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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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wirst fortan über die Kreatur gebieten können!
    Ohne lange nachzudenken, rief ich: »Halt die Klappe!«
    Zu meiner Überraschung wurde es augenblicklich mucksmäuschenstill.
    Ich beschloss, die Probe aufs Exempel zu machen. »Komm da unten raus«, befahl ich, wobei ich mich bemühte, meine Stimme fest und furchtlos klingen zu lassen. Gar nicht so einfach, wenn man im Pyjama in der Finsternis steht und nur einen Millimeter davon entfernt ist, sich vor Aufregung in die Hose zu machen.
    Bange Augenblicke rührte sich nichts. Dann begann der rote Schweif zu zucken und länger zu werden. Natürlich wurde er nicht wirklich länger, vielmehr schob sich das, woran der Schwanz hing, langsam unter dem Bett hervor.
    Zuerst kam ein nackter Fuß zum Vorschein, knallrot und ein Stück kleiner als einer von meinen. Es folgten mehrere zerknüllte Schokoriegel-Papierchen, dann ein zweiter Fuß.
    Genau genommen tauchte ein zweites
Bein
auf, an dessen Ende etwas saß, das entfernt an einen Fuß erinnerte. Das Ding war klobig und rund, schien aus einer roten, hornartigen Substanz zu bestehen und war vorne gespalten.
    Ein Huf!
    Als Nächstes folgte ein Hinterteil, rund und gut gepolstert, weitere Einwickelpapierchen, dann zwei kurze, kräftige Arme. Mehrere genuschelte Flüche später stand schließlich eine der sonderbarsten Gestalten vor mir auf dem Bettvorleger, die ich in meinem ganzen Leben gesehen hatte.
    Das Wesen war etwa so groß wie ein fünfjähriger Junge und rot von Kopf bis Fuß. Seine einzige Bekleidung bestand aus einer Latzhose. Sie war ebenfalls rot, aus dickem, grobem Stoff und mit einer kleinen Öffnung auf der Rückseite für den gepfeilten Schwanz.
    Der geringen Körpergröße zum Trotz hatte das Wesen eine Statur, die an einen ausgewachsenen Bauarbeiter denken ließ – einen Bauarbeiter, der sich sein Leben lang von dick belegten Wurststullen und Bier ernährt hatte. Von
vielen
Wurststullen und
viel
Bier. Der Bauch unter der gewölbten Latzhose hätte selbst Bud Spencer Neid abgerungen.
    »Exkrement und Wolkenbruch!«
    Mein fassungsloser Blick glitt höher, fand ein pausbäckiges Mondgesicht und kurz geschnittenes, grellrotes Haar. Auf der Stirn, über zwei schwarzen, wütend blitzenden Schweinsäuglein, waren zwei Beulen zu erkennen, so groß wie die Kuppe eines Daumens. Die Haut darüber war etwas heller als der Rest, sie glänzte fast orange. Ein netter Kontrast zu den hamsterartigen, mit Schokolade beschmierten Backen eine Etage tiefer.
    »Eine Riesenschweinerei ist das«, beschwerte sich das Geschöpf und blickte an sich herunter. Quer über seiner Brust klebte das Blatt mit der Kopie des Heptagramms. An den Ecken, die leicht abstanden, konnte man erkennen, dass das Papier durch zähe Fäden mit der Latzhose verbunden war. Die klebrige Masse leuchtete schwach, wie Zauberhonig. Ich war mir absolut sicher, dass diese Klebe am Abend, als ich das Blatt unter dem Bett deponiert hatte, noch nicht da gewesen war.
    »Exekution und Steppenrand! Das ist nicht die feine englische Art«, behauptete der rote Junge und deutete anklagend auf das Heptagramm. »Du hast wahnsinniges Glück, dass ich heute meinen versöhnlichen Tag habe. Wenn du den Bann innerhalb der nächsten fünf Sekunden aufhebst und mich gehen lässt, sehe ich möglicherweise davon ab, dir jeden Zahn einzeln auszureißen und mir eine Rassel daraus zu basteln.«
    Zu meiner eigenen Überraschung blieb ich relativ cool. Dafür gab es zwei Gründe: Einerseits war mir bisher, allen Drohungen der Kreatur zum Trotz, nichts geschehen. Andererseits entging mir nicht, dass in der Stimme des roten Jungen Unsicherheit mitschwang.
    Ich lauschte kurz in Richtung Tür, doch auf dem Flur war nichts zu hören. Vermutlich hatte Mom im Pflegeheim einen harten Tag gehabt. Der Lärm schien sie nicht geweckt zu haben.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen und sagte: »Wer oder was bist du?«
    Die Haltung des roten Jungen straffte sich. Er reckte die schmächtigen Schultern und zog den ausladenden Bauch ein. Zumindest ein paar Millimeter. »Erbebe in Ehrfurcht und Todesangst, Sterblicher! Ich bin Asmoduin, Vernichter von Welten, Abkömmling des edlen Stammes der Baal und Urururgroßenkel Shaitans III ., des fürchterlichen und allmächtigen Herrschers der Unterwelt.«
    »Asmoduin?«, wiederholte ich zweifelnd, wobei mein Blick auf einen halb geschmolzenen Schokoriegel fiel, den der Vernichter von Welten noch immer in seiner linken Hand hielt.
    Als der rote Junge meinen Blick

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