Ashford Park
Stahlkasten, mühsam die Eisentreppe hinuntertappte. «Willkommen.»
Addie wehrte sie mit ausgestrecktem Arm ab. «Rühr mich lieber nicht an. Ich bin völlig verdreckt.»
«Unsinn», sagte Bea und zog sie trotzdem an sich, nicht nur zu einem flüchtigen Anstandsdrücken, sondern zu einer handfesten Umarmung. Einen Moment lang pressten ihre Arme so stark, dass Addie die Knochen durch ihr Kleid spüren konnte. Bea war dünner, dünner, als sie in London gewesen war. Ihre Arme umfassten Addie mit einer drahtigen, ungestümen Kraft. «Du hast mir gefehlt.»
Bevor Addie antworten, bevor sie sagen konnte, sie habe ihr auch gefehlt, hatte Bea sie schon wieder losgelassen und trat zurück, beherrscht und selbstsicher, jeder Zoll die Debütantin, die sie gewesen war.
Während sie Addie von Kopf bis Fuß musterte, verzog sie das Gesicht zu einer komischen Karikatur von Mitgefühl. «Diese fürchterliche Eisenbahn. Was du jetzt brauchst», erklärte sie mit Bestimmtheit, «ist ein Drink.»
Addie sah bekümmert an sich und ihrem so sorgfältig gewählten Reisekostüm hinunter, das jetzt schmutzig und voller Schweißflecken war. So viel zu ihrem großen Auftritt. So viel zu ihrem Vorhaben, mit Bea zu konkurrieren. Sie hatte verloren, noch bevor der Wettstreit begonnen hatte. «Was ich brauche, ist ein Bad und meine Sachen.»
«Sollst du beides bekommen. Und einen Drink dazu.» Bea hakte sich bei Addie unter wie früher und zog sie mühelos durch das Gewühl. «Reisen ist immer eine Strapaze. Diese grässlichen kleinen Abteile und diese grauenhaften Leute, die an den Gleisen stehen und einem mit ihren kreischenden Stimmen ihren Tee andrehen wollen.» Bea hatte immer schon ein Talent besessen, andere nachzumachen. Sie tat es ganz automatisch, sekundenschnell verwandelte sie sich und verwandelte sich gleich darauf, schwupp, wieder zurück.
«So strapaziös war es gar nicht», sagte Addie, angestrengt bemüht, Schritt zu halten. Ihr kleiner Koffer war schwerer, als sie in Erinnerung hatte, und ihre kurzen Schritte waren Beas ausholenden nicht gewachsen. Sie versuchte, sich an Fetzen aus Davids Vorträgen zu erinnern. «Es ist wahrscheinlich jetzt, wo die Eisenbahnschienen gelegt worden sind, viel bequemer.»
«Ja», bestätigte Bea zerstreut. Lächelnd winkte sie einem Mann im hellen Anzug zu. «Das», bemerkte sie murmelnd aus dem Mundwinkel, «ist General Grogan. Er ist der Eigentümer von Torr’s Hotel. Da steigen wir nie ab.»
«Oh?» Der kleine Koffer knallte Addie immer wieder ans Knie. «Ist es …?»
«Gewöhnlich», sagte Bea wegwerfend. «Du wohnst natürlich sowieso bei uns, aber wenn wir in der Stadt sind, gehen wir in den Muthaiga Club. Oder ins Norfolk. Nie ins Torr’s.» Sie schenkte dem unglückseligen Eigentümer ein so strahlendes Lächeln, dass er über die eigenen Füße stolperte.
«Ah ja», sagte Addie, obwohl die Namen ihr nichts sagten. «Natürlich.»
Sie reckte den Hals, um sich umzuschauen, aber der Mann war schon verschwunden, und Bea dabei, ihr weiteres Wissenswerte zu vermitteln: über Pferderennen und Cocktailempfänge, über dieses Paar und jenes und wessen Farm am Ende war und wessen Bekanntschaft lohnenswert war.
«Du erinnerst dich sicher an Euan Wallaces erste Frau? Du hast die beiden doch bestimmt mal kennengelernt?» Zum Glück wartete Bea nicht auf eine Antwort, sondern redete gleich weiter, während sie sich durch das Menschengewühl drängten. «Sie hat sich vor Jahren von ihm scheiden lassen – oder er sich von ihr. Es ist schwierig, da auf dem Laufenden zu bleiben. Joss ist ihr Neuer, allerdings nicht mehr ganz so neu. Es sind inzwischen sieben Jahre? Oder acht?»
«Mhm», machte Addie und versuchte verzweifelt, nicht zu laut zu keuchen. Schweiß rann ihr in die Augen und machte sie halb blind, aber sie hatte kein Taschentuch in Reichweite, um ihn abzuwischen. Tapfer stolperte sie weiter. Sie war fest entschlossen, das beklemmende Gefühl zu ignorieren, das ihr sagte, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen hatte.
Statt der Welterfahrenen war sie die Naive, die von Bea in die Geheimnisse ihrer Welt eingeführt wurde, Geheimnisse, die Addie, da sie sie niemals ganz erfassen könnte, wieder von Beas Führung und Unterweisung abhängig machen würden.
Kurz, es ging geradewegs zurück in dasselbe alte Muster.
«Wie weit ist es noch?», fragte sie mitten hinein in Beas Referat.
«Nicht mehr weit.» Bea sah sie überrascht an. «Ach, Darling, du siehst völlig erledigt
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