Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition)

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition)

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
hatte, weitaus größer war als ihr Ärger. Leider rettete mich das nicht.
    Eine knappe Sekunde später fuhr Ellies Hand klatschend auf meine linke Backe nieder, in der augenblicklich ein heißer Schmerz aufflammte.
    Zwei weitere Sekunden darauf grölte der ganze Bus vor Lachen, und ich lief röter an, als ich je in meinem Leben gewesen war. Das Einzige, was in diesem Moment dafür sorgte, dass ich einigermaßen die Fassung behielt, war meine unbändige Wut – Wut auf einen ganz bestimmten Fahrgast, dessen raues, kieksiges Gelächter niemand im ganzen Bus hören konnte außer mir.
    In der ersten Schulstunde stand Bio auf dem Plan. Und eine schriftliche Hausaufgabenüberprüfung. Mrs Seweryn hatte vor dem Beginn der Stunde bereits ein halbes Dutzend Fragen an die Tafel geschrieben. Wir mussten direkt nach dem Reinkommen unser Schreibzeug auspacken und loslegen.
    Meine Wange pochte wie ein Eiterpickel kurz vor dem Bersten. Ich war mir sicher, dass man den Abdruck von Ellies Hand noch tagelang darauf würde sehen können. Natürlich hatte ich Asmoduin in dem überfüllten Bus nicht zur Rede stellen können, ebenso wenig auf dem Weg ins Schulgebäude, den ich – genauer:
wir
– rennend zurücklegen mussten, da der Bus wie üblich viel zu lange gebraucht hatte.
    Momentan stand der Jungteufel ganz artig, mit auf dem Rücken gefalteten Händen, ein paar Meter von mir entfernt und betrachtete Mr Magersucht. So hatten irgendwelche Oberstufenschüler das künstliche Skelett getauft, das in einer Ecke des Biosaals von einer Art Kleiderständer baumelte. Von mir aus. Falls er auf die Idee käme, das Ding von der Halterung zu schubsen und Mr Magersuchts Bestandteile über den Boden zu verteilen, käme dabei wenigstens niemand zu Schaden.
    Grimmig konzentrierte ich mich auf den Test.
    Als ich etwa drei Minuten später das nächste Mal aufblickte, stand Asmoduin direkt neben Mrs Seweryns Pult!
    Die kleine weißhaarige Frau übertrug gerade Noten aus ihrem Merkheft in irgendwelche offiziell aussehenden Formulare. Wie immer stand neben ihr auf dem Tisch eine große, dampfende Thermoskanne. Mrs Seweryn brachte sich regelmäßig einen besonderen Tee mit, den sie aus seltenen Kräutern herstellte. Irgendwann hatte sie uns den ganzen mühsamen Prozess einmal an der Tafel skizziert; als sie berichtete, bestimmte Zutaten müssten unbedingt bei Neumond gepflückt werden, hatte ich mich ausgeklinkt und stattdessen unter der Bank mit den Abenteuern von Captain America beschäftigt. Das Einzige, was ich noch wusste, war, dass die Herstellung ihres Gebräus extrem aufwendig war.
    Asmoduins Arm war ausgestreckt, sein roter Zeigefinger schob die geöffnete Thermoskanne behutsam, Millimeter für Millimeter, auf den Rand der Tischplatte zu. Als er merkte, dass ich auf sein Tun aufmerksam geworden war, erschien wieder das haifischartige Grinsen auf seinem Gesicht.
    Der Gedanke, Mrs Seweryn könnte Opfer eines von Asmoduins saudummen Späßen werden, gefiel mir nicht. Daher begann ich, wild den Kopf zu schütteln. Doch offenbar hatte ich meine Befehlsgewalt über ihn mit dem Lösen des Heptagramms von seinem Bauch verloren. Der kleine Teufel reagierte nicht. Ebenso wenig auf meine drohenden Gesten, erst mit einer, dann mit beiden Händen. Allenfalls sein Grinsen wurde nochmals eine Spur hämischer, und sein Finger schob die Thermoskanne noch etwas rascher auf die Kante zu.
    Ich stand auf. Mrs Seweryn sah von ihren Papieren hoch und hob fragend die Brauen. »T… Toilette«, stammelte ich, während ich aus dem Augenwinkel die Kanne beobachtete, die gerade unbemerkt die letzten Zentimeter zur Tischkante zurücklegte.
    Mrs Seweryn sah demonstrativ auf die Uhr – der Unterricht hatte vor nicht mal zehn Minuten begonnen –, dann zuckte sie mit den Schultern, nickte und widmete sich wieder ihren Unterlagen.
    Auf dem Weg zur Tür kam ich an ihrem Pult vorbei. Was genau ich dort unternehmen wollte, war mir bis zu dieser Sekunde noch nicht klar, aber Asmoduin nahm mir die Entscheidung ab: Lautlos gab er der Kanne einen finalen Schubs und beförderte sie den entscheidenden Millimeter über die Kante. Wie in Zeitlupe begann das Gefäß zu kippen.
    Mag sein, dass eine Ladung Tee auf dem Boden eines Schulsaals keine Katastrophe ist. Der Umstand, dass die Thermoskanne gewiss nicht billig gewesen war und ihr Innenleben beim Aufprall kaputt gehen würde, vielleicht schon eher. Am ärgerlichsten würde allerdings sein, dass Mrs Seweryn sich all die Mühe mit dem

Weitere Kostenlose Bücher