Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
herausspritzte. Sofort warf sich die zweite Ratte auf Ash und gemeinsam fielen sie auf die Erde. Ash rutschte der Dolch aus den Fingern, also verpasste er seinem Widersacher einen Boxhieb auf die lange Nase. Der Dämon schnappte mit seinen gelben krummen Zähnen nach Ashs Fingern und ringelte den Schwanz um seine Beine. Die reinste Schlägerei war das, ohne Technik oder Stil, einfach zwei, die sich gegenseitig bissen, prügelten und traten. Plötzlich brüllte die Ratte auf, als Ash ihr eine Handvoll Schnurrhaare ausriss. Er setzte nach und rammte dem Monster das Knie zwischen die Beine, woraufhin es ächzend von ihm abließ.
Ash hob seinen Dolch auf, als schon ein neuer Schwung Dämonen auf ihn zupreschte. Von der Rauferei war er ganz außer Atem und der Schweiß, der ihm in die Augen tropfte, behinderte seine Sicht. Trotzdem schlug er nach jedem, der ihm zu nahe kam.
»Na, dann kämpft! Wovor habt ihr Angst?«, brüllte er.
Ein schrilles Keckern, das Ash wohlvertraut war, hallte in den Gassen wider. Aus den einbrechenden Mauern und Häusern stürmte eine Rakshasa auf ihn zu, deren dicke rote Mähne im Wind wallte. Nur wenige Meter vor ihm landete sie, kauerte sich auf alle viere und grinste ihn mit vor Verzückung weit aufgerissenen Bernsteinaugen an.
»Mein lieber, süßer Junge«, sagte Jackie. »Wie schön von dir, uns einen Besuch abzustatten.«
Ash richtete den Dolch auf sie. »Komm schon!« Komisch, er hatte keine Angst mehr. Jetzt, nachdem seine Entscheidung zu kämpfen gefallen war, fühlte er sich merkwürdig ruhig. Er wollte gar nicht mehr, als das hässliche Grinsen aus Jackies Gesicht zu prügeln, bevor sie ihn in seine Einzelteile zerriss.
Doch noch bevor er zuschlagen konnte, sprang sie, warf ihn mit dem Rücken flach auf den Boden und presste ihm alle Luft aus den Lungen. Ash zielte mit dem Dolch auf sie, doch mit einer lässigen Armbewegung hieb Jackie ihm die Waffe aus der Hand. Der Gestank von verwesendem Fleisch, der sie umgab, raubte Ash beinahe den Atem.
»Savage wartet schon«, keckerte sie. »Er wusste, dass du kommen würdest. Dummer Mensch.«
Sie versetzte ihm eine Kopfnuss, die um ein Haar Ashs Genick brechen ließ. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen und seine Glieder erschlafften. Er starrte sie an und nahm noch am Rande wahr, dass der Dämon erneut ausholte, um ihm eine zweite Kopfnuss zu verabreichen.
Der nächste Schlag tat schon nicht mehr weh, was daran lag, dass Ash bereits das Bewusstsein verloren hatte.
Kapitel 33
Benebelt und gelähmt wurde Ash durch die Stadt geschleift. Ungenau machte er die grotesken Gesichter der Rakshasas aus, die ihn mit unverhohlenem Hass anstierten.
Schließlich kamen sie zur königlichen Allee, die von brennenden Scheiterhaufen und Monstern gesäumt wurde. Während der Pfad anstieg, gelang es Ash allmählich, die Benommenheit in seinem Kopf abzuschütteln. Er musste sich konzentrieren.
Die Straße verlief pfeilgerade und führte zu einer etwa zehn Meter langen und zwei Meter breiten Brücke, die auf den Hauptplatz führte. Nichts versperrte Ash den Blick auf den darunterliegenden leeren Graben. Nur ein Fehltritt und er würde dreißig Meter oder mehr in die Tiefe stürzen. Das einzig Auffällige an dem Platz, der von der Kluft eingerahmt wurde, war ein Bauwerk.
Ein gewaltiger Würfel aus schwarzem Eisen.
Ravanas Gefängnis. Es musste wenigstens fünfzehn Meter breit und hoch sein. An der Vorderseite des Quaders direkt vor ihnen prangte ein Flügeltor, dessen hohe Streben ächzten, als würde das Metall von dem, was dahinterlag, gefoltert. Die Luft rings um das Bauwerk flirrte vor Hitze und ließ den Würfel seltsam verzerrt erscheinen. Er sah aus wie etwas, das nicht von dieser Welt stammte – nicht wirklich fest, nicht wirklich real.
Jackie zwang Ash, den Platz zu betreten, wo er vor dem Gebäude aus Eisen zusammenbrach. Nur, indem er die Nägel in die Gravierungen in der Oberfläche des Würfels grub, konnte er sich wieder aufrichten. Das Metall war warm und pulsierte vor Hitze. Ash spürte den Hass, der aus dem Innern drang.
Die Tore waren mit aufwendigen Bildern von Kriegern und seltsamen Kreaturen, halb Mensch, halb Tier, verziert. Rakshasas. Kein Fleckchen Mauer war übrig, das nicht mit Szenen von Blutvergießen bedeckt war. Das Schlachtfeld schien endlos. Am oberen und unteren Rand der Wände reihten sich nicht zu entziffernde Runen, die ohne Zweifel die Geschichte des großen Kriegs zwischen der Menschheit und dem
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