Asharas Rückkehr - 19
lächelte sie gewinnend an.
»Natürlich nicht«, sagte sie zu dem Kind. »Ich mochte auch nie Haferbrei zum Abendessen.«
»Man muss welchen essen, wenn man krank ist, und ich bin nicht krank.«
Die Anwesenheit des kleinen Jungen schien die Spannung am Tisch ein wenig zu lösen, und die Diener brachten das Essen herein. Bis auf das Kind schienen alle von Sorgen angesteckt zu sein, deshalb sprachen sie kaum, sondern widmeten sich der dicken Suppe und dem Braten. Margaret war überrascht von ihrem Hunger und schämte sich auch ein bisschen. Es kam ihr nicht richtig vor, so hungrig zu sein, während da oben das Kind mit einem gebrochenen Genick lag. Falls er überlebte, würde er wahrscheinlich für den Rest seines Lebens gelähmt sein, ein unerträglicher Gedanke. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sich das Leben auf Darkover für einen Krüppel gestaltete.
Doch dann bemerkte sie, dass sie, dass alle, einschließlich ihrer Tante, mit gutem Appetit aßen, und sie fühlte sich weniger schuldig. Es war nicht so, dass der Unfall sie nicht berührte - ganz und gar nicht! Aber sie hatten für den Augenblick alles Menschenmögliche getan und mussten für die Aufgaben, die vor ihnen lagen, bei Kräften bleiben. Jeff brach schließlich das Schweigen. »Wir dachten nicht, dass wir dich noch einmal auf Darkover sehen würden, Lew.«
»Ich dachte auch, dass ich nie mehr zurückkomme - aber >nie< ist ein Wort, das sich fast immer gegen mich gewandt hat. Ich habe meinen Versuch, ein Diplomat zu sein, aufgegeben. Ich war zu meiner besten Zeit nicht besonders gut darin, und jetzt, mit Dios Krankheit und allem, wurde es unerträglich.«
»Dio ist krank?« Jeffs Stimme drückte Besorgnis aus, aber Lew schüttelte nur den Kopf, um anzuzeigen, dass die Sache im Augenblick kein Thema war.
»Aber, Lew, wer vertritt uns dann jetzt im Senat?« Javanne klang aufrichtig interessiert und sah Mikhail mit einem Blick an, als stellte sie sich vor, dass man ihn vielleicht schicken könnte, damit er die Lücke füllte. Margaret verschluckte sich beinahe an ihrem Essen. Sie konnte den Gedankengang ihrer Tante erraten, ohne einen Funken Telepathie zu gebrauchen. Es würde auf jeden Fall das Problem lösen, was sie mit ihrem dritten Sohn anfangen sollte. Ihn vom Planeten schaffen - was Mikhail sicher gefallen würde -, und schon wäre er aus dem Weg. Aber Margaret gefiel die Idee gar nicht.
Sie brauchte eine Minute, um ihren eigenen inneren Aufruhr zu entwirren. Sie musste einige Zeit in einem Turm lernen, ob es ihr passte oder nicht. Mikhail war ihr Freund, und sie wollte ihn auf Darkover haben, wenn sie hier war. So einfach war das - und gleichzeitig so kompliziert.
»Herm Aldaran, der seit sechs Jahren im Unterhaus sitzt, wird meinen Platz einnehmen. Er ist gesund, hat Erfahrung und kann mit den Terranern besser umgehen als ich. Er ist außerdem jung genug für die Aufgabe. Ich wurde langsam verbraucht und immer frustrierter.« »Ein Aldaran im Senat!« Javanna sah sehr beunruhigt
aus, aber Margaret war erleichtert. »Der serviert den Terranern Darkover doch auf einem silbernen Tablett. Bist du verrückt?« »Im Gegenteil, Javanne. Herm ist vielleicht der einzige Mensch in der Galaxis, der uns im Augenblick retten kann.«
Margaret sah ihren Vater von der Seite her an. Sie hatte noch nie von Herm Aldaran gehört, vermutete jedoch, dass er ein Verwandter war, wie alle anderen. Sie wusste, dass sowohl die Ardais als auch ihr Onkel und ihre Tante den Aldarans misstrauten, aber sie wusste nicht, wieso. »Uns retten?«
»Bei der letzten Wahl haben die Expansionisten die Mehrheit im Unterhaus gewonnen.«
»Was bedeutet das?«, fragte Rafael, bevor seine Mutter etwas sagen konnte.
Lew musterte seinen Verwandten einen Moment. »Die Regierung der Föderation folgt einem alten terranischen Modell mit zwei Körperschaften. Das Unterhaus, die Gemeinen, formulieren die Politik, und der Senat sorgt dafür, dass sie dabei nicht das Augenmaß verlieren. Es gibt gegenwärtig eine Reihe von Parteien in der Föderation, aber die größten sind die Expansionisten und die Liberalen. In den letzten Jahrzehnten haben die Liberalen, die der Auffassung sind, jeder Planet sollte selbst die Regierungsform wählen, die er wünscht, in beiden Häusern die Mehrheit gestellt. Das hat sich nun geändert. Es gibt kaum noch genug Stimmen im Senat, die verhindern, dass die Expansionisten einen neuen Kurs einschlagen, demzufolge die Bedürfnisse der Föderation Vorrang vor den
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