Asharas Rückkehr - 19
wütend an, und Margaret wusste sofort, dass die beiden nicht gut miteinander auskamen. Mikhail hatte diese Schwester als die beherztere beschrieben, diejenige, die nicht heiraten wollte. Allein aus diesem Grund fühlte sich Margaret zu ihr hingezogen. Sie wirkte so heiter im Vergleich zu ihrer Schwester, und freundlich obendrein.
»Ich weiß nicht, welches Zimmer es ist, aber es wirkt sehr gemütlich«, antwortete Margaret höflich. Der Raum hatte in der Tat blaue Wände, fiel ihr ein, und die Bettvorhänge waren ebenfalls blau. Sie sah Javanne an, genau wie Liriel, und ihre Gastgeberin errötete unpassenderweise. »Ich hatte keine Ahnung, dass Armida so groß ist.«
»Ach, hat man dich schon herumgeführt?«, fragte Liriel. »Ich hatte den Eindruck, dass du direkt nach deiner Ankunft auf dein Zimmer gegangen bist.«
»Stimmt, aber es sah von außen ziemlich groß aus.« Sie fühlte sich zu dieser neuen Cousine hingezogen, und sie wechselten einen amüsierten Blick. Liriels blaue Augen wirkten klug, aber auch schalkhaft. Sie verzog ihren üppigen Mund, als hielte sie insgeheim einen Scherz zurückl »Die äußere Erscheinung täuscht häufig«, sagte sie mit sibyllinischer Feierlichkeit, bevor Javanne Margaret fast gewaltsam von ihrer Tochter wegschleifte.
»Marguerida, das ist mein Sohn Gabriel«, sagte Javanne, und der Mann, der neben Dom Gabriel stand, verbeugte sich steif. Javanne hat stolz geklungen, und Margaret war überzeugt, dass ihr ältestes Kind ihr Augapfel war. Er war untersetzt wie sein Vater und hatte die gleichen hervorquellenden Augen, und sie vermutete, dass er ähnlich cholerisch veranlagt war.
»Willkommen in meinem Haus«, sagte er barsch.
»Sei gegrüßt, Cousin Gabriel. Ich bin froh, dich endlich kennen zu lernen.« Margaret war sich darüber im Klaren, dass sie nicht im Geringsten erfreut klang, aber sie hoffte, niemand würde es bemerken. Javanne war von ihren Pflichten als Gastgeberin offenbar erschöpft. Sie wandte sich ab und ließ die beiden stehen, die einander anstarrten, während Margaret ein Gesprächsthema überlegte, das sie beide interessieren könnte; es fiel ihr jedoch
nichts ein. Dom Gabriel sah von einem zum ändern und wartete darauf, dass sie Konversation machten, und als das Schweigen anhielt, knurrte er.
»Ich habe im Anschluss an das Essen ein paar Sänger eingeladen«, verkündete er mit der Miene eines Mannes, der eine ungeheure Gunst gewährt.
»Das wird sicherlich reizend«, antwortete Margaret und fragte sich, ob sie in der Lage war, einen ganzen Abend höflicher Nichtkonversation durchzuhalten. Sie wünschte, sie hätte den Mut, plötzliche Kopfschmerzen geltend zu machen und sich zurückzuziehen. Mikhail tauchte neben ihr auf und lächelte freundlich. »Na, Cousine, wie findest du Armida?«
Dankbar für die Errettung vor den beiden Gabriels, drehte sie sich zu ihm um. »Was ich gesehen habe, war sehr hübsch. Die Pferde sind wundervoll. Ich war sehr angetan von dem mit dem dunkelgrauen Fell.«
»Das ist Dorilys. Sie ist eine prächtige Stute, wenn auch ein bisschen zu lebhaft.«
»Was für ein hübscher Name.« Margaret fürchtete, die Zunge würde ihr am Gaumen festkleben, wenn sie weiterhin so unsinnige Laute formen musste. Hatte Dio solche Situationen bei Staatsbanketten zu erdulden gehabt? Ihre Bewunderung für ihre Stiefmutter stieg erneut. »Sie wurde während der Mutter aller Gewitterstürme geboren«, entgegnete Mikhail. »Ich weiß das noch, weil ich bei ihrer Geburt in der Scheune draußen war. Der Name passt nicht ganz, denn er bedeutet >golden<, aber es gab vor langer Zeit eine Frau namens Dorilys, von der es heißt, sie konnte Gewitter herbeirufen. Und da ich der Geburtshelfer des Fohlens war, hatte ich das Vorrecht, sie zu taufen, und also heißt sie Dorilys. Ich freue mich, dass sie dir gefällt.« »Gefallen ist gar kein Ausdruck. Ich glaube, ich habe mich in sie verliebt. Meinst du, es ist möglich, dass ich sie reite, während ich hier bin?«
»Dorilys ist kein Pferd für eine junge Frau«, brummte Dom Gabriel. »Aber Onkel«, antwortete Margaret so einschmeichelnd, wie sie konnte, »ich bin keine junge Frau. Und ich reite seit Jahren.« Zum Glück rief der Coridom zum Abendessen, und alle zogen sich in einen Speisesaal zurück, der aussah, als könnte man darin eine ganze Armee verköstigen. Margaret zögerte, weil sie nicht wusste, wo sie sitzen sollte, und sie sah, dass Javanne und Dom Gabriel ebenfalls unsicher waren. Üblicherweise saßen
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