Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asharas Rückkehr - 19

Asharas Rückkehr - 19

Titel: Asharas Rückkehr - 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
an, für sich und Ivor so schnell wie möglich etwas zu essen und einen Platz zum Schlafen aufzutreiben.
Margaret lag in einem Bett, das bequem drei oder vier Leuten Platz geboten hätte, und schwelgte in diesem unerhörten Luxus. Nach mehreren Tagen auf der engen Liege des Schiffs oder in den kleinen Verschlagen, die man ihnen bei Zwischenstopps zur Verfügung stellte, war es einfach wunderbar. Das Bett war größer als das ihres Quartiers in der Universität. Die Terraner mochten Darkover für noch so rückständig hal
ten, was anständige Betten anging, war man hier eindeutig sehr zivilisiert. Sie schaute aus dem kleinen Fenster. Der erste rötliche Schimmer des Sonnenaufgangs war wie eine sanfte Liebkosung über ihre Lider gestrichen und hatte sie geweckt. Eine der spärlichen Mitteilungen, die ihr Vater über Darkover gemacht hatte, entsprach genau der Wahrheit. Sie hatte es nie ganz geglaubt, aber es stimmte: Die große rote Sonne von Darkover hatte tatsächlich die Farbe von Blut. Die »blutrote Sonne« war keine poetische Übertreibung, sondern eine exakte Beschreibung.
Nun rief sie sich die Ereignisse des gestrigen Abends in Erinnerung. Es hatte einen warmen Fleischeintopf gegeben, der ein bisschen wie Wild schmeckte, dazu knuspriges, anscheinend selbst gebackenes Brot. Margaret hatte nicht viel geschmeckt, denn zwischen den Bissen musste sie als Übersetzerin für Ivor und Meister Everard MacArdis füngieren. Der Professor hatte offenbar die musikalischen Fachausdrücke auf seiner Diskette auswendig gelernt, aber sein Akzent war grauenhaft, und manchmal fiel es ihr schwer, herauszufinden, was er meinte. Er hatte noch nicht den natürlichen melodischen Tonfall der darkovanischen Sprache - in wenigen Wochen würde er ihn haben -, und seine Aussprache des StandardTerranischen tat weh.
Es war sehr anstrengend, bei einer Unterhaltung zwischen zwei älteren Musikern zu dolmetschen, die ganz begierig darauf waren, Informationen auszutauschen, und Margaret war mehr als froh gewesen, als Ivor von einer Sekunde auf die andere eingenickt war. Meister Everard entschuldigte sich für seine Begeisterung und rief Anya, damit sie seine Gäste auf ihre Zimmer brachte. Margaret mochte den Musikmeister auf Anhieb und fühlte sich in seinem großen, gemütlichen Haus sehr wohl.
Sie ließ die angenehme Erinnerung an den vorhergehenden Abend entschwinden und kehrte zu ihrem Problem mit der Sprache zurück. Sie konnte sie sprechen und verstand sie größtenteils. Einst musste sie Darkovanisch fließend beherrscht haben - immerhin war es ihre Muttersprache. Sie wusste, dass Casta vom Gälischen, Spanischen und Englischen abgeleitet war, diesen Sprachen jedoch nicht mehr ähnelte als das Englische dem Althochdeutschen. Was war also los?
Sie dachte an das wunderbare heiße Bad, das sie genossen hatte, bevor sie zu Bett ging. Der große, dampfende Bottich war ganz so wie in ihrer Erinnerung, und sie hatte sich darin die Schmerzen und widerlichen Gerüche einer Weltraumreise vom Leib gespült. Gervis, ein alter Diener, hatte sich um Ivor gekümmert, und sie hatte erleichtert festgestellt, dass er genau wusste, wie man mit einem müden, quengeligen alten Mann umging.
Moira, das Hausmädchen, hatte sie zu ihrem Zimmer geführt, wo ihre Sachen bereits ausgepackt waren. Ihr kleines Aufnahmegerät und die Leerdisketten waren ordentlich auf eine Kommode gestapelt, und auf dem Bett lag ein warmes Flanellnachthemd. Es war sehr sauber, aber stark abgenutzt und um die bestickten Ärmelaufschläge sorgfältig ausgebessert, und der Kragen war gewendet. Sie war froh darüber gewesen, dass sie nicht nackt oder in der scheußlichen Röhre aus terranischer Kunstfaser schlafen musste, die sie in ihrem Gepäck hatte. Sauber, warm und weich in Flanell gepackt, war sie eingeschlafen oder vielmehr in Ohnmacht gesunken -, bevor sie die Bettdecke über die Ohren gezogen hatte.
Nun, als die blutrote Sonne den Raum erglühen ließ, setzte sich Margaret auf und betrachtete die Stickereien auf ihrem Nachthemd. Ja, meine Stiefmutter hat etwas Ähnliches getragen, als ich noch sehr klein war; es war mit Schmetterlingen bestickt. Nein - das war nicht Dio, sondern jemand anderer.
    Wieso dachte ich, es war Dio? Alles war so entsetzlich vertraut und gleichzeitig so fremd. Sie fröstelte ein wenig, denn es war zwar warm im Haus, aber immer noch viel kälter, als sie es gewohnt war. Trotzdem war es ganz angenehm - der schneidende Geruch der Luft und der Duft des

Weitere Kostenlose Bücher