles verstehen. »Was geht Indi Sonja an? Er hat sich doch sonst einen Scheiß um uns Neue gekümmert.«
    Nikolaj schaute mich mit gerunzelter Stirn an.
    »Falten stehen dir nicht«, bemerkte ich.
    »Und dir nicht diese Boshaftigkeit. Indi war in letzter Zeit ziemlich . . .«
    ». . . deprimiert?«
    »Genau.«
    »Er hat sich Vorwürfe gemacht wegen Kira?«
    »Er hat sie dort oben auf dem Dach gesehen, aber es war zu spät, verstehst du. Diesmal wollte er es besser machen, deswegen ist er zu mir ins Krankenhaus gekommen, wo es, ganz nebenbei, verdammt langweilig war ohne euch . . . ohne dich!«
    Ich war bereits wieder kräftig genug, um wütend zu werden.
    »Ohne ihn und Pink und die anderen wäre Kira über haupt nicht dort hochgeklettert. Ihr hättet es verhindern können. Du auch . . .«
    Der letze Satz war mehr eine Frage als eine Feststellung. »Ich habe nicht begriffen, wie sehr sie sich das alles zu Herzen nimmt.« »He, sie haben sie als Diebin hingestellt, ihr einen toten Vogel ins Bett gelegt . . .« »Was?« »Einen toten Vogel aufs Kopfkissen gelegt wie bei mir.« Er schüttelte den Kopf. »Davon hatte ich keine Ahnung!« Ich schwieg. Er hatte keine Ahnung gehabt! War das gut oder schlecht? Schlecht! »Und woher weißt du das? Du hast Kira doch gar nicht gekannt!« »Doch.« »Du hast sie gerade einmal eine Stunde im Bus gesehen.« »Ich habe ihr Tagebuch gelesen.« Er starrte mich an. »Welches Tagebuch?« »Das auf dem Laptop! Ich weiß genau, was Pink getan hat.« »Pink liebt Indi.« »Und er? Wen mochte er?« »Kira.« »Und warum hat er dann Pink geküsst, damals im Bus?« »Hat er sie oder sie ihn geküsst? Pink, sie hat ein Pro
    blem, sie will jeden für sich.«
    Er seufzte. »Aber auch das hat einen Grund. Ganz tief in ihrem Innern ist sie verzweifelt und ganz schrecklich ein sam!«
    »Sie hat es nicht leicht?«, regte ich mich auf, doch als der Sanitäter uns streng ansah, murmelte ich leiser. »Pink ist ein Monster!«
    »Sie hat verdammt viel Pech gehabt in ihrem Leben.«
    »Und deswegen wünscht sie anderen die Krätze oder was?«
    »Sie hat ihren Vater sterben sehen.«
    Ich schluckte, aber im nächsten Moment kochte ich be reits wieder vor Wut: »Na und?«
    »Sie war erst elf, saß an seinem Bett und hat seine Hand gehalten, während ihre Mutter . . .«
    »Was?«
    »Sie hatte Besuch . . . von ihrem Liebhaber. Nebenan im Schlafzimmer.«
    Scheiße, das war wirklich hardcore!
    Mammi, Daddy, ich liebe euch!
    Nikolaj beugte sich zu mir herunter. »Glaub mir, ich hat te keine Ahnung. Es ging mir . . .«, er stockte, »ziemlich schlecht, verstehst du?«
    »Was ist das denn für eine mysteriöse Krankheit, die du da mit dir herumschleppst?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, seufzte er.
    »Ich habe plötzlich viel

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