Asharas Rückkehr - 19
Nachthemds. Sie benutzten ein bestimmtes Parfüm für die Bettwäsche, dessen Name ihr bestimmt gleich einfiel und das ihr ein Gefühl der Geborgenheit gab. Margaret wusste, dass man nie etwas wirklich vergaß, aber sie fühlte sich wie unter Beschuss von all diesen ungeordneten Bruchstücken der Erinnerung, die wie Stechmücken um ihr Gesicht kreisten.
Ich habe früher von einer Sonne geträumt, die so rot wie diese hier war. Und Anya hat mich den ganzen Abend höchst sonderbar angesehen, fast als würde sie mich kennen. Aber warum? Ich sehe meinem Vater nicht sehr ähnlich. Der Senator hat dunkle Haare und graue Augen; mein Haar ist rot, und meine Augen sind gelb wie eine Katze hat er immer gesagt, wenn er besserer Laune war… oder betrunken. Eine körperliche Ähnlichkeit ist es also nicht, jedenfalls nicht mit meinem Vater. Es muss an meinem Namen liegen! Margaret stellte fest, dass sie diesen Gedanken nicht weiterverfolgen wollte. Irgendetwas daran behagte ihr nicht. Wem sehe ich denn ähnlich? Natürlich nicht meiner Stiefmutter. Wir sind überhaupt nicht verwandt, obwohl sie mich immer behandelt hat, als wäre ich ihre richtige Tochter. Margaret verweilte liebevoll bei einem geistigen Bild von Diotima RidenowAlton, ein Bild, das seit vielen Jahren veraltet war. Sie sah eine kleine Frau mit Haaren wie Seide und lachenden grüngrauen Augen. Mit zehn Jahren war Margaret schon beinahe so groß wie ihre zierliche Stiefmutter gewesen, und sie war sich immer wie ein großer Tollpatsch neben ihr vorgekommen.
Dieser Gedankengang war ihr zu unangenehm. Margaret
schlug widerwillig die warmen Decken zurück und stieg aus dem Bett. Ein wenig widerstrebend zog sie eine ihrer Uniformen an, eine schwarze Hose und die Jacke, die ihr bis zu den Knien reichte. Das Material rutschte auf ihrer Haut, unnatürlich, aber warm. Sie drückte die Verschlüsse zu und seufzte.
Sie würde heute etwas suchen, was dem Klima angemessen war und nicht auf den ersten Blick terranisch aussah. Sie wollte nicht die ganze Zeit neugierige Fragen beantworten. Sie kämmte ihr Haar und flocht es zu einem Zopf, fast ohne sich im Spiegel anzusehen. Sie mochte es selten, ihr Spiegelbild zu sehen, nicht einmal in Schaufenstern. Irgendetwas an Spiegeln machte sie nervös und hatte es getan, so weit sie zurückdenken konnte.
Während sie ihr loses Haar in Ordnung brachte, dachte sie darüber nach, warum sie es kaum erwarten konnte, einheimische Kleidung anzuziehen. Es lag nicht nur daran, dass sie Synthetics verabscheute sie trug diese Tracht nun schon mehr als ein Jahrzehnt und war äußerst stolz darauf, als Universitätsgelehrte erkennbar zu sein. Die Uniform war ein Privileg, das sie sich verdient hatte, und sie schätzte sie sehr hoch - was sie repräsentierte, nicht das Ding als solches. Aber sie wollte hier nicht auffallen, entschied sie. Fast schien sie sich davor zu fürchten, gesehen zu werden, als lauerte eine Gefahr in den krummen Straßen von Thendara. Das war natürlich Unsinn, aber sie wurde das Gefühl einfach nicht ganz los.
Margaret rollte den Zopf zu einem flachen Nackenknoten, den sie mit Haarnadeln zusammensteckte. Auf diese Weise trug auch Dio ihr dichtes, rotblondes Haar. Einmal, mit etwa neun Jahren, hatte sie ihre Haare oben auf dem Kopf zusammengebunden, und der Senator war aus einem ihr unersichtlichen Grund wütend geworden. Dio, die stets auf Ausgleich
bedacht war, hatte ihr erklärt, dass es als unziemlich galt, den Nacken zu entblößen, und sie war dabei errötet, so dass Margaret den Eindruck gewann, lose Haare und ein freier Nacken seien irgendwie unanständig. Später auf der Universität wurde ihr klar, dass es buchstäblich hunderte von Dingen gab, die auf der einen oder anderen Welt tabu waren - etwa mit der falschen Hand zu essen. Es musste nicht unbedingt sinnvoll sein. Sitte ist Sitte.
Andererseits war auf den Disketten, die sie erhalten hatte, keine Rede von dieser Sitte. Tatsächlich gab es, wenn sie darüber nachdachte, überhaupt sehr wenig Informationen, die einen praktischen Nutzen hatten. Sie wusste zum Beispiel, dass eine Regierungsform wie auf Cottman IV von der Struktur her feudal war, aber mit Einzelheiten darüber wurde gegeizt. Es schien einen König oder eine Art Regent zu geben, und von mächtigen Familien war die Rede, aber alles in allem sagte die Studiendiskette, die sie angesehen hatte, mehr über terranische Vorurteile aus als über die darkovanische Kultur.
Margaret seufzte, holte den Rekorder
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