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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Drei trugen Tarnklamotten: ein punkiger etwa Zwölf- oder Dreizehnjähriger, ein mürrisches Mädchen mit einer Schnittwunde quer über der Wange und ein Junge mit fettigem Haar und Akne der übelsten Sorte. Ein Windstoß verwirbelte den Schnee zu Arabesken und zupfte an den ausgefransten Enden von seltsamen, wie mit Schablonen beschrifteten Bändern, die sich die Jugendlichen um Hals und Oberarme geknotet hatten. Auch aus den Knopflöchern flatterten Stofffetzen wie die Fransen an Hirschlederkleidung.
    Die beiden anderen, ein Junge und ein Mädchen mit Wolfsfellen, die sie sich über Kopf und Schultern gezogen hatten, waren etwa in ihrem Alter. Zwar konnte Alex ihre Gesichter nicht genau sehen, doch was aus den Tiefen ihres Entsetzens in ihr Bewusstsein drang, war die Tatsache, dass der Junge ihr bekannt vorkam. Warum? Ihr Blick registrierte das vorspringende Kinn, die markanten Wangenknochen und seine Augen – glänzende Kugeln wie die einer Krähe. Welche Farbe sie hatten, konnte sie nicht sagen, braun oder moosgrün …
    Oder ein tiefes Rauchblau, dunkel und fremdartig wie ewiges Eis.
    O nein! Das konnte nicht sein. Es war Monate her. Tom war tot. Es konnte nicht Tom sein, oder? Jetzt nicht mehr nur angsterfüllt, sondern panisch vor Entsetzen sog sie tief Luft ein und versuchte, den Geruch des Wolfsjungen zu ergründen. Tom roch unter anderem nach Moschus, und sein vielschichtiger, schwerer Duft weitete ihr immer sofort die Brust. Sie würde ihn, egal wo, allein an seinem Geruch erkennen, doch jetzt stieg ihr nur übermächtig der Gestank der Veränderten und der Geruch ihrer Angst in die Nase.
    Trotzdem, ich kenne ihn. Er sieht so vertraut …
    Da trat Wolfsmädchen näher, und Alex wurde ganz flau im Magen, als sie keine sechs Meter vor ihr stehen blieb. Abgesehen von ihrer Wolfskluft sah sie aus wie eine dieser betuchten, privilegierten Gören, die Alex stets gehasst hatte. Das Schwarze-Witwe-Logo auf ihrer linken Brust sprach Bände; sie trug teure Designer-Skiklamotten, die den Fetzen oder Bandana-Tüchern oder was sie sonst um ihre Handgelenke gebunden hatte, beinahe einen edlen Anstrich gaben. Und weil das Mädchen so nah vor ihr stand, sah Alex auch sehr genau ihr Feldmesser, ein blutverkrustetes, tückisches Ding, so lang wie ihr Unterarm.
    Alex’ Blick huschte zu Nathans Gewehr, das er ihr auf Jess’ Drängen hin ausgehändigt hatte. Als sie die Schädel gesehen und sich die Seele aus dem Leib gekotzt hatte, hatte sie es fallen lassen, und jetzt lag die Waffe gut drei Meter rechts von ihr auf dem Boden. Sie könnte nach ihr hechten, aber selbst wenn sie genau zielte und ihr ein Treffer gelang, wäre sie eine Sekunde später tot.
    Denn vier dieser Veränderten waren bewaffnet: der kleinste und jüngste mit einer handlichen Beretta; der ihr so verstörend bekannte Wolfsjunge trug einen großkalibrigen Unterhebelrepetierer mit Zielfernrohr; das Mädchen mit dem Schmiss im Gesicht hatte ein Repetiergewehr mit Kammerverschluss. Doch woran ihr Blick länger hängen blieb, war das Gewehr von Pickelgesicht, denn es hatte einen Gaskolben, um Ladehemmungen zu verhindern. Eine ausgesprochen sinnvolle Vorrichtung, wenn man irgendwo unterwegs war, wo eine Waffe leicht verdreckte, etwa im Irak, in Afghanistan – oder im Winter im tiefen Wald. Nur Zufall? Hatte Pickel einfach Glück gehabt? Sich die erste Waffe geschnappt, die ihm untergekommen war? So sah es nicht aus, wenn man in Betracht zog, wie er die Waffe hielt. Hat man häufiger mit Leuten zu tun, die mit Gewehren umgehen, dann weiß man schnell, ob sich jemand mit seiner Waffe wirklich wohl fühlt oder lieber eine lebende Kobra im Arm hätte. Außerdem waren sie hier im Norden von Michigan, und sie hatte mal in Wisconsin gelebt, wo praktisch jeder auf die Jagd ging. Sie hätte also wetten können, dass Pickel sich mit Waffen auskannte. Wie die anderen auch.
    Und sie wusste, worauf es hinauslief. Ihr Ende war mit Blut geschrieben, untermalt von einem kunterbunten Gesudel aus zerfetzten Klamotten und zerhackten Knochen.
    Nun, schüchtern zu sein brachte nichts. Sie zog mit den Zähnen die Handschuhe aus und behielt Spinne im Blick, während sie mit zitternden Fingern die Bindung der Schneeschuhe löste. Als sie aus ihnen trat, quietschte der Schnee unter ihrem Gewicht, aber sie sank nur zwei Fingerbreit tief ein. Gut. Sie nahm den Rucksack herunter, noch immer bei jeder Bewegung auf der Hut. Zu der Ausrüstung, die Jess darin verstaut hatte, gehörte ein

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