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Asharas Rückkehr - 19

Asharas Rückkehr - 19

Titel: Asharas Rückkehr - 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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jemanden gewöhnen könnte. Ich hoffe, ich muss es auch nicht. Egoistisch von mir, ich weiß. Ich sollte an dich denken, an deine Zukunft, nicht an meine. Eine schöne junge Frau wie du sollte einen Liebhaber oder mehrere haben, sollte Kinder bekommen, statt die Marotten und Launen eines alten Mannes zu ertragen. Aber die Wahrheit ist, dass ich ohne dich nicht zurechtkäme - und ich bin sehr froh, dass du hier bei mir bist.«
Margaret sah ihn mit jähem Unbehagen an. Ihr kam zu Bewusstsein, dass sie bisher absichtlich übersehen hatte, wie alt er geworden war, dass sie seine zunehmende Hinfälligkeit geleugnet hatte. Alt mit fünfundneunzig - wie zu prähistorischen Zeiten. Die letzte Verjüngungsbehandlung hatte nicht gegriffen, nicht funktioniert. Seine Hände, seine Engelshände wurden zu Stein, und sie konnte es kaum ertragen. Ivor, bitte, hör auf, alt zu werden …
»Unsinn!« Sie sprach forsch, um ihre Gefühle zu verbergen. »Dieses Dreckszeug von Hyperdrom macht Sie immer melancholisch. Sehen wir zu, dass wir aus diesem fliegenden Sarg hinauskommen.« Diese letzte Bemerkung, die sie unglücklicherweise in ihrer vollen Stimme, der ausgebildeten Stimme
einer Sängerin, gemacht hatte, trug ihr einen bösen Blick von einem der Weiterreisenden ein. Sie spürte, wie sie bis in die Haarspitzen rot wurde, und senkte die Stimme, bevor sie weitersprach. »Nach einem Drink und einem Bad fühlen Sie sich besser.« Cottman IV wurde in der kleinen Informationsschrift, die sie aufgetrieben hatte, als primitiv beschrieben, aber Margaret wusste sehr gut, dass das in der terranischen Amtssprache nur das Fehlen einer Telekommunikationszelle an jeder Ecke und eines Videogeräts in jedem Heim bedeutete.
Margaret war zu müde, um sich darüber aufzuregen. Sie hängte sich ihre Reisetasche um und die von Ivor dazu, dann griff sie nach den nur scheinbar zu engen Allwettermänteln. Das Einzige, worauf sie sich freute, war aus ihrer verhassten Gelehrtenuniform herauszukommen und das anzuziehen, was die Einheimischen trugen. An der Universität runzelte man die Stirn, wenn die Forschungsstipendiaten »verwilderten«, aber sie war erfahren genug, um zu wissen, dass man bei der Feldforschung, in diesem Fall dem Sammeln von Musikproben der Einheimischen, am weitesten kam, wenn man so normal wie möglich auftrat. Deshalb war sie hier, und die verstaubten Regeln sollte der Teufel holen.
Sie gingen in den grünen Korridor. Er führte vor ihnen spiralförmig nach unten, und Margarets Übelkeit kehrte mit Macht zurück. Sie hielt die Mäntel fest in beiden Händen. Nach einer Ewigkeit auf Treppen und schrägen Rampen und in Korridoren, deren wechselnde Wandfarben nur für die Erbauer des Raumschiffs eine Bedeutung hatten, kamen sie an ein Tor, das auf eine breite Rollbahn führte. Ein plötzlicher eisiger Windstoß, in den ein paar Tropfen Feuchtigkeit gemischt waren, brannte ihnen in den Augen. Der Wind drang durch den Stoff ihrer Uniform und kühlte sie völlig aus. Margaret blieb stehen, ohne auf das Gemurmel einer Person hinter ihr zu achten, und legte Ivor den Mantel
über die Schultern. Der ungeduldige Passagier, der hinter ihnen gegangen war, brummte und überholte sie. Sie sah ihm nach, wie er auf die Ansammlung von quadratischen und unheilvoll aussehenden, imperialen Gebäuden auf der anderen Seite des Rollfelds zuschritt. Hinter den Gebäuden erstreckte sich ein Horizont, der ihr auf unheimliche Weise vertraut war. Die große rote Sonne stand tief am Horizont, aber ob sie aufging oder unterging, konnte sie nicht sagen. Ihr normalerweise zuverlässiger Orientierungssinn schien nicht zu funktionieren. Sie wusste nicht, welche Ortszeit gerade war, obwohl sie es bei der Landedurchsage wahrscheinlich erwähnt hatten. Zu dumm. Sie hätte besser aufpassen sollen!
Die Sonne war ein blutiger Klecks am Himmel und ätzte die nahen Gebäude karminrot. Margaret blinzelte in die Sonne, und das Dejä-vuGefühl ließ sie beinahe stolpern. Tränen traten ihr in die Augen; sie blinzelte sie rasch weg und redete sich ein, dass ihr nur der Wind in den Augen brannte.
Wieso nicht? Immerhin bin ich hier zur Welt gekommen. Ich war zwar nicht mehr hier, seit ich vier oderfönf war, aber so merkwürdig ist es nun nicht, dass ich die Sonne wieder erkenne, auch wenn ich keine Reaktion erwartet habe. Mein Vater ist der Senator von Darkover. Wie sollte ich diese Sonne nicht kennen! Der dumpfe Kopfschmerz, ein Überbleibsel von dem Hyperdrom, nahm plötzlich zu.

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