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Asharas Rückkehr - 19

Asharas Rückkehr - 19

Titel: Asharas Rückkehr - 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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HasturHarfe.« Er zeigte zur anderen Seite des Raumes. »Als ich es das letzte Mal getan habe, hat sie sechs Saiten reißen lassen.« Der Meister schien weder eine Ryll, die ein Lied in sich trug, noch eine Harfe, die ihre Saiten reißen ließ, besonders merkwürdig zu finden, und Margaret fragte sich, ob er sie nur aufzog. Aber er wirkte völlig ernst. Und er wollte eindeutig das Thema wechseln.
Margaret schluckte ihre Enttäuschung. Erald war unterwegs. Das hatten ihr die beiden jungen Burschen schon am Abend zuvor erzählt. Vielleicht kam er ja bald nach Thendara zurück, oder sie und Ivor würden ihn treffen, wenn sie draußen auf dem Land ihre eigenen Forschungen anstellten. Shar-ras Lied musste eben warten. Everard entfernte sich und fuhr fort zu reden. »Meister Ivor, Sie wollten doch etwas über die Fiolen wissen, nicht wahr? Hier sind sie. Die Fiole ist ein Streichinstrument, wenngleich man sie auch zupfen kann, um bestimmte Wirkungen zu erzielen …«
Margaret hängte die Ryll in die Wandnische zurück. Sie wusste, sie hatte ihr für den Augenblick alles gegeben, was sie zu geben hatte. Beim Aufhängen gab sie einen Klang von sich, einen Schwall von Noten, so leise, dass sie es kaum hörte. Margaret legte ihre Hand auf den Resonanzkasten und gelobte, dass sie eines Tages zu dem geheimnisvollen Instrument zurückkehren würde, um ihm seine Geheimnisse zu entreißen. Dann kam sie sich ein bisschen lächerlich vor.
Sie folgte den Männern zu der Vitrine mit Fiolen, erlaubte ihren Gedanken jedoch umherzuschweifen. Der Rekorder zeichnete alles auf, und Ivor würde nicht zögern, ihre Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen, falls er sie benötigte.
Während sie dastand, ohne richtig zuzuhören, fiel Margaret ein, dass ihr der Name Thyra nicht gänzlich unbekannt war. Ihr Vater hatte ihn in betrunkenen Alpträumen manch
mal gerufen, aber das war so viele Jahre her, dass sie es beinahe vergessen hatte. Er rief immer das gleiche Bild in ihr wach. Sie sah eine kreischende, rothaarige Hexe mit Klauen statt Händen … und den silberhaarigen Mann, der immer schrie: »Nein, Thyra, nein …«, genau wie ihr Vater die Worte in seinem unruhigen Schlaf schrie. Sie war hinund hergerissen zwischen der Abneigung, noch mehr zu erfahren, und brennender Neugier. Sie konnte sich nicht entscheiden.
Nach ihrer Abreise von Thetis waren diese Träume seltener geworden, von Alpträumen im Hyperraum abgesehen. Ein Psychoanalytiker an der Universität hatte ihr erklärt, dass sie etwas unterdrückte, und ihr Tiefentherapie angeboten, aber sie hatte abgelehnt. Darauf hatte sie ein Recht, ein grundlegendes Bürgerrecht. Sie wollte sich damals an nichts erinnern. Sie wollte es immer noch nicht. Unter Ida Davidsons mütterlichen Händen hatte sie das Chaos ihrer frühen Teenagerjahre und die Auseinandersetzungen zwischen ihrem Vater und ihrer Stiefmutter beinahe vergessen, die hauptsächlich wegen Ihr ausgebrochen waren und sie schließlich von zu Hause vertrieben. Die Davidsons hatten ihr ein neues Zuhause gegeben, und sie hatte es ihnen vergolten, indem sie ihre eigene Karriere in Ivors aufgehen ließ. Sie wusste, dass jeder Student im dritten Jahr ihre Arbeit tun konnte, und zwar ebenso gut. Bevor die Davidsons ihr Glück geschenkt hatten, hatte sie gar nicht gewusst, dass sie unglücklich war, und das würde sie ihnen nie vergessen.
Einen Moment lang überlegte Margaret, ob sie irgendwie durch eine Astralebene nach Darkover gekommen war. Nicht, dass sie an solche Dinge geglaubt hätte, obwohl sie es sich auf jeden Fall angenehmer vorstellte als eine Weltraumreise. Die Universität hatte sie dazu ausgebildet, vernünftig zu denken, logisch und planvoll vorzugehen und nur an das zu glauben, was sie berühren und in Händen halten konnte.

Das Ich meiner Träume war ein sehr kleines Mädchen, vielleicht sogar noch ein Baby. Aber, verdammt, ich erinnere mich an diese Festung von Gebäude, an das Reade-Waisenhaus. Und Dio hat sich immer benommen, als wäre sie meine leibliche Mutter. Ich wareine Waise, gut, aberder-Alte ist mein Vater, oder nicht? Dio und ich könnten uns nicht näher sein, wenn sie mich zur Welt gebracht hätte. Was für ein Durcheinander! Das muss außiören sofort! Ich dulde es nicht. Was immer vor über zwanzig Jahren passiert ist, es ist Vergangenheit und hat nichts mit mir zu tun! Margaret und Dio hatten während der vielen Jahre, in denen sie sich nicht gesehen hatten, ein gewisses Maß an Vertrautheit verloren, obwohl

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