Asharas Rückkehr - 19
unseren Diskurs fortsetzen.« Margaret leitete diese Bemerkung pflichtschuldig an Professor Davidson weiter und musste zusehen, wie er ungeachtet seiner etwas empfindlichen Verdauung den Rest Brei in seiner Schüssel hinunterschlang. Es tat gut, ihn so eifrig zu erleben, dennoch wünschte sie, er würde sich ein wenig mehr schonen.
Als der Haferbrei schließlich gegessen und der warme Apfelmost getrunken war, führte Everard sie in ein zur Straße gelegenes Zimmer seines Hauses. Der große Raum lag unmittelbar neben der Eingangshalle, und als Ivor ihn sah, strahlte er förmlich vor Entzücken. Er besaß zu viel Würde, um in die Hände zu klatschen und einen Freudensprung zu machen, aber das Glitzern seiner Augen drückte das Gleiche aus. Es war ein Raum, der das Herz eines jeden Musikforschers überall in der Galaxis erwärmt hätte. Der Boden war spiegelndes Parkett, die Wände getäfelt, und wohin das Auge blickte, sah es Musikinstrumente. Zum ersten Mal war Margaret beinahe froh darüber, dass sich Professor Murajee in Schwierigkeiten gebracht hatte, denn andernfalls hätte sie diesen Reichtum an Instrumenten nie zu sehen bekommen. Der Raum war ein ve-ritables Museum der Instrumente auf Cottman IV. Offenbar war Everard ein Mann mit Sinn für Geschichte. Er erklärte, dass sein Großvater die Sammlung begonnen hatte, fügte aber bescheiden an, dass sie in seiner Kindheit ein großes Durcheinander gewesen sei.
Er startete eine gemächliche Führung durch den Raum, und der Professor fügte sich mit allem Anstand, den er aufbringen konnte. Seltsam - Margaret hatte ihn noch nie so ungeduldig erlebt; er zitterte beinahe vor Eifer. Sie selbst war durch das Übersetzen so in Anspruch genommen, dass sie kaum Zeit
fand, sich an den verschiedenen Instrumenten zu erfreuen, und es tat ihr Leid, dass sie ihre Kamera nicht mit nach unten gebracht hatte. Mehr noch bedauerte sie, dass sie keine Gelegenheit hatte, die diversen Lauten auszuprobieren oder die kleine Harfe, die ihrer eigenen nicht unähnlich war.
Es wurde schnell deutlich, dass Meister Everard die Einstellung eines Museumskurators zu seiner Sammlung hatte, wenngleich nicht die gelangweilte Variante, die den Besuch solcher Orte häufig zu einer tristen Angelegenheit machte. Er behandelte jedes Instrument wie einen alten Freund. Sie schaltete den Rekorder ein und lauschte Geschichten von längst verstorbenen Instrumentenbauern oder von einem Dudelsack, der in so lange zurückliegende Schlachten getragen wurde, dass nicht einmal Everard wusste, ob sie tatsächlich stattgefunden hatten oder nur Legende waren. Sie hatte noch nie einen leibhaftigen Dudelsack gesehen, nur in Kursen über frühe Musik an der Universität davon gehört. Hier war die Kunst, ihn zu spielen, offenbar noch bekannt. Auf der Erde war sie ausgestorben, und es lebte niemand mehr, der einen Dudelsack spielen konnte. »Er macht einen Höllenlärm«, sagte Meister Everard. »Angeblich hat man ihn erfunden, um den Feind zu verscheuchen, und ich schätze, laut genug gespielt, würde er ein Banshee in die Flucht schlagen.«
Margaret fragte aus eigenem Interesse nach Einzelheiten darüber, wie er gespielt wurde. Wenn sie sonst nichts lernte, hätte sich die Reise allein wegen dieser wissenschaftlichen Information gelohnt. Von ein paar Holzflöten abgesehen, war der Dudelsack allerdings das einzige Blasinstrument; Blechbläser gab es überhaupt keine, außer einigen terranischen Importen. Wenn Darkover so arm an Metallen war, wie die Lehrdiskette hartnäckig nahe legte, war es sinnvoll, dass sie nichts davon für Tuben oder Posaunen vergeudeten.
Ein großer Teil des Vormittags war vorüber, und die Frage der seltsamen Schalllöcher blieb unerörtert. Zuletzt holte Everard ein kleines, harfenähnliches Instrument aus einer Wandnische, das Margaret bereits neugierig betrachtet hatte. Er nannte es eine Harfe, aber Margaret hörte wie ein Flüstern unter seinem Atem, dass man es Ryll nannte.
»Sie wissen ja«, knurrte er, »dass sie sterben, wenn sie nicht gespielt werden.« Er schien vergessen zu haben, dass weder Margaret noch der Professor etwas dergleichen wussten, und sprach gedankenverloren fast mit sich selbst. »Sie halten mich vielleicht für einen törichten alten Mann. Die alten Instru-mentenbauer verstanden diese Dinge besser als die heutige Generation. Sie erzählten einem immer, dass es die Seele des Baumes im Holz ist, die einem Instrument das Leben einhaucht. Ein Baum ist ein Baum, werden Sie
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