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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Klappmesser, allerdings war die Klinge gegen das machetenartige Feldmesser kaum mehr als ein Zahnstocher. Doch auch der Rucksack hatte sein Gewicht. Sechs, vielleicht acht Kilo. Mit der linken Hand schnürte Alex die Riemen enger. Könnte nützlich sein, falls sie nah genug …
    Ihre Gedanken gerieten aus der Spur, als die Luft plötzlich dicker wurde und eine vielschichtige Duftwolke – frisch gekochter Pflanzensaft aus Tannennadeln? – den Verwesungsgestank durchzog. Was war das? Sie sah, wie Spinne zu Wolf hinübersah – und dann, nur eine Sekunde später, wurde der stechende Kokelgeruch stärker. Die Veränderten warfen sich Blicke zu und fingen an zu grinsen, als hätte einer einen Insiderwitz gemacht.
    Blitzartig stand ihr die lange, schreckliche Straße nach Rule vor Augen – und wie sie plötzlich gemerkt hatte, dass Wölfe da waren, weil die Luft so schwer wurde, vor allem durch den Geruch des Alpharüden, der signalisierte: Wolf , ja, aber keine Bedrohung .
    Funktionierte so ihre Kommunikation? Komplexe Gedankengänge konnten nicht allein durch Geruch übertragen werden, oder doch? Alex wusste es nicht. Bienen tanzten. Und Vögel sangen, allerdings bewegten sich ganze Schwärme in Formation, ohne dass ein Laut zu hören war. Die Wölfe damals hatten nicht einmal leise geknurrt, und die Jugendlichen tauschten nur Blicke, während die Luft zu brodeln schien.
    Als wäre da plötzlich etwas, was vor ein paar Sekunden noch nicht da gewesen ist. Die Luft ist übervoll. Alex’ Kopf fühlte sich irgendwie hohl an. Aber das war nicht möglich – sie konnten doch wohl keine Gedanken lesen!
    Oder doch? Nein, das war verrückt. Aber war es verrückter als Alex’ plötzlicher überscharfer Geruchssinn? Dabei hatte sie sich nicht einmal verändert, jedenfalls nicht auf diese Weise.
    Nun ja, es gab einen Weg, das herauszufinden – zumindest was die telepathischen Fähigkeiten betraf. Denn ihr blieben nur zwei Möglichkeiten: Entweder ließ sie sich von Spinne umbringen …
    Ihre tastenden Finger umschlossen den Heuhaken und zerrten ihn los. Fünfzig Zentimeter kaltgewalzter Stahl, daumendick und scharf wie ein Eispickel.
    … oder -

2
    S ie stürmte vorwärts, mit gestrecktem Körper über den Schnee, und zielte mit dem Heuhaken direkt auf das Gesicht von Spinne, denn sie wollte, dass das Mädchen die tückische Stahlkrümmung sah. Eine tödliche Waffe – allerdings nur, wenn sie mit einem entschiedenen, harten Schlag etwas zu packen bekam, einen Arm oder ein Bein. Was kaum der Fall sein dürfte. Das Messer von Spinne hatte eine ziemlich lange Klinge. Ein gezielter Hieb, und der Kampf wäre vorbei.
    Alex probierte eine Finte und sah, wie Spinne entsetzt zurückwich. Damit war eine wichtige Frage beantwortet. Die Veränderten konnten vielleicht untereinander Gedanken lesen, aber nicht, was Alex dachte.
    Aus ihrer Lähmung gerissen, zückte Spinne das Feldmesser und hieb damit in weitem Bogen um sich. In allerletzter Sekunde zog Alex die Hand zurück und änderte ihre Taktik, zielte jetzt auf die Brust von Spinne statt auf ihr Gesicht. Spinne versuchte, sich darauf einzustellen, aber ihr Schwung wurde ihr zum Verhängnis. Das Feldmesser verfehlte Alex und zischte ziellos durch die Luft.
    Jetzt ging Alex auf sie los. Die stumpfe Krümmung knallte auf Spinnes Brustkorb, genau mittig und so heftig, dass Alex den Aufprall bis in die Schulter spürte. Mit einem Stöhnen taumelte Spinne zurück und versuchte dabei erneut, ihr Messer in Angriffsposition zu bringen. Alex sah die Klinge blitzen und straffte sich, schwang dabei den schweren Rucksack und hatte gerade noch Zeit, sich zu freuen, dass das Feldmesser nicht zweischneidig war.
    Mit einem dumpfen Schlag prallte der Rucksack auf Spinnes Kinn, sodass ihr Kopf nach hinten schnellte und das Mädchen, ein Wirbel aus blondem Haar und Wolfsfell, wegtrudelte. Aus dem Tritt gebracht versuchte Alex eine Drehung, aber der von ihnen beiden festgetretene Schnee war zu glatt. Sie merkte, wie sie ins Rutschen kam, und kämpfte vergeblich um ihr Gleichgewicht. Der Schnee kam in rasender Geschwindigkeit auf sie zu, sie fiel aufs Gesicht, dabei knallte der Haken mit voller Wucht auf den Boden. Zwar dämpfte der Schnee den Aufprall ein bisschen, trotzdem verrenkte sich Alex die Schulter und ließ mit einem Schrei den Haken los. Dann lag sie, die Rucksackriemen immer noch um die linke Hand geschlungen, keuchend auf der Seite. Ihre rechte Hand brannte wie Feuer, das Handgelenk tat

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