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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition)

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition)

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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meinem höllischen Gast befreien, geplatzt wie ein mit Luft vollgepumpter Ochsenfrosch.
    Zara nickte ernst. »Offenbar ist die Bindung, die Sekundus’ Heptagramm zwischen Asmoduin und dir geschaffen hat, zu stabil, um sie mit einem simplen Spruch zu lösen. Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir stärkere Geschütze auffahren.«
    »Karies und Wurzelentzündung! Bei einem magischen Ritual kann aber einiges in die Hose gehen, Schwabbel«, meldete sich Asmoduin unvermittelt von seinem Sitzsack zu Wort. Er hatte erneut einen Ohrstöpsel herausgezogen und war unserem Gespräch offenbar interessiert gefolgt. Das überraschte mich, denn bislang war der Teufel meinen Bemühungen, einen wirksamen Gegenzauber zu finden, eher mit Desinteresse begegnet.
    »Es gab da mal einen Schwarzmagier, irgendwo in Usbekistan oder so«, fuhr er mit gefährlich verengten Augen fort. »Der hatte es sich in den Kopf gesetzt, einen ziemlich einflussreichen Teufel aus Sulphurgart zu beschwören. Wochenlang bastelte er an einem Ritual mit allem möglichen Brimborium: Talgkerzen, gewonnen aus menschlichem Ohrenschmalz; Blut bei Neumond geborener Erdkröten, die mit einer silbernen Klinge enthauptet wurden; eine Flöte, geschnitzt aus dem Brustbein eines zweihundert Jahre zuvor fälschlich zum Tode verurteilten Strafgefangenen. Die Liste war endlos …«
    »Und weiter?« Zaras Gesicht zeigte, wie stets, wenn sie den kleinen Teufel betrachtete, einen Ausdruck von Neugier und Faszination. Ich argwöhnte, dass sie in Asmoduin etwas sah wie ein exotisches Haustier, einen seltenen Hund oder so. Trotz meiner Berichte über die grässlichen Ereignisse, in die ich dank seiner Einmischungen verstrickt worden war, schien ihr noch nicht hundertprozentig klar zu sein, dass ich Asmoduin liebend gern gegen einen Hund jeglicher Rasse und Größe eingetauscht hätte. Im Zweifelsfall auch gegen einen tollwütigen.
    »Ich sag dir, was weiter!« Asmoduin richtete sich halb in seinem Sack auf. »Der Kerl wartete bis zum Vollmond. Wie jedes Vorschulkind weiß, wirken paranormale Energien, die bei einem Ritual freigesetzt werden, bei Vollmond am stärksten.«
    »Ach?« Das hatte er bisher noch mit keinem Wort erwähnt.
    »Dass
du
das nicht weißt, überrascht hier keinen, Schwabbel«, zischte Asmoduin. »Als der Mond voll war, begann der Typ jedenfalls, wie vorgeschrieben die nötigen lateinischen Formeln abzusingen. Er folgte einer streng vorgegebenen Melodie und tanzte dazu auf eine exakt definierte Weise um den Altar mit den Opfergaben herum, berührte mal diese, mal jene, alles in einer peniblen Reihenfolge.« Er hob spannungsheischend die Arme. »Irgendwann näherte sich das Ritual seinem Ende. Der Magier vollführte die letzte im Beschwörungstanz vorgeschriebene Drehung, sang die letzte erforderliche Zeile und verstreute in hohem Bogen ein Pülverchen, das er nach den Angaben seines Zauberbuches aus Pyronit gewonnen hatte, einem seltenen, nur in großer Tiefe vorkommenden Edelgestein. Und
daaaann
…«
    Er legte eine dramatische Pause ein. Als sie immer länger wurde, mischte ich mich ein: »Und dann erschien ihm Satan höchstpersönlich und jagte ihm einen höllischen Schrecken ein. Stimmt’s?«
    Asmoduin legte den Kopf schief und sah mich belustigt an. »Nö. Der Boden des Beschwörungszimmers brach auf, eine meterdicke Säule glutflüssiger Lava schoss hervor und verbrannte Schwarzmagier, Altar und alles in einem Umkreis von hundert Metern zu schwarzer, dampfender Schlacke.«
    »Hä?« Zara runzelte verwirrt die Stirn. Genau wie mir schien ihr die Moral der seltsamen Geschichte entgangen zu sein.
    Schulterzuckend ließ sich Asmoduin in den Sitzsack zurücksinken. »Der Typ hatte eine seiner Talgkerzen falsch aufgestellt – ein paar Millimeter zu weit neben der Linie des magischen Pentagramms. Prompt ging die Sache brachial schief.« Er zerknüllte die geleerte Chipstüte und schleuderte sie in hohem Bogen von sich. »Was ich damit sagen will: Wenn man bei so einer Ritualkiste nicht bestialisch aufpasst, wird sie ganz schnell zur letzten Ritualkiste, an der man sich versucht. Capito?«
    Ich nickte wortlos. Meine Lust, eine der ekligen Prozeduren durchzuführen, war während der letzten Minuten noch weiter gesunken. Aber was konnten wir sonst noch unternehmen? Mein Versuch, am Freitag telefonisch zu Sekundus in der Klinik durchzukommen, war fehlgeschlagen. Der Patient leide an einer »schweren nervlichen Krise«, wie man mir sagte. Bis auf Weiteres könne

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