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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition)

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition)

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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es?«
    »Beweise? Mir passieren am laufenden Band Dinge, für die es keinerlei logische Erklärung gibt!«
    »Das Fehlen von Erklärungen ist kein Beweis«, widersprach Oma Bessie. »Sonst müsste es auch als bewiesen gelten, dass im schottischen Loch Ness eine Seeschlange herumschwimmt.«
    »Hä?«
    »Oder dass im Himalajagebirge riesige, behaarte Affenmenschen barfuß durch den Schnee stapfen.«
    »Ah.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Für diese Dinge gibt es keine rationale Erklärung. Dennoch würde kein seriöser Wissenschaftler behaupten, die Existenz dieser Phänomene gelte als bewiesen.«
    »Verstehe.« Oma Bessie hatte es für ihr Alter noch ziemlich drauf.
    Sie nahm sich einen Keks vom Teller und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Ich gebe zu, deine Erlebnisse sind höchst ungewöhnlich. Aber sie müssen nicht zwingend auf etwas Übernatürliches zurückzuführen sein.«
    Ich blickte durchs Fenster, hinaus auf Oma Bessies winzigen Balkon, und dachte über ihre Worte nach. Klar, wenn man es darauf anlegte, ließ sich für alles auch eine natürliche Erklärung finden: eine exotische chemische Reaktion im Pappmaschee von Bruce, dem glücklosen Triceratops; ein unmerkliches Miniaturerdbeben, das in Mr Carlsens Laden eine Geschirrlawine auslöste; die vererbten Gene eines unbekannten Zarkoff-Vorfahren, der Handballprofi gewesen war. Dass all diese unglaublich
zufälligen
Zufälle geballt hintereinander auftreten sollten, erschien mir jedoch eher unwahrscheinlich.
    Ein Geräusch ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Es war ein tiefer, grollender Laut, dumpf und irgendwie feucht. Ich hatte etwas Ähnliches schon oft gehört, aber Oma Bessies Wohnung war so ziemlich der letzte Ort, wo ich damit gerechnet hätte.
    Es war ein Rülpser. Und zwar einer der lautesten und längsten, die mir je untergekommen waren! Dem Klang nach schien sein Verursacher am Grund eines tiefen Brunnenschachts zu sitzen, wog mindestens acht Zentner und hatte gerade acht Flaschen Sprudel auf ex getrunken.
    Oma Bessie war noch recht rüstig, zugegeben. Aber
das
überraschte mich nun doch.
    Ehrfürchtig drehte ich mich um – und erkannte sofort, dass ich mich getäuscht hatte: Oma Bessies Mund war geschlossen, zwischen ihren dritten Zähnen steckte der Keks, den sie gerade zum Abbeißen hineingeschoben hatte. Sie hatte den Kopf gehoben, ihr Blick war auf etwas hinter ihrer Schulter gerichtet.
    Der Rülpser verebbte mit einem widerwärtigen Blubbern.
    Ungläubig beobachtete ich, wie sich das gebogene Maul des ausgestopften Elchkopfs wieder schloss. Für einen winzigen Augenblick schien ein zufriedenes Grinsen seine wulstigen Lippen zu umspielen, dann sah die hässliche Trophäe wieder aus wie immer.
    »Was zum …?« Ich starrte entgeistert vom Elch zu Oma Bessie und wieder zurück.
    Oma Bessie nahm den Keks aus dem Mund und legte ihn vorsichtig auf den Teller zurück. Im Nebenzimmer begann das Teewasser zu pfeifen. Oma Bessie murmelte etwas, das klang wie »Hochinteressant«, erhob sich und ging hinaus.
    Eine Gänsehaut überzog meinen Rücken. Hatte ich richtig gehört? Und
gesehen?
Der monströse Rülpser konnte keine Einbildung gewesen sein, Oma Bessie hatte ihn ja auch bemerkt. Nervös sah ich mich im Zimmer um. Doch außer mir war definitiv niemand hier.
    Oma Bessie erschien, ein Tablett mit zwei dampfenden Teetassen und einem Kännchen Milch in den Händen. Wortlos stellte sie alles auf dem Couchtisch zwischen uns ab. Sie nahm sich eine Tasse und ließ zwei Stück Würfelzucker hineinfallen.
    Mich hielt es vor Nervosität kaum noch auf meinem Sitz. »Sag schon, Oma: Was um alles in der Welt kann so abartig …«
    Weiter kam ich nicht, denn in diesem Augenblick rastete irgendwo über meinem Kopf etwas ein. Ein leises
Ping
ertönte, dann öffnete sich quietschend das Türchen der Wanduhr. Ich hörte das vertraute »Kuckuck«, mit dem der künstliche Vogel die Anzahl der vollen Stunden verkündete.
    Als kleines Kind hatte ich diese Kuckucksuhr geliebt. Stunde um Stunde hatte ich vor dem mit Schnitzwerk verzierten Gehäuse ausgeharrt, um nur den Moment nicht zu verpassen, wenn der mechanische Piepmatz am Ende des ausfahrbaren Stegs herausschnellte.
    Heute war der künstliche Vogel für mich natürlich nichts Besonderes mehr. Ich sah daher nicht auf, sondern nahm mir die verbliebene Teetasse und begann, Zuckerstücke hineinzuwerfen. Plötzlich fiel mir auf, dass Oma Bessies Blick starr auf etwas gerichtet war, das sich über mir an

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