Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
einen Kram, und ungeschminkt verließ sie selten das Haus. Bei genauerer Betrachtung war sie ziemlich genau die Sorte Mädchen, die sich normalerweise nicht für Geld und gute Worte mit einem Typen wie mir abgegeben hätte.
Dass sie es dennoch tat, lag zum einen daran, dass wir wie gesagt verwandt waren – Onkel Louis, Zaras Dad, ist der Bruder meiner Mom. Zum anderen war sie für ein Mädchen, dem die Jungs gleich dutzendweise nachliefen und das von anderen Mädchen für ihr Aussehen bewundert wurde, echt cool. Wenn ich nur daran dachte, wie sie sechs Wochen zuvor an meiner Seite geblieben war, als ich unerwartet Besuch aus der Hölle bekommen hatte …
»Warum sollte sich ein Langweiler wie Palmentari plötzlich überlegen, dass er seinen Schülern lieber das Leben versauen als ihnen etwas beibringen will?«, unterbrach Zara meine Gedanken. »Das ergibt doch keinen Sinn.«
Sie hatte völlig recht. Es ergab keinen Sinn. Nicht einmal zwei weitere Schokoriegel, mit denen ich die Klärung der Frage voranzutreiben versuchte, brachten mich diesbezüglich weiter.
Zara schnippte mit den Fingern. »Vielleicht hat Palmentari in den Ferien irgendwelche illegalen Drogen ausprobiert und ist auf einer davon hängen geblieben? Du weißt schon … etwas, das seine Persönlichkeit verändert hat.«
Trotz des Ernsts der Situation musste ich lachen. »
Drogen?
Gari Palmentari, der ödeste Typ der Schule?« Ich schüttelte den Kopf. »Dann noch eher ein außerirdisches Virus, das mit einem Meteoriten aus dem All in seinem Vorgarten gelandet ist.«
Zara zuckte mit den Schultern. »Ein böser Zwillingsbruder vielleicht? Einer, der nach Jahren aus dem Ausland zurückkehrt, den echten Gari Palmentari in den Kleiderschrank sperrt und unbemerkt seinen Platz einnimmt?«
Ich dachte kurz darüber nach, dann schüttelte ich den Kopf. »Es wäre ein zu großer Zufall, dass dieser Zwilling ebenfalls in Mathematik bewandert wäre. Ich meine, die Aufgaben, mit denen er uns traktiert, sind höllisch kompliziert. Der Fehler in der Gleichung heute war so gut versteckt, dass außer mir niemandem aufgefallen wäre, dass sie sich gar nicht lösen ließ.«
Wir diskutierten noch eine Weile weiter, ohne jedoch das Rätsel um Palmentaris Persönlichkeitswandel lösen zu können. Irgendwann begann Zaras Smartphone zu klimpern und erinnerte sie daran, dass sie mit zwei Freundinnen zum Eisessen verabredet war.
»Nimm’s locker«, sagte sie zum Abschied. »Vielleicht berappelt sich Palmentari ja ebenso plötzlich, wie er durchgedreht ist, und alles wird wieder normal.«
Daran konnte ich zwar nicht recht glauben, trotzdem dankte ich meiner Cousine für ihren Besuch und brachte sie nach unten.
Als ich in mein Zimmer zurückkehrte, tat ich das Einzige, was man in so einer Situation tun konnte: Ich fläzte mich mit einem Stapel Comics aufs Bett und versenkte mich in die Welt von Spiderman, wo sich Probleme aller Art mit klebrigen Spinnenfäden und ein paar deftigen Kinnhaken lösen ließen.
Nach einer Weile begann mein Magen zu knurren. Fader Gemüseeintopf war einfach keine geeignete Mahlzeit für einen heranwachsenden Jugendlichen! Ich griff unter das Bett, um mir eine Handvoll Schokoriegel aus meinem Geheimvorrat zu genehmigen.
Meine Finger fuhren ins Leere.
Seltsam. Erst gestern hatte ich dort eine XL -Packung deponiert. Abgesehen von den drei Riegeln, die ich während Zaras Besuch verputzt hatte, durften eigentlich noch keine fehlen. Ich kniete mich auf den Bettvorleger, peilte unter den Lattenrost – und sah mich mit der schrecklichen Gewissheit konfrontiert.
Nichts!
Ich dachte konzentriert nach. Hatte ich mich im Wochentag vertan, und Moms Wohnungsputz war mir in die Quere gekommen? Wenn sie mit dem Staubsauger unter dem Bett (oder an anderen gewitzten Stellen) auf Süßigkeiten stieß, ließ sie diese gewöhnlich verschwinden, in dem irrigen Glauben, damit meiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. Hatte sie gestern Nachmittag, als ich ein Playstation-Spiel zurück in die Videothek brachte, Staub gesaugt und meinen Vorrat einkassiert? Dann musste sie allerdings drei Riegel übersehen haben …
Verdammt, diese Palmentari-Sache machte mich noch völlig weich in der Birne! Wütend marschierte ich in die Küche, um mir zur Kräftigung meiner angeschlagenen Nerven ein paar Scheiben Toast mit Nussnugatcreme zu machen.
Fingerdick
Nussnugatcreme!
Doch in der Küche erwartete mich die nächste böse Überraschung. Das extragroße Vorratsglas, zu
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