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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Querformat! Der erneute Anblick seiner unzähligen spitzen Zähne beunruhigte mich mehr, als ich zugeben wollte. Ich zog mir den Schreibtischstuhl heran, drehte ihn mit der Lehne nach vorne und setzte mich darauf, wie ich es in zahllosen Fernsehkrimis gesehen hatte. (Mir war nie klar gewesen, wieso sich Polizisten beim Verhör immer falsch herum auf ihre Stühle setzten, aber jetzt merkte ich, dass sich die Lehne vor der Brust irgendwie besser anfühlte. Sicherer.)
    »Jetzt mal der Reihe nach und ganz von vorn«, begann ich. »Du heißt also Asmoduin. Was hast du hier zu suchen? Und woher kommst du?«
    Asmoduin erwiderte meinen Blick mehrere Sekunden lang, wobei er geräuschvoll mit offenem Mund vor sich hin schmatzte. Schließlich schluckte er und sagte kopfschüttelnd: »Was für eine saublöde Frage, Schwabbel. Ich komme natürlich aus der Hölle!«

Kapitel 9 in dem unerhörte Dinge gehört werden
     
    »Aus der …« In meinem Bauch breitete sich ein Gefühl aus, wie ich es bisher nur ein einziges Mal erlebt hatte: als Zara mich in einem Freizeitpark dazu überredete, mit ihr eine Achterbahn mit Namen »Todeslooping« zu besteigen. In dem Moment, als der Sicherungsbügel herunterklappte und mir klar wurde, dass es kein Zurück gab, hatte sich mein Magen ähnlich angefühlt – halb flüssig, als sei er gerade dabei, sich selbst zu verdauen.
    »Aus der
Hölle?
«, wiederholte ich krächzend. Den Todeslooping hatte ich damals irgendwie überstanden. Hier überkam mich das ungute Gefühl, dass ich eventuell weniger glimpflich aus der Sache herauskommen würde.
    »Das waren meine Worte, Schwabbel.« Asmoduin nickte und schmatzte.
    »Ah, klar. Super.«
    Meine Gedanken rasten. Was hatte ich angerichtet? Wenn dieses Wesen tatsächlich aus der Hölle stammte, hatte ich mir durch seine Bannung möglicherweise mein eigenes Grab geschaufelt! »Aus der Hölle«, murmelte ich noch einmal. Ich hörte mich ohne Zweifel wie ein begriffsstutziger Idiot an.
    Asmoduin verdrehte die Augen. »Ja, bei Luzifers achtundzwanzig säuregefüllten Mägen: aus der Hölle! Der Unterwelt. Dem Orkus. Dem ewigen Abgrund. Dem Reich der Finsternis. Oder auch Hel, wie die anerkannte Bezeichnung unter sämtlichen auch nur ansatzweise vernunftbegabten Lebensformen lautet.« Ungeduldig wickelte er den zweiten Schokoriegel aus und stopfte ihn sich in den Mund.
    »Aber das würde ja bedeuten, dass du … also, dass du ein
Teufel
bist!« Nur widerstrebend kam mir das Wort über die Lippen. Mit gerunzelter Stirn musterte ich Asmoduins gespaltenen Huf, den roten pfeilförmigen Schweif. Ich hob den Zeigefinger und deutete auf die beiden Ausbuchtungen auf seiner Stirn. »Müsstest du dann nicht eigentlich Hörner …«
    »Keine Witze darüber, verstanden?« Mit einer Behändigkeit, die ich ihm nie zugetraut hätte, fuhr Asmoduin vom Bett hoch. »Ich bin noch jung, nur deshalb ist mein Gehörn noch nicht durchgebrochen.« Erdnusskrümel sprühten aus seinem Mund in meine Richtung. »Das ist was ganz Normales, hörst du, Schwabbel? Das kann jedem Jungteufel passieren!«
    »Sofort hinsetzen«, keuchte ich. Ich hatte mich höllisch erschrocken.
    Widerstrebend nahm Asmoduin wieder Platz. Ich dankte stumm den Göttern dafür, dass das, was Sekundus über das Heptagramm und die Macht gesagt hatte, die es verlieh, tatsächlich der Wahrheit zu entsprechen schien.
    »Was soll das heißen, ›jung‹?«
    »In siebenundvierzig Tagen, siebzehn Stunden, neunundvierzig Minuten und acht Sekunden feiere ich meinen einhundertdreiundachtzigsten Geburtstag«, erwiderte Asmoduin, ohne mit der Wimper zu zucken. Als ich ihn fassungslos anstarrte, leckte er sich die Lippen und fügte hinzu: »Wie du korrekt folgerst, bedeutet das, dass ich erst in der einhundertsiebzehnten Klasse bin.« Er senkte die Lider und unternahm einen Versuch, lässig auszusehen – ein Unterfangen, das aufgrund des schokoladenverschmierten Gesichts und der wenig eleganten Latzhose gehörig misslang. »Mach dir nichts draus, ich werde ständig älter geschätzt, als ich bin.«
    Ich hatte überhaupt nichts gefolgert, aber ich war ohnehin noch damit beschäftigt, die neuen Informationen zu verdauen. Es widerstrebte mir zu glauben, dass es sich bei der Hölle – dieser unsympathischen Gegend aus biblischen Schriften, wo die Seelen der Sünder nach ihrem Tod in ewiger Qual schmoren mussten – um einen realen Ort handeln sollte. Noch mehr ging mir die Vorstellung gegen den Strich, dass ausgerechnet
ich
durch

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