Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Splitter gesteckt hatte.
Jetzt lodert etwas in dir. Das hatte Savage selbst gesagt. Er hatte damit zwar gemeint, dass Ash sich verändert hatte und zäher, entschlossener geworden war – aber es steckte viel mehr dahinter.
Ash schielte zu dem Aastra, den Savage nur wenige Zentimeter vor seiner Brust hielt. Die goldene Pfeilspitze glänzte hell, die beiden spitz zulaufenden Kanten waren scharf und vollkommen – bis auf eine winzige Kleinigkeit. Ein winziger Splitter fehlte.
Der Splitter, der sich in Ashs Daumen gebohrt hatte, die äußerste Spitze des Pfeils.
In ihm loderte tatsächlich etwas.
Weil Ash die Pfeilspitze bei sich gehabt hatte, als Jat starb, hatte er angenommen, dass sie ihm seine außergewöhnliche Kraft verliehen hatte. Doch als Rishi ums Leben kam, war der Aastra nirgends in der Nähe gewesen. Dafür war Rishis Todesenergie in den Metallsplitter in Ashs Daumen geflossen. Ein Teil des Aastras steckte in ihm, deshalb hatte er gegen Mayar gewonnen.
Der Kali-Aastra – jetzt ergab alles einen Sinn.
Ash brach der Schweiß aus und schwarze Schlieren tanzten vor seinen Augen, als Mayar ihm den Arm so weit verdrehte, dass er kurz vorm Brechen war und Ash drohte, das Bewusstsein zu verlieren. Doch er kämpfte dagegen an. Er durfte nicht die Konzentration verlieren! Alles, was ihm jetzt noch blieb, war, Savage die Stirn zu bieten – jede Sekunde, die er so herausschinden konnte, war eine Sekunde mehr für Parvati.
Er musterte die goldene Pfeilspitze, den Kali-Aastra, und starrte so lange darauf, bis sein goldenes Leuchten ihn ganz erfüllte.
Savage fuhr mit seinem faltigen Daumen geradezu zärtlich darüber. »Schade, dass ein Stück fehlt«, wisperte er. »Nur ein winziger Splitter, man muss schon ganz genau hinsehen, um es überhaupt zu bemerken. Trotzdem ist der Pfeil scharf genug, um der Aufgabe gerecht zu werden. Nur leider werde ich ihn kräftig drehen müssen. Ihn wirklich tief in dein Herz bohren. Das wird nicht leicht. Und nicht schnell gehen.«
Ash presste den Zeigefinger auf den Daumen. Die Spitze war noch immer darin, irgendwo.
Savage fuhr Ash mit der kalten flachen Seite des Aastras über die Brust und Ash keuchte auf, als er das spitze Metall über seinem Herzen spürte.
Ein Opfer ist nötig, um ihn mit der Macht eines Gottes aufzuladen. Das war es, was Rishi ihm an jenem Morgen in dem Kahn erklärt hatte.
Savage ritzte Ashs Haut. Ein durchdringender, heißer Schmerz durchzuckte ihn, dann rann eine dünne Blutspur über seine Brust.
Was würdest du geben, um mächtig wie ein Gott zu sein?
»Nein! Bitte tun Sie ihm nicht weh!« Das war die Stimme seiner Schwester, doch sie schien weit, weit weg. Weit entfernt von dort, wo er hinging.
Was würdest du geben?
Was Kali die größte Freude bereitet, ist der Tod.
Savage reichte seinen Tigerstock an Jackie weiter und umschloss den Kali-Aastra mit beiden Händen. »Leb wohl, Ashoka Mistry.« Er presste die Spitze gegen Ashs blutende Brust und zog sie immer tiefer, bis sie direkt über Ashs Bauch innehielt.
Ash brüllte gellend auf, als Savage ihm die goldene Pfeilspitze in den Bauch stieß und eine Druckwelle, heißer als Lava, ihn durchströmte. Savage drehte den Pfeil einmal herum und riss ihn dann heraus. Ash sank in Mayars Armen zusammen und Savage hielt den Pfeil vor seine Nase, die Spitze dick in Blut getränkt. Seinem Blut.
Was ihr die größte Freude bereitet, ist der Tod. Ein großer Tod.
Seiner.
»Kali …«, wisperte Ash mit letzter Kraft. »Ich gehöre dir.«
Mayar ließ ihn los und Ash fiel hundert Kilometer, hundert Jahre, wie es schien, bevor er auf dem Boden aufschlug. Er versuchte, sich hochzustemmen, aber nichts funktionierte. Er lag einfach nur da, die Wange auf den Stein gedrückt.
»Ich danke dir, Ash«, sagte Savage. »Ohne dich hätte ich das nie geschafft.« Er schmierte sich Ashs Blut ins Gesicht. »Bauchwunden sind tödlich, aber nicht sofort. Mir ist es wirklich wichtig, dass du das hier noch mit ansiehst, also lass dir mit dem Sterben noch ein wenig Zeit.«
Ashs Sehkraft ließ bereits nach und versorgte ihn nur noch mit unscharfen Flecken aus Grau und Schwarz. Er hatte geglaubt, gehofft, dass sein eigener Tod den Aastra in ihm erwecken und ihm genug Energie schenken würde, um zurückzuschlagen, wie damals gegen Mayar. Doch als sein Blut sich auf den Steinplatten ausbreitete und seine Kräfte immer mehr schwanden, musste Ash sich eingestehen, dass er sich getäuscht hatte. Er hatte verloren und
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